Platten_Evidence One - Tattooed Heart

Hooklines in heaven

Im Nachbarland tut sich in Sachen Melodic Metal einiges. Der beste Beweis dafür ist der zweite Streich eines sogenannten Nebenprojekts.    14.11.2004

Als sich vor zwei Jahren einige Musiker des Point-Music-Labels vereinten, um ein Album aufzunehmen, waren viele zunächst nicht sonderlich begeistert von dieser Idee, da solche Aktionen in der Regel mit der Qualität der eigentlichen Haupt-Bands nicht mithalten können.

Carsten Schulz (Gesang) von Domain, Robby Böbel (Gitarre) und Thomas Bauer (Baß) von Frontline und Roger Tanner (Schlagzeug) von Shakra trafen sich zur Planung eines Böbel-Soloalbums, und ihnen allen wurde bald klar, daß sich daraus mehr entwickeln könnte. So entstand neben den Stammformationen ein festes Projekt, und die neue Band Evidence One lieferte mit ihrem Debüt "Criticize the Truth" eines der besten Melodic-Rock-Alben ab, das jemals aus Deutschland kam. Es folgte der Vertrag bei einem größeren Label, da die Scheibe überall extrem gute Kritiken einheimste - und dementsprechend hoch lagen natürlich die Erwartungen an den zweiten Streich "Tattooed Heart". Am Schlagzeug sitzt nun Rami Ali, und Wolfgang Schimmer bildet die perfekte Ergänzung an der zweiten Gitarre.

Gleich zu Beginn der Platte hört man, daß Evidence One noch einen Zacken an Härte zugelegt haben; statt Melodic Rock kann man hier eigentlich nur mehr von melodischem Metal sprechen. Die erste Nummer "Moonsigh" weist sogar Power-Metal-Anleihen auf. Flott und heavy geht es mit dem Killer-Song "Virus in My Veins" weiter, danach folgt das galoppierende "Written in Blood", das schon eher ans Debüt erinnert. Auch beim Titelsong paaren sich sehr eingängige Hooklines mit schönen Chören, und Sänger Carsten brilliert mit seiner Stimme.

Eigentlich braucht man nicht viel über "Tattooed Heart" nicht viele Worte zu verlieren, da die Scheibe erneut keinen Durchhänger oder gar Ausfall beinhaltet. Die Produktion, die instrumentale Qualität und der Gesang sind sowieso wieder tadellos, und dem Gitarristen Robby mangelt es weder beim Songwriting noch hinter dem Mischpult an Einfallsreichtum.

In Kürze wird auch der erste Videoclip gedreht, und dann sollte bei ordentlicher Promotion dem angemessenen Erfolg dieser großartigen Band eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Hannes Lenhardt