Platten_PopRockRotation/Vol. 13

Electro - now and then

Duran Duran, Klee, Le Tigre, The Vanishing: Was haben diese so unterschiedlichen Künstler gemeinsam? Natürlich - elektronische Spielereien. Aber das war´s auch schon.    31.10.2004

 

Milan Knezevic

Duran Duran - Astronaut

ØØØ


Epic/Sony

(GB/11. 10. 2004)

 

"(Reach Up for the) Sunrise": eine Hymne für die Band selbst, für alle Übriggebliebenen, die dem Synth-Pop der 80er Jahre nachweinen und dazu jene Mitmenschen, die völlig entrückt mit einem dämlichen Grinser durchs Leben gehen und sich denken: "Das Leben ist schön." Seufz. Hach.

"(Reach Up for the) Sunrise" ist aber auch ein exzellent gewählter Opener, der viele Stärken von Duran Duran vereint: den geschmeidigen Gesang von Simon LeBon, die Plastik-Sounds und natürlich den hohen Wohlfühlfaktor. Ein zweites "The Reflex" ist leider ebenso wenig auf der Scheibe wie "The Wild Boys", aber "Astronaut" ist ein gut produziertes Alterswerk geworden. Von Herren, die nicht erwachsen werden wollen.

Klar, sie machen nichts Neues, retten eigentlich nur den synthetischen Geist der Eighties ins neue Jahrtausend, aber seien wir ehrlich: Haben wir denn wirklich mehr erwartet?

 

Links:

Klee - Jelängerjelieber

ØØØ 1/2


Modernsoul/Ministry Of Sound/emv

(D/18. 10. 2004)

 

Auf dem Cover sieht Suzie Kerstgens wie eine junge Frau aus, deren Schönheit von innen kommt und schlecht durch fettiges blondes Haar verdeckt wird. (Oder ist der Haarspray schuld? Egal). Jedenfalls wirkt sie wie eine Dame, die einfühlsam sein kann, die weiß, wovon sie redet - oder vielmehr singt. Und das tut sie mit ihren Kollegen von Klee.

"Jelängerjelieber" berichtet von Lebensweisheiten und Liebesgeschichten, wie wir sie schon oft gehört haben. Doch wie die gleichnamige Kletterpflanze (Jelängerjelieber, nicht der Klee) wächst und in den Himmel sprießt, so ist auch ihre Musik: charmanter Pop mit Songs, die sich zu Wohlfühlhymnen steigern und den Sonnenschein ins Herz zaubern. Und damit ja nichts schiefgeht, haben sie mit Tom Liwa, Angelika Express und Nina Hagen (!) einige Künstler zur Seite stehen, die den Karren aus dem Blumenbeet ziehen, sollte er dort steckenbleiben. Tut er aber nicht.

 

Links:

Le Tigre - This Island

ØØØ


Universal

(USA/1. 11. 2004)

 

Wenn man nichts gegen nervende, helle Frauenstimmen hat, bitte weiterlesen. Sonst hat´s keinen Sinn. Le Tigre sind eine der Parade-Bands der Riot-Grrls-Bewegung, deren Musik Elektro-Smog-durchtränkter Punk ist. Als solcher ist es in den USA en vogue, sich gegen Amerikas Außen-, Kultur- und Bildungspolitik zu engagieren. Das machen die Sample-wütigen Le Tigre natürlich auch, schmeißen ihren Fans Parolen zum Fraß vor - und wenn ihnen jemand mit einer anderen Meinung daherkommt, erhält er mit "So What?" eine kalte Abfuhr. Sie können aber auch anders. Zahmer nämlich, wenn sie mit der Coverversion "I´m So Excited" der Pointer Sisters die Tanzflächen füllen. Und bei dem lieblichen "Sixteen" würde man ihnen am liebsten den Arm um die Schulter legen (außer JD Samson, jener Dame, die den Quotenmann in der Feministinnenkapelle markiert, aber die hat eh keinen Platz, wenn wir zwischen Johanna Fateman und Kathleen Hanna sitzen).

Doch aufgepaßt, mit dem folgenden "Punker Plus" wird das Ende der CD eingeläutet. Dann schleunigst weg mit der Hand, sonst könnten uns die Le-Tigre-Ladies noch in die Finger beißen.

 

Links:

The Vanishing - Still Lifes Are Failing

ØØ


MDM/Alive

(USA/1. 11. 2004)

 

Mit den "Songs for Psychotic Children" machte das Trio mit der Frontfrau aus San Fransisco auf sich aufmerksam. Nun folgt "Still Lifes Are Falling" und bietet einen Electro-Post-Punk, der die Düsternis des 80er-Jahre-Goth mit avantgardistischen Noise-Elementen verbindet. Damit das alles nicht zu abgehoben wird, gibt es immer wieder die treibende Kraft von Disco-Beats.

Totzdem: Eigentlich nur etwas für Liebhaber, denn so wie für das alte Album gilt die Prämisse auch für das neue: nämlich, daß hier nur Songs für psychotische Kinder versammelt sind.

 

Links:

Kommentare_

Platten
Such A Surge - Alpha

Im Trend gelegen

Die einstigen Crossover-Helden aus Braunschweig zeigen, daß sie auch musikalisch noch am Leben sind und retten sich damit vor der Bedeutungslosigkeit.  

Platten
Schneiderberg - Amok-Yo

Kreuzüber in den Sozialismus

Im Jahr 2000 wurden sie gefeiert. Dann lösten sie sich einfach auf. Oder machten eine Zwangspause. Und jetzt sind sie wieder da.  

Platten
Freedom Call - A Circle Of Life

Aufs Korn genommen

Powermetal mit Humor gibt es nicht? Dann sollten Sie in die vorliegende Platte reinhören. Die kann es noch dazu mit fast jedem Klassiker des Genres aufnehmen.  

Platten
Ektomorf - Instinct

Metal Gulasch

Der Mensch wird zum Tier. Denn Urgewalten rasen aus den Lautsprechern, wenn im Laufwerk die neueste Scheibe der Ungarn rotiert.  

Platten
Fettes Brot - Am Wasser gebaut

Geh bitte!

Kann das denn sein, find ich den Reim nicht? Was ist bloß los, ich bin doch famos, nicht? Denn ich mach HipHop und bin immer top. Oder?  

Platten
Stereophonics - Language, Sex, Violence, Other?

Brit-Pop versus Brit-Rock

Viele Bands erleben mit neuen Musikern ihren zweiten Frühling. Leider scheint in Wales immer noch tiefster Winter zu herrschen.