Platten_Headbanger´s Corner/Vol. 5

Frontier Records, Label-Special

Was haben Bands wie From The Inside, Emmy-Gewinner Stan Bush oder die "Allstar"-Band Zillion gemeinsam? Ein italienisches Label, das den Melodic Rock liebt.    09.10.2004

Im März 1996 gründete Serafino Perugino den Vertrieb Frontiers und wurde innerhalb weniger Monate zu einem der meistgeachteten italienischen Rock-Distributoren.

Doch das reichte dem umtriebigen Italiener nicht; daher wurde Anfang 1998 aus Frontiers Distribuzioni das Label Frontiers Records. Mit intensiver Promotion und einem glücklichen Händchen, was den weltweiten Vertrieb anging, wurde die Firma sogar zu einer der ersten Anlaufstellen aus der Heimat des Rock für Erwachsene - den USA. Und ganz gleich, wie sich die Künstler in ihrem Rooster verkaufen lassen, Perugino verriet nie seinen Musikgeschmack und präsentiert heute noch Bands, die man am ehesten unter AOR (Adult Orientated Rock) einordnen würde.

So tummeln sich bei Frontiers heute Künstler wie Richie Kotzen (im Bild links), der bereits mit Mr. Big zu Weltruhm gelangte, der ehemalige Deep-Purple- und Black-Sabbath-Sänger Glenn Hughes, Jeff Scott Soto, der seinerseits bereits mit Queen performte und im Film "Rock Star" in der Band zu sehen war, Kingdom Come und andere. Wer all diese Leute nicht kennen sollte - Zeit wird´s ...

Hannes Lenhardt

From The Inside

ØØØ 1/2


Frontiers Records

(I/USA/30. 8. 2004)

 

Auf bewährte Komponenten greifen Frontiers Records mit ihrem neuesten Projekt From The Inside zurück. Man nehme den Hausproduzenten Fabrizio Grossi (samt hauseigener Band) und stelle ihm einen AOR-Helden an die Seite. So funktionierte das bereits mit Vertigo (Joseph Williams) und Over The Edge (Mickey Thomas) - und wird nun fortgesetzt mit Danny Vaughn, Exsänger der 80er-Kombo Waysted und später Tyketto, eine der unterbewertetsten, radio-freundlichsten Melodic-Rock-Bands der frühen 90er Jahre. Das Debütalbum beginnt sehr melodisch - mit "Nothing At All"; man merkt gleich, daß Vaughn nach wie vor ein Sänger der Superlative ist. "Suddenly" (von Desmond Child) kommt dann zuerst ein wenig rockiger rüber. Der Refrain frißt sich mit seinen schmalzigen Hooks allerdings wieder richtig in die Gehörgänge. AOR in Reinkultur ist das folgende "Fight for Love", bei dem die Keyboards allerdings manchmal vom Sound her zu prägnant sind. Bei "Damn" brilliert Danny wieder mit seiner Stimme, "Stop" und "Always" sind weitere Favoriten, und mit "Is Anybody Watching Me?" gibt´s dann die obligatorische Mega-Ballade.

Ingesamt eine großartige Scheibe, obwohl doch nicht alle Songs samt Produktion restlos überzeugen können. Man darf ungeniert dem alten Tyketto-Material nachtrauern.

 

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Stan Bush - Shine

ØØØØ


Frontier Records

(USA/23. 6. 2004)

 

Der amerikanische Sänger Stan Bush startete 1983 seine Karriere und sang nebenbei für Musiker wie Alice Cooper, Jefferson Starship oder Rick Springfield. Außerdem komponierte er unter anderem für House of Lords oder Quiet Riot. 1987 veröffentlichte er mit "Stan Bush & Barrage" einen AOR-Klassiker, auf den einige Songs des neuen Albums ob ihrer hohen Qualität durchaus passen würden. Seine Stücke wurden außerdem für Filme, TV-Serien und sogar für die Olympischen Spiele verwendet. Bush veröffentlicht zwar in unregelmäßigen und größeren Abständen, aber auf ihn paßt definitiv der Spruch: "Qualität vor Quantität".

