Video_Stone
Lebenslänglich
Neun Jahre nach Frank Oz’ "The Score" präsentierte Regisseur John Curran eine Neuauflage des Darstellerduells zwischen Robert De Niro und Edward Norton. Nun ist das Schuld-und-Sühne-Drama auch auf DVD erschienen.
Dietmar Wohlfart über zwei Stars und ein fades Drehbuch.
21.03.2011
Seit Jahrzehnten analysiert Jack Mabry (Robert De Niro) die Resozialisierungsprozesse von Straftätern und verarbeitet seine Erkenntnisse in Abschlußberichten, die eine vorzeitige Entlassung einleiten, eine solche aber auch um Jahre verzögern können. Seine Interviewpartner sind daher naturgemäß darum bemüht, einen möglichst geläuterten Eindruck zu hinterlassen.
Kurz vor seiner Pensionierung bekommt Mabry es mit Gerald "Stone" Creeson (Edward Norton) zu tun.
Der am Mord an seinen eigenen Großeltern beteiligte und als mitschuldig Verurteilte beißt sich mit seiner unberechenbaren, aggressiven Art zunächst die Zähne an dem unnahbaren Mabry aus, bevor er seine Taktik ändert: Er setzt seine reizvolle Frau Lucetta (Milla Jovovich) auf den biederen Bewährungsbeamten an.
Sie umgarnt Jack fortan und sucht nach Schwachstellen in dessen zur Schau getragenem Panzer aus Rechtschaffenheit.
Die Hauptprotagonisten von "Stone" sind allesamt Gefangene ihrer inneren Triebe und äußeren Lebensumstände: Creeson, offenkundig kriminell veranlagt und zu Recht verurteilt, sucht nach Wegen, um seine Haftdauer zu verkürzen.
Auf der anderen Seite zieht sich Mabry, der emotional versteinerte beinahe-Rentner, immer wieder in die Ruine seines bürgerlichen Daseins zurück: an die Seite seiner ebenso bibelfesten wie schweigsamen Gattin Madylyn (Frances Conroy), die sich ihrerseits mit dem lebenslangen Aufenthalt im Mabryschen Hochsicherheits-Ehetrakt längst abgefunden hat.
Der lebenshungrige Delinquent Gerald Creeson ist somit auf den zwar in Freiheit agierenden, innerlich jedoch in Ketten gelegten Jack Mabry angewiesen.
Dieser Konflikt ist zugleich Ausgangspunkt und narrativer Kern des kammerspielartigen Krimidramas. Auf eine befriedigende Entfaltung des schwelenden Zweikampfes wartet man jedoch vergeblich: Zu wenig gibt das Material her, an dem sich De Niro und Norton abarbeiten.
Das - aus seinem eigenen Bühnenstück hervorgegangene, adaptierte - Drehbuch des Autors Angus McLachlan fällt schlichtweg zu oberflächlich aus und vernachlässigt die einzelnen Figurenentwicklungen. Die daraus resultierende Bewegungslosigkeit von Mabry & Co führt schließlich zu erzählerischen und spannungstechnischen Lähmungserscheinungen, die "Stone" unweigerlich hinabziehen.
Die Darsteller sind - bis auf De Niro, der sich mit routiniertem Underacting achtbar aus der Affäre zieht - zum Scheitern verurteilt: Edward Nortons vertraut ambivalentes Spiel verpufft, da es seinem Creeson-Charakter zu keinerlei Entwicklungsschub verhilft. Milla Jovovich nimmt man zwar die klassische Femme fatale ab; sobald ihre Lucetta allerdings in Aktionen abseits lasziver Liebesbekundungen und Bettszenen verwickelt wird, fällt das Model als Schauspielerin durch. Frances Conroy werden wiederum einfach zu wenige Zeilen zugestanden - ihre halb sedierte Madylyn verblaßt im Hintergrund.
"Stone" ist ein verkappter Thriller im Dauerleerlauf, der dank De Niro immerhin einigermaßen zusammengehalten wird, jedoch nie so recht vom Fleck kommt.
Dietmar Wohlfart
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