Platten_Abydos - Abydos

Metall und Pyramiden

Das nach einer altägyptischen Kultstätte benannte Soloprojekt des deutschen Prog-Metal-Gurus Andy Kuntz klingt eigentlich auch nicht anders als dessen Hauptact Vanden Plas.    29.08.2004

Abydos gilt als eines der bedeutendsten Heiligtümer des alten Ägypten und ist noch heute eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Region.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Kulturgut von solch religiöser Bedeutung als Namen eines Musik-Acts zum Einsatz kommen mußte. Nun ist es soweit. Die betreffende Band ist ein Nebenprojekt des Vanden-Plas-Sängers Andy Kuntz.

Kuntz wandelt bei seinem Solowerk keineswegs auf fremden Pfaden, sondern bietet vordergründig einen ähnlichen Sound wie seine Haupt-Band: Prog-Metal mit 80er-Anleihen, aufgelockert durch teils symphonische, teils Ethno-Stilmittel, Marke Südsee. Positiv ist dem Werk sofort anzurechnen, daß es sich nicht zu sehr in Tempo- und Taktwechseln verliert und Gitarrensoli immer passend, melodisch und zweckmäßig statt zur reinen Selbstdarstellung eingestreut sind. Außerdem fallen die originellen Song-Strukturen auf, die im Prog-Genre zwar gang und gäbe sind, auf ihre exzentrische Art hier jedoch eine gewisse Eigenständigkeit suggerieren. Andererseits bleiben Melodien nicht gleich beim ersten Durchlauf im Ohr, wie das etwa bei Genrevorreitern à la Symphony-X oder Dream Theater der Fall war. Aber prinzipiell ist der Ohrwurmcharakter bei Prog eh kein Muß - und schon gar kein Kaufkriterium.

Mit "You Broke The Sun" beginnt das Album eher romantisch-verträumt, doch schon bei "Silence" werden härtere und düsterere Klänge angeschlagen. Danach zieht sich der musikalische rote Faden sehr ausgeglichen dahin, mit abwechselnd hervorragender und durchschnittlicher Kost. Vereinzelt vernimmt man gar recht moderne Synthie-Klänge; hier und da werden auch wieder obligatorische Seventies-Orgeltöne hinzugezogen.

Gegen Ende geht´s im Marathon der letzten beiden Tracks, die zusammen fast 20 Minuten der Spielzeit ausmachen, streckenweise recht ruppig zu. Und ganz zum Schluß wird dann sogar ein opulentes Duett geträllert.

"Abydos" ist nicht nur ein Album für Leute, die auf zehnminütige Schlagzeugsoli bei Live-Konzerten abfahren, sondern auch etwas für metallisch gesinnte Freunde guter, manchmal subtiler und gelegentlich auch (im positiven Sinn) kitschig anmutender Melodien.

Michael Widholm

Abydos - Abydos

ØØØ


InsideOut/SPV/edel

(D/30. 8. 2004)

 

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