Platten_Enthroned - Xes Haereticum

Selbsterfüllende Klischees

Sie bemalen sich die Gesichter, gehen in den Wald und spielen Troll. Zwar haben die bei Tolkien nie Gitarren gewürgt und Drums zertrümmert, doch die Zeiten ändern sich halt ...    31.10.2004

Ist es nicht fast schon lustig, wenn man beinahe alle Klischees bestätigt? Enthroned machen da alles richtig. Zwei Belgier mit den lustigen Namen Sabathan und Cernunnos (dreimal darf man raten, ob die auch wirklich in der Geburtsurkunde stehen) gründeten die Band nach einer durchsoffenen Partynacht und schafften das Kunststück, den Gitarristen mit dem ebenso witzigen Namen Tseboath (raten wir jetzt auch noch?) zu finden.

The Blackened Horde, wie sie fortan genannt werden sollten, machten kleine und große CDs mit Titeln, in denen die Worte "Pagan", "Satan" oder "Skull" nicht fehlen durften. Dennoch ragten sie aus dem düsteren Meer der anderen angemalten Bands hervor, da sie allein mit ihrem "Prophecies of Pagan Fire" einen Meilenstein vorlegten, an dem sich andere zu messen hatten. Selbstredend, um bei den erfüllten Klischees zu bleiben, besteht der Bandname - wie in diesen Kreisen üblich - aus einer unleserlichen Schrift und enthält ein Pentagramm. Gelernt ist gelernt!

Doch irgendwann wollte Cernunnos nicht mehr und beging Selbstmord. Sowas passiert in den besten Familien. Öfter aber in Death-und Black-Metal-Bands. Immerhin man fand in Namroth Blackthorn (in welchen Telefonbüchern stehen bloß solche Namen?) Ersatz für den dahingeschiedenen Drummer. Der wiederum schied lebendig aus der Band und wurde vom Franzosen Alsvid ersetzt. Aber egal, welcher Nation die neuen Musiker entstammen, im Herzen sind sie alle finstere Norweger. Und als solche schaffen sie es vortrefflich, dem gehörnten König zu huldigen - leider stimmlich so verzerrt, daß nicht einmal Douglas Adams Babelfisch das Gegrunze übersetzen könnte. Egal, jedenfalls prügeln sie gekonnt ihre messerscharfen Riffs in die Köpfe der Fans, und der Neue hinter dem Schlagzeug könnte sich die Seele aus dem Leib schwitzen, gehörte sie nicht schon dem gefallenen Engel.

Und so klingt auch "Xes Haereticum" nach einem guten Black-Metal-Album, das Freunde dieses Stils natürlich gerne kaufen. Schon "Crimson Legions" legt mit einer Geschwindigkeit los, daß einem nicht einmal zum Luftholen Zeit bleibt. "Dance of A Thousand Knives" läßt erstmals Gitarrensoli zu, und bis zur Hymne "Blacker Than Black" (aber auch danach wieder) gibt es keine Aussetzer. Also alles drin, was man braucht: rasend schnelle Gitarren, gemäßigte Rhythmen, um gefahrlos bangen zu können, sogar cleane Vocals, die zwar überraschen, aber auch zu begeistern wissen, und Hymnen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.

Wenigstens ist bei Enthroned keine Mainstream-Anbiederung in Sicht, wie sie bei Dimmu Borgir und Konsorten geschieht. Hier ist alles noch "true".

Milan Knezevic

Enthroned - Xes Haereticum

ØØØØ


Napalm Records

(Belgien/2. 11. 2004)

 

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