Platten_Prophets vs. Profits: Crunk oder was?
Crunk oder was?
Der Southside-Stil boomt in den Staaten. Das zeigen Chingy, Jacki-O, die Ying Yang Brothers und Lil Jon. Mit viel Watt in den Auto-Boxen funktioniert das auch in Floridsdorf oder Karlstetten.
16.01.2005
Crunk hin, Crunk her. Tatsache ist, daß auf der anderen Seite des großen Teichs mit diesem Unter-Genre des Southside-Stils momentan viele Popos zum Wackeln und Kassen zum Klingeln gebracht werden. Ein Urschrei, fette Beats ... und schon ist es da, das Ansehen! Daß es auch hierzulande gar nicht mal so schwer ist, sich in das seltsame neo-amerikanische Lebensgefühl hineinzuversetzen, zeigen die europäischen Verkaufszahlen der Crunk-Platten. Bevor also diese seichten HipHop-Geräusche durch deutschsprachige Pseudo-Künstler noch mehr verwässert werden, als es die kranken Crunker mit dem Southside-Stil gemacht haben, widmen wir uns noch einmal schnell einigen dieser Rapper.
Da wäre einmal Chingy. Der zählt zwar nicht unbedingt zu 100 Prozent dazu, aber das mag man eigentlich gar nicht glauben, wenn man das Cover seiner neuen CD mit den beiden Schlitten und kurvigen zweibeinigen Hasen sieht. Außerdem hat Chingy viel vor, will er doch auf seinem Longplayer "Powerballin’" unter anderem Ärsche zum Reden bringen.
Garantiert zu dieser HipHop-Spielart gehören jedenfalls Jacki-O (offenherz[e]ig - sehr gut zu sehen auf dem Bild), Ying Yang Twins (schreiend) und Lil Jon (brüllend).
David Meixner
Chingy - Powerballin´
ØØ
Capitol/EMI
(USA/15. 11. 2004)
"Jackpot" war der erste Streich ... und der zweite kein Vergleich. Chingy und seine Adjutanten dürften vom Abheben des Nummer-1-Hits "Right Thurr" noch etwas benebelt sein, denn die Selbstsicherheit, mit der die Track Starz Chingys zweites Album produzierten, steht in keinem Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Talent. Scheint aber egal zu sein, denn Hauptsache ist, Chingy selbst hat kein Problem mit seinem Selbstbewußtsein, auch wenn weder Flow noch seine Stimme überzeugen können. Lyrics? Nun, der Erlebnishorizont des Rappers rotiert nur um Autos, Pimps und Hoes herum.
Am Cover zeigt sich Chingys "Bescheidenheit": Genügte beim ersten Album noch ein Auto im Hintergrund, sind es nun zwei Nobelkarossen, drei leichtbekleidete Damen und winkende Dollarscheine.
Tja, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Und da man auf Geldscheine einigermaßen weich fällt, sollte man den Kauf der CD eher als Spende für einen zuvor wirklich guten Künstler sehen. Einen, der drauf und dran ist, voll auf die Schnauze zu fallen.
Links:
Lil Jon - Crunk Juice
ØØ 1/2
Urban/Universal
(USA/29. 11. 2004)
Crunk rulez in the US und Crunk bringt Kassen zum Klingeln. Das haben auch einige große Künstler erkannt. Nicht umsonst tummeln sich so viele ehrwürdige Namen auf Lil Jons neuem Werk wie Pharrell "Neptunes" Williams, Ice Cube, R. Kelly, Ludacris, Snoop Dogg, Usher, Jadakiss. Und der allseits bekannte Rick (Run DMC, Beastie Boys, LL Cool J usw.) Rubin hat beim Produzieren geholfen! So sind einige Tracks wirklich zum Anhören, es gibt tanzbare Beats sowie - Achtung, festhalten! - Slayer-Gitarren-Samples.
Und sonst? Pimp-Hymnen für den Club. Oder für den Weg dorthin. Die Girls an der Straßenecke werden staunen.
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