Begleitet von Hochkarätern wie Curt Cuomo (Produzent und Keyboards bei KISS, Steve Perry usw.), Tim Pierce (Gitarre bei Rod Stewart, Phil Collins, Bon Jovi, Goo Goo Dolls usw.), Matt Bisonette (Baß bei David Lee Roth, Gino Vanelli, Steve Perry usw.) oder Kenny Aronoff (Schlagzeug bei Lynyrd Skynyrd, Tony Iommi, Celine Dion, Amanda Marshall, Meat Loaf usw.), spielte er nämlich wieder einmal ein wirklich großartiges Melodic-Rock-Album ein. Gleich von Beginn an wird mit dem treibenden "Shine" klargemacht, daß es sich hier um astreinen AOR mit tollem Gesang handelt. Auch "Falling", "I Will Be There" und "I Turn to You" sind sehr eingängig und maßgebend für die guten Hooklines dieses Albums. Keyboards werden nur sehr gezielt eingesetzt, womit alles in erster Linie gitarrenlastig und rockig bleibt.

Der hohe Standard zieht sich durch die ganze Scheibe, und es gibt keine Durchhänger. Einem Kauf sollte also wirklich nichts mehr im Wege stehen.

 

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Zillion - Zillion

ØØØ 1/2


Frontiers Records

(D/21. 7. 2004)

 

Zillion nennt sich ein Newcomer-Trio mit Musikern, die in der deutschen Rockszene eigentlich relativ bekannt sein müßten. Dabei handelt es sich um Sandro Giampietro, der als Gitarrist von Supared (mit Ex-Helloween-Sänger Michael Kiske) bekannt ist und hier eindrucksvoll unter Beweis stellt, daß er auch am Gesangsmikro einiges drauf hat. Die dicken Saiten zupft Grave-Digger-Bassist Jens Becker (Ex-Running Wild); an den Trommeln sitzt kein Geringerer als Ausnahmeschlagzeuger Mike Terrana (Rage, Axel Rudi Pell). Gemeinsam fabrizieren diese talentierten Musiker einen neuen Sound mit Einflüssen aus klassischem und melodischem Hard Rock und Heavy Metal. "You and Me" etwa ist sehr melodiös, "This Day Is Gone" überzeugt mit einer catchy Bridge, "Kryptonite" besticht mit einem sehr eingängigen Refrain - und immer wieder gibt es abgefahrene Metal-Einlagen. Sehr auffallend ist das donnernde und technische Drumming von Mike. Auch das langsamere "Take It Away" und die Ballade "Day or Night" wissen zu gefallen.

Zillion ist eine gute neue Band, die in Sachen Songwriting aber noch einiges an Spielraum nach oben hat.

 

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Hodson - The Strange Way

ØØ 1/2


Frontiers Records

(USA/12. 7. 2004)

 

Namensgeber und Bandleader des neuen englischen Quartetts ist Paul Hodson, der als Keyboarder von John Parr ("St. Elmo´s Fire"), Slade, Ten und vielen anderen in Erscheinung trat. Unter eigenem Banner geht er nun zusammen mit dem Pulse-Gitarristen Vince O´Regan sowie Bassist Josie Vespa (von Holland als studierter Session-Baßspieler nach England gegangen) und Drummer Lynch Radinsky an den Start. Die Band hat sich dabei dem traditionellen, leicht episch angehauchten, britischen Hard- und Melodic-Rock verschrieben, mit Anleihen an etwas härtere Magnum, gepaart mit Rainbow und Ten.

Das Album macht insgesamt eine gute Figur; Ausfälle sind keine zu vermelden, und Paul Hodson als Sänger ist auch recht passabel. Seine Stimme paßt vor allem sehr gut zum Rainbow-Cover "Light in the Black". Allerdings fehlt es dem Album an richtig herausragendem Song-Material - alles klingt ein wenig eintönig. Trotz eines durchwegs konstanten Qualitäts-Levels fehlt hier der eine oder andere Killersong, um das Album so richtig in Erinnerung behalten zu können.

 

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