Platten_Ian Brown - Solarized

Madchester United

Das einstige Stammhirn der Stone Roses lockt in neue Sphären. Und wir rufen mit ihm auf: Ladies and gentlemen, please hop on board!    28.09.2004

Acht Jahre nach dem Split der Stone Roses und drei Soloalben später hat Ian Brown längst geschafft, wonach viele Szene-Dinosaurier immer noch lechzen: Unbeirrt durch die Wogen des Zeitgeists ist aus seiner Musik, seinem Tanzstil und seinem Namen Programm - und in Fankreisen auch Legende - geworden. Und es ist erstaunlich, mit welcher intuitiven Sicherheit Ian Brown es wieder geschafft hat, sich mit "Solarized" weiterzuentwickeln, ohne dabei die ästhetischen Eckpfeiler seiner Musik auch nur um einen Deut zu verrücken.

Rückwärts abgespielte Gitarren eröffnen das Album: "Longsight M13" ist eine Hymne auf den Stadtteil Manchesters, in dem immer noch das legendäre "Free Ian Brown" Graffiti prangt. "Solarized" enthält wohl alle Ingredienzen, für die ihn seine Fans lieben; vor allem seine eingängige, hypnotische Stimme macht aus jedem Wort eine Erlösung - eine kleine zumindest. Tim Hutton (Groove Armada) sorgt auf zwei Tracks für mexikanisch angehauchte Bläsersounds. Dies ist zwar ein zugegeben etwas ungewöhnlicher Einfluß auf dem Album, doch man verzeihe ihm, denn der Mann ist nicht nur verliebt, sondern wurde vor kurzem Vater!

Einer der Top-Songs des Albums, "One Way Ticket to Paradise", klingt erfrischend arabisch, und "Kiss Ya Lips" ist eine aufmüpfige Antwort auf den seltsamen Vorschlag des britischen Innenministers David Blunkett, man könne doch - als Anti-Terror-Maßnahme - allen Ein- und Ausreisenden ID-Cards umhängen. Weiteres Highlight des Albums ist sicherlich "Keep What Ya Got", eine Kollaboration mit einem weiteren Kind Manchesters: kein Geringerer als Noel Gallagher bedient hier die Gitarren. Und auf dem namensgebenden "Solarized" wehen auch wieder Browns mystische Wortschwaden durch den Äther.

Mit diesem Album enttäuscht er weder Fans noch jene, die es vielleicht werden wollen. Also: einfach kaufen und abdriften.

"Lurvely!" wie der Meister wohl selbst sagen würde.

David Meixner

Ian Brown - Solarized

ØØØØ


Fiction/Polydor/Universal

(GB/14. 9. 2004)

 

Links:

Kommentare_

Platten
Monkeeman - Burn To Shine

Monkey Business

"I am not pretty and I dance like a monkey", tiefstapelt Ralf Lübke auf "Am I Not A Bit Like You". Kopf hoch! Wir mögen dich trotzdem, Apeman!  

Platten
Headbanger´s Corner: InsideOut-Special

Logical Prog-ression

Alle aus einem Stall: Arena, Umphrey´s McGee, Spock´s Beard und RPWL zeigen, in welchen Variationen Progressive-Rock heute lebt - oder es zumindest versucht.  

Platten
[re:jazz] - Point Of View

Re:spekt

Schon etwas länger erhältlich ist dieses Album voll wundersamer Transformationen. Da werden 13 Songs von den Tanzflächen der Clubs gelockt, ins Vogt´sche Jazz-Labor entführt und ...  

Platten
Jazzanova & DJ Resoul - Secret Love

Folkstheater

Die Beat- und Mix-Könige kasteien sich auf
"Secret Love" gewaltig und zelebrieren gemeinsam mit DJ Resoul ihre geheime Liebe für Folk.  

Platten
Chamberlin Complex - Life Begins Again

Wiedergeburt

Schon bei den Smashing Pumpkins lockte den Drummer der Gedanke an eine Solokarriere. Nun ist er losgestapft, alte Gefilde hinter sich lassend. Dem Mutigen gehört eben die Zukunft.  

Platten
Prophets vs. Profits: Crunk oder was?

Crunk oder was?

Der Southside-Stil boomt in den Staaten. Das zeigen Chingy, Jacki-O, die Ying Yang Brothers und Lil Jon. Mit viel Watt in den Auto-Boxen funktioniert das auch in Floridsdorf oder Karlstetten.