Video_The Collector
Patchwork einmal anders
Der Begriff der Flickwerk-Familie wurde in den letzten Jahren immer beliebter. Das hat auch der "Held" dieses kanadischen Serial-Thrillers erkannt.
04.11.2003
Es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, dem mündigen Zuseher heute noch einen Film über Serienkiller andrehen zu wollen. Schließlich wurde zu diesem Thema auf filmischer Ebene in den letzten Jahrzehnten bereits so gut wie alles gesagt. Subversiv sind die dabei entstandenen Produkte schon lange nicht mehr, und dank Hannibal Lector ist der mörderisch gestörte Geist längst zur salonfähigen Unterhaltung für die ganze Familie geworden. Da ist es kaum verwunderlich, daß der willige Zuseher bei der Erwähnung des Genres nicht mehr an Slasher-Heroen wie Henry, Leatherface & Co. denkt, sondern an deren eher Popcorn-lastige, aber nichtsdestotrotz meist spannende Nachfolger.
Nun leistete auch der kanadische Regisseur Jean Beaudin seinen Beitrag und bannte Chrystine Brouillets Roman "Le Collectionneur" auf Zelluloid. Zur Handlung: Im schönen Quebec treibt ein Serienkiller sein Unwesen und ermordet durchtrainierte Frauen. Als Andenken behält er stets einen Körperteil seiner Opfer. Die etwas pummelige Kommissarin Maud Graham wird mit dem Fall betraut und versucht nebenher, sich um den jungen Stricher Grégoire und den Ausreißer Frédéric zu kümmern. Naturgemäß nehmen sowohl die Polizistin als auch der mordende Irre die Sache sehr persönlich - und so ist eine Verquickung ihrer Schicksale von Anfang an vorprogrammiert.
Nach einem etwas schleppenden Anfang entwickelt sich "The Collector" noch zu einem sehenswerten Film, auch wenn der Schluß der ganzen Affäre etwas die Schärfe nimmt. Beaudin konnte sich nicht richtig entscheiden, ob er lieber das Grahamsche Ermittlerabenteuer verfilmen oder sich auf den Sammler konzentrieren sollte. Besonders deutlich wird dieser Zwiespalt nach Sichtung der "Deleted Scenes", die das Filmende zwar nachvollziehbarer machen, aber die Kluft dieser cineastischen Grätsche noch vergrößern.
Ignoriert man jedoch das dahinterstehende Vermarktungskonzept für das mit der Figur der Maud Graham nicht vertraute europäische Publikum und erwartet sich statt eines waschechten Genrebeitrags einen soliden Krimi (was der Film in der kanadischen Fassung auch ist, da die hier als Bonusmaterial vorhandenen Zusatzszenen in den Film integriert sind), darf man sich auf spannende Unterhaltung freuen. Als Bonus gibt es neben den bereits erwähnten Szenen noch den Original-Trailer sowie einige Infos zu Cast & Crew. Daß "The Collector" statt im korrekten Bildformat 1:2.35 in 1:1.85 präsentiert wird, ist hierbei ärgerlich, aber verschmerzbar.
Jürgen Fichtinger
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