Platten_PunxNotDead: Herzensbrecher und Coverbands
Herzensbrecher und Coverbands
American Heartbreak und Disco Ensemble debütieren - und Punk-Größen versammeln sich auf dem "Give ´em The Boot"-Sampler.
09.01.2005
Eigentlich wollte sich Peter Punk Sorgen um seine Musik machen. Irgendwie kam da nicht viel interessantes heraus im Jahr 2004 ... Das änderte sich jedoch schlagartig, als die alten Heroen von Bad Religion zurückkehrten oder sich Green Day mit "American Idiot" ihrer Wurzeln besannen. Und weg waren die Zweifel, die ja - da stimmen wir dem Peter zu - mit Recht da waren. Schließlich begann selbst das Parade-Punk-Label Epitaph, (fast) mehr HipHop- als Punk-Alben zu veröffentlichen.
Aber abgesehen von Bad Religion und Green Day gab es da und dort Highlights: Flogging Molly zum Beispiel, Social Distortion, Good Charlotte und mehr. Einige vergessene Platten aus dem verblichenen Jahr gibt es aber noch, die hier nicht besprochen wurden.
Das Label mit dem verteufelt schönen Namen I Used To Fuck People Like You In Prison Records etwa ist Garant für rockende Kost von besonderer Qualität. Ihm ist es zu verdanken, daß Europa endlich in den Genuß des American Heartbreak-Debüts "Postcards From Hell" kommt. Wurde auch Zeit, nachdem die Jungs (siehe Bild) aus San Francisco bereits seit drei Jahren auf Europas Bühnen mit viel Punk-Attitüde gerockt haben.
Disco Ensemble aus Finnland debütieren ebenfalls und mit ihren "Viper Ethics" beschwören sie den härteren Punk mit einer feinen Portion Metalcore.
Bereits im Jahre 2003 spielte die Allstar-Band Me First And The Gimme Gimmes (im Bild) auf Jonny Wixens Bar Mitzvah. Ende 2004 kam schließlich die CD heraus und im Booklet beschreibt der junge Benjamin Rosenblatt, warum die Gimme Gimmes, die sich quer durch die Musikgeschichte covern, weder an die Band Mudvayne von Sheila Wassermans Bar Mitzvah herankommen, noch an Twisted Sister, die bei Mike Fink für die Musik gesorgt haben.
Zum Schluß, sozusagen als Zugabe, geben sich allerlei Punk-Größen auf dem "Give ´em The Boot"-Sampler ein Stelldichein. Hellcat weiß, was der Iro-Träger von heute, der Schmalzlocken-Psychobilly oder der Ska-Rasta hören wollen.
Milan Knezevic
American Heartbreak - Postcards From Hell / You Will Not Be Getting Paid!
ØØØØ
I Used To Fuck People Like You In Prison Records
(USA/15. 11. 2004)
Endlich auch bei uns zu haben: das 2000er Debütalbum "Postcards From Hell" einer Band mit dem zugegeben etwas obskuren Namen American Heartbreak. Selbst wenn auf dem Cover alles darauf hinweist, daß es sich bei der Doppel-CD "Postcards From Hell/You Will Not Be Getting Paid!" um eine Sammlung seichter Lovesongs handelt - man gründlich daneben und schon der Opener "Superstar" zerstreut sämtliche Zweifel. Die Platte rockt mit viel Punk-Attitüde! Genauer: Während andere stupid ihren Pop-Punk spielen, verfeinert ihn das kalifornische Quintett um Sänger Lance Boone mit einer gehörigen Portion Glam und Rock. Auf diese Weise entstehen 15 gefällige Songs mit so schönen Titeln wie "Brain Vacation", "Idiots On Parade", "Seven Time Loser" oder "I Wish You Were (Dead)".
Nur die zweite Scheibe hätte man sich sparen können, denn die Live-Songs der "You Will Not Be Getting Paid"-CD sind von miserabler Qualität und das Akustik-Set mag auch nicht so überzeugen. Aber das alles muß man sich ja auch nicht anhören, denn was zählt, ist die "Postcards"-Platte. Und die rockt, wie gesagt.
Links:
Me First And The Gimme Gimmes - Ruin Jonny´s Bar Mitzvah
ØØØØ
Fat Wreck/emv
(USA/18. 10. 2004)
Schon etwas älter die Scheibe, aber durchaus noch erwähnenswert, ist "Ruin Jonny´s Bar Mitzvah" von den Me First And The Gimme Gimmes. Hier covert sich die Punk-Allstar-Band quer durch die Musikgeschichte und sorgt sogar da und dort für einige Lacher.
Aber der Reihe nach: "Mr. NOFX" Fat Mike, die Lagwagons Joey Cape und Dave Raum, Spike Slawson von den Swingin' Utters und Jake Jackson (Jackson Junited, Foo Fighters) spielen in einem charmanten Live-Gewand "Stairway To Heaven" nach, "Strawberry Fields Forever" von den Beatles, dazu Blondies "Heart Of Glass" oder "Always On My Mind" von Elvis, das traditionelle "Auld Lang Syne" oder das jüdische "Hava Nagila". Alles angeblich auf einer Bar Mitzvah eines Jonny Wixen aufgenommen. Im Booklet finden sich neben vielen Fotos Kommentare aus der absolut lesenswerten Sicht des jungen Benjamin Rosenblatt, dem das fest nicht nur die Band so gar nicht gefallen wollte. Auch die Eiscreme war verflucht schwer zu bekommen. Und daß die Gimme Gimmes Einstiege verpfuscht und sich in den Songs einige Male verspielen, kommentiert Benjamins Dad so: "Übung? Verdammt, ich glaube sogar, daß sich die Band vor heute abend nicht einmal gekannt hat."
Ach ja: Wem das Booklet nicht reicht, um in Stimmung für die Scheibe zu kommen, für den gibt es auch noch einen Video-Clip. Somit eine rundum gelungene Scheibe mit viel Fun-Appeal.
Links:
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