Platten_PopRockRotation/Vol. 17

Between Rock and a Hard Place

Son, Ambulance, Travers & Appice, Wake oder Jim White ringen diesmal um die beste Platte für den alternativen Geschmack.    27.11.2004

 

Ernst Susicky

Son, Ambulance - Key

ØØØ 1/2


Saddle Creek/Ixthuluh

(USA/25. 10. 2004)

 

Der Bekannte hört auf den Namen Joe Knapp. Und auch er singt (nicht immer mit bester Stimme) über die Leiden(schaften) des Lebens. Manchmal verzweifelt er daran und führt uns eindringlich vor Augen, wie man solche Gemütszustände überwindet, weitermacht und daraus Stärke gewinnt. Musikalisch bedient er sich dabei des Indie-Pop, leichter Elektronik, der Folk- und Country-Traditionen. Große Gefühle aus Omaha und dem nicht endenwollenden Bekanntenkreis von Bright Eyes, wo Leichtigkeit und Dringlichkeit einander abwechseln und den Hörer knappe 55 Minuten lang in eine schöne, melancholische Welt entführen, die hervorragend zu langen, kalten Winterabenden paßt.

 

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Travers & Appice - It Takes A Lot of Balls

ØØ 1/2


Steamhammer/edel

(USA/4. 10. 2004)

 

Schnauzbärte, Vokuhilas, straighte Riffs: Travers & Appice sind ein zusammengewürfelter Haufen von Profimusikern, denen offensichtlich fad war und die ihre Freizeit im Aufnahmestudio gut genützt haben. Genau genommen handelt es sich dabei um den Schlagzeuger und Produzenten Carmine Appice; am Baß steht T. M. Stevens, der sich schon für so manche Band als Studiomusiker verdient gemacht hat. Zu guter Letzt sei hier noch Pat Travers erwähnt, der seit 30 Jahren im Geschäft ist und auf rund 25 Alben zurückblicken kann. Das Ergebnis ihrer Kollaboration heißt "It Takes A Lot of Balls" und bietet erdigen Bluesrock, wie man ihn schon seit Jahren nicht mehr gehört hat. Gut eingespielt, von Profis eben. Leider vermißt man dabei ein bißchen das Herzblut und das - jetzt doch schon - etwas angebrachte Augenzwinkern.

 

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Wake - You Are Safe

ØØ


Reality Entertainment

(CH/14. 6. 2004)

 

"You Are Safe" bietet alternativen Rock aus der Schweiz, dem die nötigen Ecken und Kanten weggeschliffen und durch eine fette Produktion ersetzt wurden. In der Info zur Platte wird zwar stolz darauf verwiesen, das Album wäre im "ausufernden Moloch Los Angeles" mit Produzent Warren Croyle aufgenommen worden, nur hilft das der Platte leider nicht wirklich. Die Songs wirken austauschbar und wie von unzähligen anderen Bands schon einmal gespielt. Zugegeben: "You Are Safe" hat seine lichten Momente, ist solide eingespielt und läßt ab und zu aufhorchen. Im großen und ganzen aber fehlt die Identität, um aus der breiten Masse der Veröffentlichungen herauszustechen und zu etwas Besonderem zu werden.

 

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Jim White - Drill A Hole In That Substrate And Tell Me What You See

ØØØ 1/2


Luaka Bop/V2/edel

(USA/19. 4. 2004)

 

Eine ruhige Platte über die Alltäglichkeiten des Lebens - interpretiert von Jim White, der vom Leben nicht unbedingt mit viel Glück bedacht wurde. Nun bringt er sein drittes Album unter dem schönen Titel "Drill A Hole In That Substrate And Tell Me What You See" heraus. In schöner Singer/Songwriter-Tradition läßt er uns an seinen Erfahrungen teilhaben, die aus dem Leben jedes beliebigen Menschen gegriffen sein könnten. Der Unterschied ist nur: Wir anderen können dies weder so gut in Worte fassen, noch sind wir fähig, die Geschichten mit wunderschön ruhigen LoFi-Folk-, Alternative-Country- und Südstaatenschrammel-Sounds zu vertonen. Dafür gebührt dem Mann ein großes Dankeschön.

Sicher, der große kommerzielle Durchbruch wird ihm auch mit diesem Werk nicht beschert werden. Aber er kann sich sicher sein, von vielen geschätzt und von wenigen heiß und innig geliebt zu werden. Das ist doch auch schon was.

 

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