Video_Tuxedomoon - Seismic Riffs
Italienische Impressionen
Die erste DVD der Avantgarde-Legende ist auf den Markt gekommen und erzählt die Geschichte von der Entstehung der neuen Platte.
12.11.2004
In alle Winkel der Welt verstreut waren die vier Musiker von Tuxedomoon, als sie aus Italien eine Einladung bekamen, ein neues Album aufzunehmen. Bassist Peter Principle kam aus New York, Sänger und Klarinettist Steven Brown aus Mexiko, Violinist Blaine L. Reininger aus Athen und Trompeter Luc van Lieshout aus Brüssel. Nach 16 Jahren war es soweit: Die Avantgarde-Pioniere standen wieder gemeinsam im Studio.
Die vorliegende DVD bringt Bilder von den Plattenaufnahmen, Mitschnitte eines Paris-Konzerts und Interviews mit der Band und den Technikern. Regisseur Merrill Aldighieri mischt das alles wild durcheinander und erzeugt damit einen etwas ziellosen Hybriden aus Bildüberlagerungen, variierenden Sounds und kurzen Sprach-Clips, die sich aber immer auf relative Nichtigkeiten beschränken. Das ganze Werk wirkt wie eine am Reißbrett als "schräg" konzipierte Doku, von einem Avantgarde-Regisseur für ein Avantgarde-Publikum gemacht.
Bald verärgert einen die Tatsache, daß hier keine einzelne Szene die Chance bekommt, sich zu entwickeln und somit ein wenig Information mitzuteilen. Sieht man Steven Brown am Keyboard die Nummer "Luther Blisset" proben, so sitzt er drei Sekunden später im Konzertraum und spielt sie live. Vom Konzert selbst bleibt dann aber auch nicht viel übrig, da schnell eine halbvolle Wasserflasche über das Bild gelegt wird, die in einem Studio steht und keinerlei Bezug zu irgendetwas hat. Blödeln Brown und Reininger beim Aufnehmen ihrer Vocals, werden aus ihnen gezeichnete Comic-Figuren, die nur mehr Nonsens von sich geben.
Somit entstand ein relativ stressiges, überladenes Stück Film, das weder den Entstehungsprozeß des neuen Albums kommentiert noch Einblicke in die Welt dieser großen Musiker bringt. Auch die Konzertaufnahmen sind zerstückelt und teilweise in sehr schlechter Tonqualität gemastert. Schade um die gute Idee - wie spannend ein Musikfilm sein kann, zeigen so unterschiedliche Dokumentationen wie "Step Across the Border" über Fred Frith oder auch "Stop Making Sense" von den Talking Heads. So bekommt man weder Fisch noch Fleisch geliefert und fragt sich am Ende, was man jetzt eigentlich hätte sehen sollen.
Walter Robotka
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