In sechs unabhängig voneinander erzählten Geschichten leben Opferfiguren ihre Rachegelüste aus und räumen mit den Peinigern von einst auf. So beschert die argentinische Kurzgeschichtensammlung "Wild Tales" kurzweiliges Amüsement der schwarzhumorigen Sorte.
24.06.2015
Als eine junge Kellnerin (Julieta Zylberberg) jenem Mann zufällig wiederbegegnet, der einst Tod und Zerstörung in ihr Elternhaus getragen hat, scheint die Zeit der Vergeltung gekommen. An anderer Stelle entspringt aus einer vermeintlich harmlosen Verkehrsrangelei zweier Männer (Leonardo Sbaraglia, Walter Donado) auf einer abgelegenen Bergstraße ein tödlicher Konflikt, der das ungleiche Duo wenig später in einem symbiotischen, blutig-bizarren Akt schrankenlosen Hasses aufgehen läßt. Und wie sich das gescholtene Individuum gegen die schikanösen Anwandlungen einer mutmaßlich bürgerfeindlichen Behörde zur Wehr setzt, wird in der Episode "Bombita" durchexerziert, in deren Verlauf der in die Ecke gedrängte, biedere Senor Fischer (Ricardo Darín) - von Beruf Sprengmeister - Wege findet, der verhaßten Amtsgewalt einen Schlag zu versetzen.
"Wild Tales", verfaßt und inszeniert vom Argentinier Damián Szifrón, konzentriert die Stärken des Kurzfilmformats recht unverblümt. Kurz und prägnant strukturiert härten sich die aus Rachephantasien gegossenen Short-Stories zu plakativen, teuflischen 20-Minütern aus. Sympathien und Antipathien werden dabei, wie in "Las ratas", unverhohlen innerhalb weniger Momente klar verteilt und etwa die zugedachte Opferrolle der Raststättenbedienung ohne Umschweife umgehängt, während ihr einziger Gast schnell als arroganter Mistkerl mit dunkler Vergangenheit enttarnt wird. In der Rosenkrieg-Groteske "Hasta que la muerte nos separe" fällt die Rollenverteilung hingegen differenzierter aus: Zwar mag Romina (Érica Rivas) von ihrem frisch vermählten Ariel (Diego Gentile) nach Strich und Faden betrogen worden sein, doch taugt die biestige Hintergangene kaum zur Sympathieträgerin. In "La propuesta" wird die Opferrolle gar wie eine Fackel zwischen den in ein Vertuschungskomplott verstrickten Charakteren weitergereicht.
Trotz mitunter deftig-drastischer Zwischensprints schwingt immer auch ein sozialkritisches Element mit, das etwa in"El más fuerte" (Verkehrsrowdytum) oder "Bombita" (Behördenwillkür) als Aufhänger fungiert. Dem Revanche-Konzept der Storysammlung konsequent folgend, liefern sich die Darsteller garstige Duelle, wobei vor allem die Figurenmetamorphose während des Umschaltens aus der Defensive in den Angriffsmodus einen besonderen Reiz ausmacht. Dabei repräsentieren die handelnden Antagonisten allgemeine, bewußt klischeebeladene Rollenmodelle und entstammen unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten.
Es fällt leicht, sich selbst in diesen rabiaten "Wild Tales" wiederzufinden und mit dem einen oder anderen der dargebotenen extremen Lösungsansätze genüßlich anzufreunden. So schließt Szifrón innerhalb kürzester Zeit einen infernalischen Pakt mit seinem Publikum und leuchtet seine Figuren zu Antihelden mit hohem Identifikationspotential aus.
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