Video_Vendetta - Die Gangs von New Orleans

Lynchjustiz als Geschäftsmodell

Solche Fernsehfilme würde man auch bei uns gern sehen: Die Story um italienische US-Einwanderer des späten 19. Jahrhunderts stellt so manchen Kinofilm in den Schatten.    02.04.2004

Der amerikanische Indie-TV-Sender HBO zeichnet sich nicht nur durch meisterhafte Serien wie "The Sopranos" und "Six Feet Under" (sowie neuerdings auch "Deadwood", wie man hört) aus, sondern auch durch Fernsehfilme, oft in Kinoqualität, die im deutschsprachigen Raum allerdings meist als Video/DVD-Premieren erscheinen. "Vendetta" wurde - wie man am Untertitel erkennt - anscheinend veröffentlicht, um sich an den Erfolg der "Gangs of New York" anzuhängen, besitzt aber durchaus eigene Qualitäten, die eine solche Anbiederung nicht notwendig erscheinen lassen.

Der auf DVD mit äußerst bescheidenen Extras ausgestattete Film spielt 1890 in New Orleans, wo zu dieser Zeit unzählige italienische Einwanderer ankommen, die im goldenen Amerika ihr Glück machen wollen. Joseph Macheca (Joaquim de Almeida) beherrscht die Docks und Märkte, was naturgemäß den Neid anderer erweckt - in erster Linie den des Baumwollhändlers James Houston (gut wie immer: Christopher Walken), der sich das Imperium unter den Nagel reißen will. Zu diesem Zweck faßt er zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt einen heimtückischen Plan: Der Polizeichef wird ermordet, die Schuld den Italienern in die Schuhe geschoben. Doch der Prozeß geht trotzdem zu Gunsten der Sündenböcke aus - und dann spricht die grausame Lynchjustiz.

Fazit: ein gut nacherzähltes Kapitel aus der US-Geschichte.

 

Peter Hiess

Vendetta - Die Gangs von New Orleans

ØØØ 1/2


mediacs (USA 1999)

DVD Region 2

113 Min. + Zusatzmaterial, dt. Fassung oder engl. OF (mit optionalen dt. UT)

Features: Trailer, DVD-Tips, historische Informationen zu New Orleans

Regie: Nicholas Meyer

Darsteller: Christopher Walken, Clancy Brown, Joaquim de Almeida u. a.

Links:

Kommentare_

Print
Klaus Ferentschik - Ebenbild

Doppelgänger-Phantasie

In seinem neuen Roman erzählt Klaus Ferentschik von Spionen, verschwundenen USB-Sticks, Hagelkörnersammlern und Eisleichen. Das Ergebnis ist ein philosophisch-psychologischer Agententhriller, der mehr als doppelbödig daherkommt.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 42

Du darfst ...

Gute Nachricht für alle Desorientierten und von Relikten der Vergangenheit Geplagten: Unser beliebter Motivationstrainer Peter Hiess zeigt Euch einen Ausweg. Und die erste Beratungseinheit ist noch dazu gratis!  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 41

Gleisträume

Will man sich in den Vororten verorten, dann braucht man auch die praktische Verkehrsverbindung. Der EVOLVER-Stadtkolumnist begrüßt den Herbst mit einer Fahrt ins Grüne - und stimmt dabei ein Lob der Vorortelinie an.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 40

Weana Madln 2.0

Treffen der Giganten: Der "Depeschen"-Kolumnist diskutiert mit dem legendären Dr. Trash die Wiener Weiblichkeit von heute. Und zwar bei einem Doppelliter Gin-Tonic ... weil man sowas nüchtern nicht aushält.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 39

Der Tag der Unruhe

Unser Kolumnist läßt sich von Fernando Pessoa inspirieren und stellt bei seinen Großstadtspaziergängen Beobachtungen an, die von ganz weit draußen kommen. Dort wirkt nämlich selbst das Weihnachtsfest noch richtig friedlich.  

Kolumnen
Depeschen an die Provinz/Episode 38

Schneller! Schneller!

Wie man hört, trainieren US-Soldaten in Manövern für die Zombie-Apokalypse. In Wien scheint sie bereits ausgebrochen. Der EVOLVER-Experte für urbane Beobachtungen weiß auch, warum.