Platten_PopRockRotation/Vol. 18

Frauen mit Power

Amanda Rogers, Annett Louisan, Carla Torgerson und Laura Pausini wollen die Herzen ihrer Zuhörer erweichen. Welcher Dame gelingt es?    12.12.2004

 

Milan Knezevic

Amanda Rogers - Daily News

ØØØ


2nd rec.

(USA/4. 10. 2004)

 

Ja, sowas mögen die Amis: schwachbrüstig säuselnde Ladies, die wie Sarah McLachlan und Konsorten irgendwas daherfiepen. Gelegentlich machen diese Damen ihr Handwerk ganz gut, häufig klingen sie wiederum einfach langweilig. Amanda Rogers hat durchaus ihre großen, stillen Momente auf "Daily News". Sie bringt vielschichtige Songs, nur fehlt oftmals der berühmt-berüchtigte Widerhaken, mit dem sich die Lieder in unserem Gehör verankern könnten. So flutscht der glatte Gesang viel zu leicht ins eine Ohr hinein - und noch ehe das Gehirn ihn richtig registriert hat, zum anderen wieder heraus. Die Hauptrolle auf dieser Platte hat jedenfalls nicht Amanda selbst, sondern das wunderbar gespielte eindringliche Klavier. Und das sagt ja schon viel aus ...

 

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Annett Louisan - Bohème

ØØØ 1/2


105 Music/Sony

(D/25. 10. 2004)

 

Annett Louisans Debüt "Bohème" hat durchaus seine Momente, keine Frage. Herrlich unspektakulär gehen die Songs in ihrer großmütigen Offenheit unter die Haut, die spärliche Instrumentierung ist unaufdringlich und läßt Annetts kindlicher Stimme stets den Platz in der ersten Reihe. Leichtfüßig tänzelt sie zwischen leicht jazzigen Chansons und kuschelweichem Pop herum.

Annett Louisan spannt mit ihrem Debüt auf jeden Fall den Bogen zwischen klassischem, gefühlvollem Soul und der heutigen Weltmusik. Nicht schlecht.

 

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Carla Torgerson - Saint Stranger

ØØØ


Glitterhouse/Indigo/Hoanzl

(USA/8. 11. 2004)

 

Seit vielen Jahren plante Walkabouts-Sängerin Carla Torgerson schon, einmal ein Soloalbum aufzunehmen. Dann kam eine Zusammenarbeit mit dem Griechen Akis Boyatzis für dessen Projekt "Sixteen Haiku and Other Stories" - und nun, drei Jahre später, steht "Saint Stranger" im Plattenregal. Die erste Hälfte der Platte ist eingängig, doch dann kommt es mit dem Sammelsurium deutscher Sprachfetzen "Dreh es um" zu einem Drum´n´Bass-unterstützten Wendepunkt, und die Songs sind nicht mehr so geradlinig wie zu Beginn. Irgendwo schimmert zwar Folk durch, doch auch dieser Eindruck zerfasert. Bald sind es dann nur noch Fäden, die einmal Songs hätten sein sollen. Die Gute mutet uns etwas zuviel zu. Walkabouts-Fans werden aber an den ersten fünf Songs durchaus ihre Freude haben und auch an den Traditionals "Through December" und dem versteckten "Where Your Front Door Is" Gefallen finden.

 

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Laura Pausini - Resta in Ascolto

ØØØØ


Warner

(I/25. 10. 2004)

 

Italien ist nicht nur das Land der Schnulzenbarden. Das Land hat auch eine überraschend bodenständige Popmusik, die nicht mit Gitarren geizt. Ein Beispiel dafür ist "Resta in Ascolto" von Laura Pausini. Einen Tick schneller als auf ihrem Vorgängeralbum singt sie Sachen, die sowieso fast niemand von uns versteht. Okay, sie versuchte sich zuletzt mit "From the Inside" an der englischen Sprache, aber das ging ein wenig in die Hose. Auf dieser Platte kann man sich wenigstens an die vielfältigen Melodien und ihre leidenschaftliche und röhrende Stimme klammern.

Daß Pausini etwas Besonderes ist, zeigt sich an den verschiedenen Zusammenarbeiten, wie etwa mit Phil Collins oder Luciano Pavarotti. Selbst Madonna verpaßte Britney Spears einen Tritt in den Hintern und trällert neuerdings im Background-Chor der jungen Italienerin mit. Zumindest in Italien wird man davon Notiz nehmen. Für unsere Breitengrade (und die undankbare Meute) ist das Album einfach nicht südländisch genug.

 

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