Video_Sie sind ein schöner Mann
Bauer kauft Frau
Ein verwitweter und verwitterter Landwirt kauft sich eine Rumänin für die Stallarbeit. Trotz aller Barrieren verlieben sich die beiden letztendlich ineinander. Das Ergebnis ist eine französische Liebeskomödie um jeden Preis - und das heißt: manchmal leider auch ziemlich billig.
28.09.2007
Der Bauer Aymé (Michel Blanc) ist ein kahlköpfiger, emotionsloser Mann in den Fünfzigern. Mit seiner Ehefrau verbindet ihn nur noch der Bauernhof. Nachdem die Gattin bei einem Unfall mit der Melkmaschine das Zeitliche segnet, ist Aymé nicht traurig, sondern eher besorgt. Er kann die viele Arbeit auf dem Hof nämlich nicht allein bewältigen. Als er einmal versehentlich die Katze im Schleudergang mitwäscht, beschließt er, Hilfe zu suchen. Die findet er bei einer Heiratsvermittlungsagentur. Angesichts seiner mißlich-dringlichen Lage landet er bei Videokassetten von Rumäninnen, die nach Frankreich kommen wollen.
Der weltfremde, unzugängliche und durch und durch pragmatische Landwirt reist also auf Frauensuche nach Rumänien. Die aufgetakelten Tussis, die dort auf ihn warten, zeichnen ein Klischeebild der Extraklasse. Alle säuseln sie verlogen: "Sie sind ein schöner Mann." Nur Elena, gespielt von Medeea Marinescu, tut das nicht. Sie bekommt Wind von den wahren Absichten Aymés. Da sie des Geldes wegen aber um jeden Preis nach Frankreich will, gibt sie sich als burschikoses, arbeitswilliges Mädchen und reist ihrem neuen Mann in dessen Heimat nach. Seinen Bekannten erzählt Aymé, daß sie sich bloß für ein "Praktikum" auf dem Hof befände.
Elena bemüht sich wirklich um Aymés Zuneigung: Sie arbeitet wie ein Tier, organisiert romantische Picknicks und will sogar als Betthäschen dienen. Einige Zeit geht das gut, und die beiden verstehen sich. Der Zuseher merkt, daß auch Aymé seine Rumänin mag.
Doch das war nicht geplant - und zudem kann Aymé nicht wirklich Gefühle zulassen. Hinzu kommt, daß Elena Heimweh hat und unter Aymés Kälte leidet. Es kommt zum Streit, der immer mehr eskaliert. Im Endeffekt verlieben sie sich aber trotz der schrägen Situation, des Altersunterschiedes und der kulturellen Barrieren ineinander und gestehen sich ihre Liebe in einem ultimativen Showdown.
Medeea Marinescu spielt Elena natürlich und glaubwürdig. Auch Michel Blanc nimmt man den ruppigen Bauern ab, obwohl sein "weicher Kern" die ganze Zeit durchblitzt. Antoine (Benoît Turjman), eine weitere Hilfskraft am Hof, beeindruckt am meisten: Ohne ein Wort zu sprechen, zieht er einen mit seinen markanten Gesichtszügen und starker Mimik in seinen Bann.
Isabelle Mergaults "Sie sind ein schöner Mann" ist eine romantische Komödie, die aus dem ernsten Thema Frauenkauf eine locker-seichte Liebesgeschichte macht. Das könnte man ja hinnehmen, doch die halbwitzigen Scherze (Katze in der Waschmaschine) und kitschigen Liebesszenen machen den Film zum ziemlichen Anti-Erlebnis. Aufstehen und gehen wäre eine Möglichkeit - aber man will ja dann doch wissen, wie die zum Scheitern verurteilte Beziehung in die Brüche geht. Doch nicht einmal dieser Wunsch wird erfüllt: Es gibt kein realistisches, dem Thema gerecht werdendes, dramatisches Ende.
Im Gegenteil: Das Happy-End soll der heiklen Thematik einen positiven Touch geben. Das passiert jedoch auf Kosten der (wahrscheinlich unbeabsichtigten) Botschaft, daß man mit einer eingekauften Rumänin durchaus auch glücklich werden kann. Daß dieser Film 2006 mit fast vier Millionen Zuschauern als französischer Sensationserfolg durchgehen konnte, ist letztendlich wirklich die größte Überraschung von allen.
Bettina Figl
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