Platten_Headbanger´s Corner: Zurück in die Vergangenheit

Zurück in die Vergangenheit

Greenhouze, Last Autumn´s Dream und MPG machen das, was Rhapsody Sweden in den 70ern konnten - melodiösen Hardrock.    12.02.2005

 

Milan Knezevic

Greenhouze - Greenhouze

ØØØØ


MTM/SPV

(Norwegen/24. 1. 2005)

 

So – da sind wir nun wieder beim AOR gelandet. Aber nicht aus den USA, sondern ausgerechnet aus Norwegen kommt ein Debütalbum, das viele der alten Hasen des melodischen Rocks verdammt alt aussehen lässt. Greenhouze heißen die Jungs um den Gitarristen, Bassisten und Keyboarder Lars Levin und Sänger Solli, die alles hinbekommen, was nach kommerziellen Radiorock klingt und den Musik-Feinspitz doch zu bewegen vermag. Ein potentieller Hit reiht sich an den nächsten und mit dem "Train Song" sowie "Rain" haben sie zwei Überflieger geschrieben, die man jetzt schon zu Klassikern des Genres zählen möchte.

 

Links:

Martie Peters Group - MPG

ØØØ


MTM/SPV

(DK/31. 1. 2005)

 

Eigentlich zuckt man zurück, wenn eine Band beziehungsweise ein Projekt mit dem Namen des Masterminds beginnt und mit Group endet. Ist eigentlich nur Musik von Gitarristen für Gitarristen, denkt man sich.

Im Falle der Martie Peters Group liegt man aber falsch, denn das Debüt-Album "MPG" ist für eine breite Käuferschar bestimmt, die sich die Birne gerne mit hartem und melodischem Rock zudröhnt.

Der Däne Martie Peters war übrigens bis 2003 Kopf der Hardrock-Combo Push, von deren letzten Album er auch zwei Songs neu aufgenommen hat. Wohl nur, um den Fans aus alten Tagen zu beweisen, daß er die Stücke von damals jetzt noch besser intonieren kann. Und ja - er kann!

 

Links:

Rhapsody Sweden - Strange Vibrations

ØØØ 1/2


MTM Classix/SPV

(SWE/2005)

 

Hier handelt es sich nicht um die italienischen Epik-Metaller von Rhapsody, das sagt ja schon der Name mit dem zusätzlichen Wörtchen Sweden. Die Skandinavier gibt es länger, seit 1974 nämlich. Und genauso röhrt auch ihre Musik aus den Boxen. Klingt gemein? Soll nicht sein, denn "Strange Vibrations" wurde erstmals 1977 veröffentlicht und führt uns sieben Tracks lang in eine Zeit, als allein der Klang einer E-Gitarre als absolut wild galt.

Die Musik von Rhapsody Sweden ist dabei überhaupt nicht schwedisch, sondern hört sich vielmehr an wie Atomic Rooster oder Thin Lizzy, Led Zeppelin oder Uriah Heep. In eben dieser geistigen Gesinnung kommen dann auch die zwei Bonustracks am Ende der CD daher. Dann weiß zumindest der 70ies-Rockfan, daß für ihn trotz des Albumtitels die "Strange Vibrations" so fremd nicht sind.

 

Links:

Tommy Funderburk - Anything For You

ØØ


Frontiers Records

(USA/24. 1. 2005)

 

Zuerst war Tommy Funderburk Backgroundsänger. Das aber bei Whitesnake, Starship und anderen namhaften Rockbands. Dann stand er bei Boston ganz vorne wie auch bei so manchen seiner eigenen Combos, darunter King Of Hearts. Diese drückende musikalische Vergangenheit, die immerhin schon 1984 begonnen hat, scheint ihren Schatten auf sein Solodebüt "Anything For You" geworfen zu haben. Die Platte erscheint nämlich wie ein kleinster gemeinsamer Nenner all jener Bands zu sein, bei denen er schon einmal mitgemacht hat. Leider ist ein solcher winziger Nenner keine gute Basis, auf die man bauen kann, und so hören wir nichtssagenden Rock, wie ihn Toto oder Richard Marx in ihren inspirationslosesten Stunden gemacht haben.

 

Links:

Last Autumn´s Dream - II

ØØØ 1/2


Frontiers Records

(SWE/24. 1. 2005)

 

So blöd kann´s kommen: Beim Debüt von Last Autumn´s Dream waren noch drei Musiker von Europe mit dabei, nach der Reunion der Schwedenmetaller sind sie alle weg und folglich blieb für "II" kein einziger von ihnen zurück in der Band. Also plünderten die verbliebenen Last Autumn´s Dream-Schergen bei Talisman und Crystal Blue. Mit den neuen Musikern war der zweite Streich fertig, der schon beim ersten flüchtigen Anhören auf weit aufgesperrte Ohren stößt. Oh yeah, Baby - 80er Rock rules! Alle Songs klingen, als ob man sie schon gehört hätte ... und darüber sieht man gerne hinweg. Zwar kommt in den meist balladesken Stücken Mikael Erlandsson Stimme nicht immer gut rüber und vermasselt manchmal die Atmosphäre der Lieder, aber hat man sich an sein Organ einmal gewöhnt, dann genießt man Songs wie "So Much Love In This World", "Running" und das träumerische "You And I" umso mehr. Last Autumn´s Dream hat also noch lange nicht ausgeträumt.

 

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