Video_Todeszug nach Yuma
No Way Out
Ausgerechnet ein invalider Exsoldat will den berüchtigten Wildwest-Pistolero Ben Wade hinter Schloß und Riegel bringen: James Mangold verpflanzt Christian Bale und Russell Crowe in eine Alamo-Situation und entfesselt dabei ein ordentliches Bleigewitter.
20.06.2008
Im wesentlichen blieb die Vorlage für "Todeszug nach Yuma" - eine Elmore-Leonard-Story, die bereits 1957 unter Delmer Daves verfilmt wurde - unangetastet: Der gesetzestreue Familienvater Dan Evans (Bale) erklärt sich bereit, die Überführung des berüchtigten Gewaltverbrechers Ben Wade (Crowe) in die Strafanstalt von Yuma sicherzustellen. Die Belohnung für den gefährlichen Transport könnte für den verkrüppelten Bürgerkriegsveteranen Evans lebensrettend sein, da ihm der einflußreiche Glen Hollander (Lennie Loftin), dem er Geld schuldet, im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgräbt. Zudem muß er das zerrüttete Verhältnis zu seinem rebellierenden Sohn William (Logan Lerman) stabilisieren: Durch eine erfolgreiche Internierung des Schwerverbrechers könnte Dan in der Gunst des Sprößlings wieder steigen.
Aufgrund seines lädierten Beines kaum zum achtungsgebietenden Westerner geeignet, ringt Evans um den verlorengeglaubten Respekt seiner Frau Alice (Gretchen Mol) und des Sohns William. Letzterer fühlt sich von der Abgebrühtheit und Todesverachtung eines Ben Wade - jenen Eigenschaften, mit denen der eigene Vater niemals in Verbindung gebracht werden könnte - besonders angezogen. Die dadurch entstehende Vorbildwirkung, die von der Teufelsgestalt Wade ausgeht, verstärkt den Druck auf den krisengebeutelten Farmer.
Im Licht der Vernunft betrachtet, kommt Dans Vorhaben, den blutrünstigen Killer in den Zug nach Yuma zu verfrachten, einem Selbstmordkommando gleich. Der fintenreiche Wade ist mit allen Wassern gewaschen und kann sich auf die Mithilfe seiner Gang verlassen, die der psychotische Interimsboß Charlie Prince (wahrlich unkalkulierbar und irre: Ben Foster) führt.
Mit Fortschreiten der Handlung werden die Profile der Gegenspieler in befriedigendem Ausmaß geschärft. Während auf Bales Antihelden Verletzungen äußerer und innerer Natur schwer lasten, wird Ben Wade glaubhaft als unberechenbare, treibende Kraft und Motor des Films installiert. James Mangold, Regisseur von "Walk The Line", "Girl Interrupted" und "Cop Land", erweist sich als grundsolider Handwerker und insbesondere fähiger Inszenator spannender Feuergefechte und Verfolgungsjagden: So ist etwa jene Überfallssequenz, die Ben Wades kampfstarke Verbrechertruppe in ein stimmiges Gefecht mit einem Gatling-verstärkten Zweispänner verwickelt und dem ruchlosen Bandenchef einen ersten eindrucksvollen Auftritt beschert, hervorragend montiert und bietet allerbeste Unterhaltung. Nicht zuletzt Komponist Marco Beltrami trägt das Seine zum Gelingen des rauhen Stimmungsbildes von "Yuma" bei, indem er seiner Percussion-Abteilung Überstunden verordnet.
Die Qualität des Darstellerduells wird durch den fehlenden psychologischen Feinschliff der Figuren zwar ein wenig limitiert; schauspielerische Highlights stellen sich dennoch ein: Charisma-Crowe strahlt Abgebrühtheit, Härte und füchsische Verschlagenheit aus, läßt einen Sympathieverlust seiner Figur aber niemals zu und neutralisiert schlußendlich - in einem etwas fragwürdigen Akt strapazierter Wandlungsfähigkeit seines Charakters - den grundsolide aufspielenden Bale. Die übrige Darstellerriege agiert geschlossen und gut: Peter Fonda in der Rolle eines hartgesottenen, unnachgiebigen Kopfgeldjägers bereichert den Film ebenso wie Ben Foster als gemeingefährlicher Wade-Kumpel Charlie Prince.
"Todeszug nach Yuma" etabliert sich somit als erfreulich grimmiger Vertreter des modernen Western-Films und läßt die Konkurrenz alt aussehen.
Dietmar Wohlfart
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