Video_Der Sternwanderer
Knusper, knusper, Sternchen
Wenn sich Matthew Vaughn, Produzent von "Lock, Stock and Two Smoking Barrels" und Regisseur des Mobster-Spektakels "Layer Cake", eines Romans von Neil Gaiman annimmt, kommt dabei feinste Eskapisten-Fantasy heraus. Und dazu noch ein Hauch Kinomagie ...
06.03.2008
Been there, done that - so ließe sich wohl der derzeitige Stand der aktuellen Kinolandschaft beschreiben. Wie einst Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger dominieren seit einiger Zeit nicht nur Helden in Strumpfhosen die Leinwand; auch düstere, postapokalyptische Filme und fröhliche Fantasy-Spektakel kehren in regelmäßigen Abständen auf die Kinospielpläne zurück.
Seit Peter Jackson den "Herrn der Ringe" für die Leinwand adaptierte, versucht Hollywood mit jeder halbwegs populären Graphic Novel oder absatzstarken Fantasy-Trilogie ebensolchen Reibach zu machen. Dabei kamen seelenloser CGI-Unfug wie "Die Chroniken von Narnia", "Zathura" und "Der goldene Kompaß", aber auch halbwegs solide Genrekost wie "Brücke nach Terabithia" heraus. Ein echtes Märchen war jedoch nicht dabei. Wenigstens bis jetzt ...
Der Brite Matthew Vaughn machte sich gemeinsam mit Jane Goldman daran, den wunderbaren Roman "Stardust" des Comic- und Buchautors Neil Gaiman ("Sandman", "Neverwhere", "American Gods") für eine Verfilmung aufzubereiten - und inszenierte das Spektakel mit großen Schauspielkalibern vom Schlage eines Peter O´Toole, Robert De Niro oder Ricky Gervais in Nebenrollen. Herausgekommen ist ein zuckersüßes und vor witzigen Details nur so sprühendes Stück Popcorn-Kino, das sich nie allzu ernst nimmt und Erinnerungen an William Goldmans "The Princess Bride" (1982 verfilmt von Rob Reiner) weckt.
Victoria, for your hand in marriage, I´d cross oceans.
"You´re funny, Tristan."
Aber der Reihe nach: Es war einmal ein junger Träumer namens Tristan (Charlie Cox), der sich in das oberflächliche Püppchen Victoria verliebte. Um ihren Ringfinger für sich zu gewinnen, verspricht er, ihr binnen einer Woche eine gefallene Sternschnuppe zu Füßen zu legen. Und weil sein Dorf zufälligerweise neben einer verwunschenen Steinmauer liegt, hinter der sich das phantastische Königreich Stormhold verbirgt, stehen die Chancen auf ein bißchen Sternenstaub gar nicht schlecht für den Jüngling.
Was Tristan jedoch nicht ahnt: Der gefallene Stern ist in Wirklichkeit die unschuldige Maid Yvaine (Claire Danes), deren herausgeschnittenes Herz für eine Bande alter Hexen ewige Jugend bedeutet und deren Halskette wiederum den zukünftigen König von Stormhold bestimmt.
Hmm ... Murdered by pirates, a heart torn out and eaten, meet Victoria ... Can´t quite decide which sounds more fun ...
Plötzlich hat er es nicht nur mit einer völlig fremdartigen Welt und einer widerspenstigen Blondine zu tun, sondern auch mit der bösen Oberhexe Lamia (Michelle Pfeiffer) und jeder Menge machthungriger Königssöhne (darunter auch Rupert Everett und Mark Strong). Daß am Ende alles märchenhaft gut ausgehen wird, versteht sich zwar von selbst, doch es war schon lange nicht mehr so ein rasantes Vergnügen, all die Prinzen, Hexen und fliegenden Seeräuber auf ihren vorherbestimmten Pfaden zu begleiten.
Apropos Piraten: Sogar De Niro, der aufgrund seiner schauspielerischen Präsenz in normalen Rollen oft nur De Niro bleibt, gefällt hier als Captain Shakespeare. Auch die visuellen Effekte kommen stets ohne großes Ahh und Ohhh daher, statt wie bei Harry Potter und Konsorten von den zahlreichen dramaturgischen Leerläufen ablenken zu müssen.
In dem zweistündigen Märchen wäre dafür auch gar keine Zeit. "Der Sternwanderer" legt ein narratives Tempo vor, wie man es innerhalb des Genres nur selten erlebt. Trotzdem bleiben die Charaktere nicht auf der Strecke - und man fragt sich während des Abspanns, ob beziehungsweise wann uns ein weiteres Abenteuer aus der Feder Neil Gaimans bevorsteht.
Hoffentlich hat Regisseur Vaughn seine geplante Superhelden-Verfilmung "Thor" bis dahin abgedreht ...
To the new king of Stormhold. Whichever of you fine fellows it might be.
Jürgen Fichtinger
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