Video_The Other Side
Jenseitiges zum Spartarif
Trash bleibt Trash: Der Hölle entkommen, wird Mordopfer Sam von einem dämonischen Killertrio gejagt. Gregg Bishop inszeniert "The Other Side" sparsam, aber wenig innovativ.
17.08.2007
Dem Wiedersehen mit seiner Verlobten Hanna (Jaimie Alexander) entgegenfiebernd, wird Student Sam North (Nathan Mobley), der vereinbarungsgemäß an einem für das Paar nostalgisch relevanten Plätzchen auf das Eintreffen seiner Herzensdame wartet, unsanft aus dem Weg und direkt ins Jenseits befördert. Sein dortiger Aufenthalt gestaltet sich kurz, gelingt ihm doch - zusammen mit einer Gruppe gleichfalls verstorbener Leidensgenossen - der Ausbruch aus dem Totenreich, im infernalischen Fachjargon auch als "Grube" bekannt.
In Begleitung des schwarzen Riesen Oz (Poncho Hodges) und der äußerst redefreudigen Mally (Cory Rouse) findet sich Sam in der Rolle eines Gejagten wieder. Ein Killer-Dreigestirn aus der Unterwelt wurde ausgesandt, die flüchtigen Neo-Höllenbewohner zu liquidieren und auf diesem Wege erneut in die Grube zu werfen. Besagtes Trio infernal setzt sich aus sogenannten "Reapers" zusammen. Neben einer agilen, säbelschwingenden Amazone sind noch zwei männliche Finsterlinge mit von der Partie. Die Reaper sind äußerst treffsicher, quasi unzerstörbar und nehmen durch ein mystisches Tattoo, mit dem alle Höllenflüchtlinge gebrandmarkt werden, automatisch Fährte auf.
Sam, dem kaum Zeit bleibt, sich mit seiner eigenen Todeserfahrung und Wiederauferstehung auseinanderzusetzen, muß zusätzlich mit dem Verlust Hannas klarkommen. Die hat den verabredeten Treffpunkt nämlich nie erreicht und wurde selbst zum Mordopfer eines Unbekannten. Der Hauptverdacht fällt auf den revitalisierten Sam, der nun alles daran setzt, seinen eigenen und den Todesengel seiner Freundin auszuforschen. Auf der Fahndungsliste der Polizei stehend, ist er außerdem noch den ständigen Attacken seiner übernatürlichen Verfolgerschaft aus dem Hades ausgesetzt ...
Es ist ein nicht uninteressantes, phantastisches Dilemma, in das Regisseur und Autor Gregg Bishop, der mit "The Other Side" in Spielfilmlänge debütiert, seinen überforderten Hauptcharakter stürzt. Mit einem Dollarbudget im unteren fünfstelligen Bereich geht er ökonomisch um und schafft es, manch mehrminütige Action-Sequenz unterzubringen. Die audiovisuellen Einsparungen sind dabei erwartungsgemäß überdeutlich wahrnehmbar: Der ärmliche Digitalkamera-Look, das entsetzliche Make-up der Reaper-Truppe und die schockierende Tonabmischung dürfen nicht überraschen. Rein inhaltlich plündert Bishop ungeniert: Vor allem das diabolische Reaper-Trio ist in seiner Funktionsweise - der stummen, ständigen Fixierung auf das Zielobjekt bei gleichzeitiger Unverwundbarkeit - altbekannt; Camerons Terminatoren und die "Matrix"-Agenten standen offenbar unter anderem Pate.
Bei all den budgetären Einschränkungen unterläßt es Bishop leider, anderweitig Punkte zu sammeln. Er verzichtet auf frische Charaktertypen oder unerwartete Storytwists. Ganz im Gegenteil kommen jene Grubenflüchtlinge, die mit Sam North eine Zweckgemeinschaft bilden, als minderwertige Kopien altgedienter Stichwortgeber aus der Buddy-Fraktion daher. Zudem läßt ein arg schablonenhaftes Finish den Qualitätspegel weiter absinken.
Rein präsentationstechnisch hat der Regisseur trotzdem das maximal Machbare erreicht: Temporär kurzweilig - auf bescheidenem Niveau - ist "The Other Side" allemal. Doch zu häufig offenbaren sich Bishops fundamentale Schwächen als Autor und Regisseur, verschwimmen die Grenzen zur Genreparodie. So darf angezweifelt werden, ob er in der Lage gewesen wäre, mit größeren finanziellen Ressourcen ein merklich besseres Ergebnis zu erzielen.
Dietmar Wohlfart
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