The Killer Inside Me
Ø 1/2
Produktion: US 2010
Videovertrieb: Universum Film (2011)
DVD Region 2
104 Min. + Zusatzmaterial, dt. Fassung oder engl. OF
Regie: Michael Winterbottom
Darsteller: Casey Affleck, Jessica Alba, Kate Hudson u. a.
Ein Kleinstadtsheriff verliert die Kontrolle über sein aufkeimendes psychotisches Seelenleben. Michael Winterbottom inszeniert Noir-Stückwerk und peinliche SM-Spielchen vor einer 50er Jahre-Kulisse. Casey Affleck gibt den gestörten Gesetzeshüter. 29.04.2011
In sich gekehrt und ein wenig verschlafen wirkt der junge Lou Ford (Casey Affleck), seines Zeichens Deputy Sheriff eines texanischen Kleinstadtnests. Wirklich aus dem Rahmen fällt er mit seinem einsilbigen Habitus kaum, ist doch sein Wirkungskreis nicht gerade ein Ort reger Betriebsamkeit. Der ältliche Bob Maples (Tom Bower), ein Mann der Milde und Nachsicht, führt hier die regionale Staatsgewalt an.
Milchgesicht Lou würde wohl in Unscheinbarkeit versinken, säße ihm nicht der hartnäckig schnüffelnde Gewerkschaftsmann Joe Rothman (Elias Koteas) im Nacken. Denn der vermeintliche Unfalltod von Lous Stiefbruder Mike wirft Fragen auf, mit denen der dubiose Rothman Deputy Ford konfrontiert und unter Druck setzt. War der Stiefbruder Lou ein Dorn im Auge, und wurde er darum beseitigt?
Indirekt mit Mikes Ableben mag man auch Chester Conway (Ned Beatty) in Verbindung bringen, dessen letzten Arbeitgeber, darüber hinaus einflußreichstes Mitglied der Gemeinde - und inoffizieller Befehlsgeber des Nachwuchssheriffs. Auf Geheiß des alten Herrschers und Lenkers soll Lou die Prostituierte Joyce Lakeland (Jessica Alba) aufsuchen, um ihr nachdrücklich von einem weiteren Umgang mit Conways Sohn Elmer (Jay R. Ferguson), der ihr verfallen ist, abzuraten.
Was Conway nicht weiß: Lou und Joyce pflegen bereits seit geraumer Zeit eine intensive Liebesbeziehung abseits konventioneller Normen ...
Als apathischer Sternträger mit der Ausstrahlung eines menschgewordenen Narkotikums vermag Psycho-Sheriff Lou Ford ungehindert an die vitalen Knotenpunkte der kleinstädtischen Gesellschaftsordnung vorzudringen. Brechen seine dunklen inneren Zwänge dann an die Oberfläche, wandelt er sich zum abgründigen Hobbysadisten und Killer.
Das ambivalente Spiel mit der inneren irrsinnigen Triebmechanik, die dem harmlosen Äußeren pervertierend entgegenwirkt und schließlich die zur Schau getragene Normalität sprengt, will in "The Killer Inside Me" nicht recht funktionieren. Gewiß, der wortkarge, zwar nicht sonderlich sympathisch, aber jedenfalls ungemein harmlos wirkende Casey Affleck erfüllt rein oberflächlich durchaus seinen Zweck.
Doch dieser diabolische Täuscher entfacht zu keinem Zeitpunkt Furcht oder Faszination. Ein uniformierter, seelisch deformierter Totschläger wie Lou Ford benötigt - wie jede effizient wütende Bösewichtfigur - einprägsame, grausam-schöne Momente, um vollends zur Entfaltung zu gelangen. Etwaige Vergleiche mit den größten seiner Zunft - Hitchcocks Norman Bates, Finchers John Doe ("Sieben") oder vielleicht Anton Chigurh aus "No Country For Old Men" - braucht Michael Winterbottoms Lou Ford erst gar nicht zu bestehen.
Denn bereits das angenommene Minimalziel, nämlich Jim Thompsons Noir-Roman Leben einzuhauchen, mißlingt völlig; zu hanebüchern fallen etwa die im wahrsten Sinne des Wortes handfesten sexuellen Eskapaden aus, die in Fords Welt allmählich überhandnehmen. Allein die völlig deplaziert und orientierungslos ins Leere spielende Jessica Alba sorgt dabei für unfreiwillige Lacher. Kate Hudson - auch ihre Amy Stanton ist dem närrischen Sheriff hörig - macht rein schauspielerisch zwar eine bessere Figur, müht sich schlußendlich aber vergebens ab und wird durch das inadäquate Drehbuch und die richtungslose Regie abgestraft.
"The Killer Inside Me" fehlen Struktur, Ordnung und ein erzählerisches Zentrum, von dem aus Entwicklungsschübe auf den Weg gebracht werden könnten. Die Neuverfilmung des Jim Thompson-Klassikers kann weder fesseln noch provozieren, und schon gar nicht überraschen.
The Killer Inside Me
Ø 1/2
Produktion: US 2010
Videovertrieb: Universum Film (2011)
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104 Min. + Zusatzmaterial, dt. Fassung oder engl. OF
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