Platten_Morris - The Right Thing

Der Fluch der Beliebigkeit

Der Bandleader gibt sich als echter Rockist, schreckt aber auch vor Britpop-Anleihen nicht zurück. Live mag das ja funktionieren - auf Platte geht´s leider in die Hose.    30.06.2004

Mit "The Right Thing" legt das Hamburger Trio Morris sein Erstlingswerk vor. Doch schon der Opener "Universe" macht weder satt noch hungrig auf mehr. Dabei wären die Zutaten durchaus erfolgversprechend: klassischer Midtempo-Pop (im Rockmantel) mit Britpop-Refrain-Riff und sogar Streicherunterstützung. Dennoch dümpelt der Song kraft- und saftlos vor sich hin - irgendwie zu brav, wie zur Prüfung vom Blatt gespielt, schnörkellos, beliebig.

Auch die Single-Auskopplung "Pray" ist nur ein netter Faserschmeichler und nicht mehr. Warum sich Morris nicht für "The Right Thing" als potentielle Chart-Hymne entschieden haben, bleibt in rätselhaftem Nebelgrau. Doch nein, es dämmert schon: Die Nummer ist mit ihrer Länge von mehr als fünf Minuten einfach zu lang fürs Radio. Schade - immerhin handelt es sich dabei um den stärksten der insgesamt zwölf Songs auf der Platte, weil er mit seinen Gitarrenstakkato-Anleihen (siehe Clash) zumindest ein wenig Biß hat.

Rigide Song-Strukturen sowie Akkordfolgen, die sicher auch schon Nostradamus geweissagt hat, hinterlassen beim Anhören der anderen Tracks ein ausgesprochen schales Gefühl. Dinge wie sprühende Ideen, Witz oder ausgefeilte Arrangements sucht man auf "The Right Thing" vergebens. Dazu kommt, daß es dem Album durch die bewußte produktionstechnische Kasteiung (alles wurde live im Studio eingespielt) entscheidend an Druck und Würze fehlt.

Die Stimme von Mastermind Wayne Morris ist leider auch keine Offenbarung - weder in Sachen Ausdruckskraft noch, was ihr Spektrum betrifft. Background-Sängerinnen vermißt man ebenso wie interessante Texte. Also: enttäuschend.

David Meixner

Morris - The Right Thing

ØØ 1/2


Tantrix Music/Sony (D/14. 6. 2004)

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