Mehr als nur traditionsbewußt: In Ti Wests Retro-Western verschwimmen die Grenzen zwischen Hommage und Parodie. Immerhin kommen Ethan Hawke als wortkarger Fremdling und John Travolta als Kleinstadt-Patriarch ansprechend zur Geltung.
29.03.2017
Paul (Ethan Hawke) ist kein Mann vieler Worte. Auf dem Weg nach Mexiko durchquert er zusammen mit seinem treuen Hund Abbie die unwirtliche Prärie. Als er einen Zwischenstop im Wüstenkaff Denton einlegt, verkompliziert das Aufeinandertreffen mit dem Möchtegern-Scharfschützen Gilly Martin (James Ransone) und dessen Vater Marshal Clyde Martin (John Travolta) seine Reiseplanung entscheidend. Von Paul zuvor in einem Duell geschlagen, verfolgt und überfällt Gilly den lakonischen Einzelgänger und tötet seinen Hund. Daraufhin kehrt Paul als Racheengel in das Nest - auch als "Valley Of Violence" bekannt - zurück. Vor dem Hintergrund des sich anbahnenden blutigen Konflikts erhält er Hilfe von der kecken Mary-Anne (Taissa Farmiga). Die wiederum zählt quasi zur Familie seiner Gegnerschaft, ist sie doch die jüngere Schwester von Gillys Frau Ellen (Karen Gillan), einem dümmlich-oberflächlichen Biest mit allzu losem Mundwerk.
Den Plot von "In A Valley Of Violence" als klassisch zu umschreiben, wäre untertrieben. Regisseur und Autor Ti West plündert unverblümt und mit System, indem er sich an steinalten Western-Motiven abarbeitet. Schon die Montage der Opening-Credits versetzt in eine versunkene Ära, die zuletzt vor allem von Quentin Tarantino erfolgreich wiederbelebt wurde. Mit praktisch jeder Einstellung macht West klar, daß er keineswegs beabsichtigt, das Genre neu zu definieren oder auch nur um Facetten zu erweitern. Allein die handelnden Antagonisten erfüllen konsequent und bis zur Karikatur Rollenschemata, die sich vor vielen Dekaden innerhalb der ältesten aller Filmgattungen herausgebildet haben: hier der Anti-Held, traumatisiert, unnahbar und gegen eine natürliche Übermacht antretend; dort ein idiotischer Provokateur und Sprücheklopfer, protegiert durch eine Fäden ziehende, latent despotische Vaterfigur. Keine dieser Charaktere wird je zu überraschenden Aktionen ansetzen und sein Publikum überrumpeln. Vielmehr frönt West der Wiederbelebung seit Urzeiten gängiger genrespezifischer Handlungsabläufe - und tut dies zumeist mit einem Augenzwinkern. Am Ende sind es dann ja doch die unfreiwilligen Kaspereien des vertrottelt-fiesen Gilly und die hoffnungslosen Versuche des ungleich würdevolleren Vaters, seine talentfreie Helferschar halbwegs effizient gegen die anrückende Einmannarmee in Stellung zu bringen, die für Kurzweil sorgen.
Ethan Hawke durchläuft gerade seine ganz persönliche Westernphase, mit drei genreverwandten Arbeiten in zwei Jahren. Den einsilbigen Rächer Paul mimt er dabei durchaus souverän innerhalb der vorgegebenen, natürlichen Parameter der schablonenhaften Figur. Ein klein wenig differenzierter fällt Travoltas Clyde Martin aus, der mit Distinguiertheit und Lebenserfahrung neben seinem beschränkten Sohn geradezu zum Edelbösewicht heranwächst.
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