Ayreon - Human Equation
ØØØØØ
Inside Out/SPV
(NL/24. 5. 2004)
Liebe Versammelte, hier unser heutiges Konzept-Festmahl: Nach einem schweren Autounfall (Vorspeise) schwebt der Protagonist im komatösen Fegefeuer (Hauptspeise). Mahlzeit! 20.06.2004
Wie Nebelschwaden spuken Fragmente aus der Vergangenheit (Kindheit, Schulerlebnisse, erste Liebe) und dem Heute (Schmerz, Verletzung, Ende und Neubeginn) durch den lädierten Kopf des Protagonisten der Ayreon-CD "Human Equation".
Und das ist noch lange nicht genug. Die Besucher am Krankenbett widmen dem vermeintlich Bewußtlosen nicht nur all die gebotene Sorge und Anteilnahme, sondern rücken auch gleich mit einem recht intimen Geständnis heraus. Nun heißt es für den Verunfallten, das alles zu verarbeiten, sich seinen Ängsten zu stellen, die Verbindung so mancher Ereignisse zu seinem Schicksal zu erkennen und schlußendlich die Ketten des Komas zu sprengen, um mit sich und den anderen ins reine kommen zu können.
Sowas nennt man ein Konzeptalbum - und genau das liefert das Kollektiv um Mastermind Arjen Lucassen auf den 100 Minuten und zwei CDs über die menschliche Gleichung.
Das Line-up könnte vom Umfang her sogar Pokemon-Sammler verunsichern. Zu den Mitwirkenden zählen unter anderem James La Brie (Dream Theatre), Devon Graves (Dead Soul Tribe), Eric Clayton (Saviour Machine), Heather Findlay (Mostly Autumn), Magnus Ekwall (The Quill), Mikael Akerfeldt (Opeth), Devin Townsend (Strapping Young Lad) und Marcella Bovio (Elfonia). Erwähnenswert ist auch Ed Warbys mächtige Präsenz an den Drums und die Beteiligung einer wahren Legende: Ken Hensley, die röhrenverstärkte Uriah Heep-Ikone, tritt hier als Hammond-Flüsterer in Erscheinung. Recht so!
Auch Lucassen selbst ließ es sich nicht nehmen, eine Rolle seines Musikdramas zu singen. Jeder der Protagonisten verkörpert nämlich nicht nur eine Person (der Verunfallte, sein - ähem - bester Freund, sein Vater, seine Frau), sondern zugleich auch eine Emotion (Angst, Stolz, Wut, Leidenschaft etc.). Und nicht nur aus diesem Grunde liest sich das Booklet auch wie ein Musical-Begleitheft.
Der Ayreon-Konzeptionist weiß, was er seiner Hörerschaft schuldig ist: solides Songwriting, logischen Aufbau, musikalische Vielfalt, Detailverliebtheit ohne allzukleine Karos und das Gefühl für die richtige Balance zwischen Pomp und Klischee. Das Resultat ist Prog-Rock der alten Schule, aber mit Einflüssen jenseits jeder Schublade.
Unglaublich sind auch die brachialen Stimmungswechsel auf manchen Tracks. Wie ein Orkan fegt etwa der Refrain von "Day Eight: School" über den Song, danach verschwindet die geballte Wut (artistisch gebrüllt von Devin "Rage" Townsend) wie in einem Trichter. Bei "Day Three: Pain" ist die Wirkung ähnlich effektiv und out of nowhere. Dennoch - und trotz der Menge an Songs - wiederholt sich keine Idee ein zweites Mal.
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