Video_Solaris
Herr Suderzwerg, gehn's scheißen!
Hollywood kennt Remake-mäßig kein Pardon. Das mußte nun auch Tarkowskijs SF-Klassiker "Solaris" erfahren.
21.07.2003
Passionsspiele im Weltall: Golgatha schräg links von der Venus, Zungenküsse von Maria Magdalena und das von George Smartass Clooney personifizierte Leiden Christi in Antigravitationslatschen. Fertig ist die Space-Age-Pieta für alternative Blockbustheads!
Es berührt schon recht peinlich, mit welcher ideenbefreiter Hysterie sich Hollywood in das Kreieren eines neuen Starsystems stürzt, Fremdstoffe von japanischen Neo-Meisterstücken bis europäischen Kunstklassikern (wie hier) kannibalisiert und dann noch Lackaffen wie Steven Soderbergh, deren Suppentellerrand nicht weiter reicht als bis zur Neuverpackung einiger 60er/70er-Stilblüten in hübsche Y2K-Farbflecken, auf Oscar-Niveau hypet.
Andrej Tarkowskijs Film "Solaris" (1972) war ein zeitloser Meilenstein, der Metaphysik und Existenzängste mit einer herrlich paranoiden, in ihrer Kargheit psychedelischen Version von SF kombinierte. Soderbergh freilich schmeißt Philosophie wie Hirnschmalz über Bord und schafft perlend bunte Prosecco-Pampe: Statt in der Raumstation auf Godot zu warten, watet Psychologe Kris Kelvin hier durch die fleischgewordene Erinnerung an seine abgekratzte Gattin Rheya. Statt die Reise in ferne Welten in eine ins innere Ich zu verwandeln, darf man transusig sabbelnde Liebesszenen durch die Melancholiebrille betrachten, als wäre "Ein Mann und eine Frau" von einem schizoid Depressiven gedreht worden und erhält obendrein die mieseste Kubrick-Kopie seit Spielbergs "A.I." 2001 goes Xavier Naidoo? Den Stecker, Franz!
Paul Poet
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