Video_Sky Captain and the World of Tomorrow
Wenn Träume fliegen lernen
Für Regisseur Kerry Conran ging mit der Verfilmung des Vfx-Spektakels ein Herzenswunsch in Erfüllung. Das merkt man dem Streifen auch an.
28.04.2005
New York 1939: Die bedeutendsten Wissenschaftler der Welt werden einer nach dem anderen entführt, kein Mensch weiß wer dahintersteckt. Als die Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow) der Verschwörung auf die Spur kommt - der mysteriöse Doktor Totenkopf (Laurence Olivier via Hologramm) will die Weltherrschaft erlangen -, ist es bereits fast zu spät: Riesige Roboterungetüme marschieren durch die Straßen der Stadt und walzen alles nieder, was ihnen zwischen die überdimensionierten Beine kommt.
Auftritt für den abenteuerlustigen Bomberpiloten Joe Sullivan (Jude Law), besser bekannt als Sky Captain, der mit seiner Flying Legion den Blechbüchsen die Stirn bietet.
Als die erste Gefahr gebannt ist, Joes Stützpunkt dank hundgemeiner Flugapparate zerstört wurde und die Bösewichte bei dieser Gelegenheit auch gleich seinen Cheftechniker Dex (Giovanni Ribisi) mitgehen haben lassen, machen sich Joe und seine ehemalige Herzensdame Polly auf, um Doktor Totenkopfs Hauptquartier aufzuspüren und dem Mad Scientist Einhalt zu gebieten.
Am anderen Ende der Welt angekommen, gelingt es dem charmanten Duo mit der Hilfe von Navy-Kommandantin Franky Cook (Angelina Jolie mit sexy Augenklappe) und ihrem gigantischen, in den Wolken schwebenden Flugzeugträger in Totenkopfs Festung einzudringen und die wahren Ausmaße seines Plans zu begreifen. Der gute Doc baut nämlich eine Arche ...
Regie-Debütant Kerry Conran hat mit seinem liebevollst inszenierten Abenteuerfilm ganze Arbeit geleistet. Obwohl das Drehbuch alles andere als preisverdächtig ist, gelingt es Conran trotzdem, daß die Geschichte stets im Vordergrund steht und nicht von den Effekten erschlagen wird (ganz im Gegensatz beispielsweise zur "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen"). Dies überrascht umso mehr angesichts der Tatsache, daß Conran zuvor "nur" einen Sechsminüter in Heimarbeit inszeniert hatte (der ihm letztlich auch die Tür zum Spielfilm öffnete) und "Sky Captain" - wie auch Robert Rodriguez´ "Sin City" - vollkommen aus der Retorte erschaffen wurde: Per HD-Video wurden die Schauspieler vor dem Green Screen abgelichtet, Schauplätze, Kulissen, Farben und Lichtsetzung entstanden völlig digital.
Als Zuschauer fühlt man sich beim Betrachten des Ergebnisses fast in eine vergangene Kino-Ära zurückversetzt. Wenn Paltrow in bester visueller Film-Noir-Manier durch's Geschehen trippelt, Jude Law an diverse Helden aus der Cliffhanger-Serials-Ära (die auch Spielberg und Lucas zu "Indiana Jones" inspirierten) erinnert und ein riesiger Zeppelin über New York gleitet, während die Stadt von gigantischen Maschinen zerlegt wird, kommt man aus dem kindlichen Staunen nicht mehr heraus. Wer etwa besonders genau hinschaut, erkennt beispielsweise am Empire State Building die Silhouette King Kongs, wie er gerade den Gipfel erklimmt.
Zugegeben: Wirklich mitreißen kann einen Conrans charmant humorvolle Pulp-Story nicht, den von ihm und der engagierten Vfx-Crew erschaffenen SF-Phantasien und der einzigartigen visuellen Magie des Streifens gelingt es jedoch mühelos zu bezaubern und den Zusehener sukzessive gefangenzunehmen. Um ein Sequel sei an dieser Stelle gebeten.
Die DVD-Umsetzung besticht durch die ausführliche Dokumentation "Brave New World", die die Entstehungsphase des Films ebenso beleuchtet wie Kerry Conrans Vorgeschichte und unter anderem in eindrucksvollen Vorher/Nachher-Sequenzen originale Green-Screen-Aufnahmen mit den fertigen Composite-Shots vergleicht. Eine Featurette widmet sich dem Produktionsdesign des Films, bevor es neben Deleted Scenes und Bloopers auch den Original-Kurzfilm Conrans zu sehen gibt. Abgerundet wird die Special Edition durch einen aufschlußreichen, wenn auch teilweise etwas schleppenden Audiokommentar des Produzenten Jon Avnet und einen zweiten seitens Conrans und seiner Vfx-Recken.
Fazit: Auch wenn der Film vielleicht nicht jedermans Sache sein wird (in den heimischen Kinos wurde er schändlicherweise erst gar nicht gezeigt), die DVD-Umsetzung ist gelungen. Das Schlußwort sei an dieser Stelle der toughen Fliegerbraut Franky überlassen: "Alert the Amphibious Squadron!" Machen wir.
Jürgen Fichtinger
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