Der weltbeste Detektiv behauptet: "Ich bin kein Psychopath, ich bin ein hyperfunktionaler Soziopath." Mag sein - trotzdem freuen wir uns über das Wiedersehen mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman.
24.06.2014
Es war gar nicht so sicher, daß wir dem erfolgreichen TV-Sherlock noch einmal begegnen würden, nachdem Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) am Ende der zweiten Staffel nicht nur seinen Erzfeind Dr. Moriarty über den Jordan geschickt hatte, sondern auch sich selbst, indem er - der Reichenbachfall läßt grüßen - vom Hochhaus gesprungen war.
Fall gelöst, Held tot.
Doch sein Sarg ist leer. (So lautet übrigens auch der Titel der ersten Episode von Staffel 3: "Der leere Sarg".)
Und die beginnt damit, daß Dr. John Watson (Martin Freeman) auch zwei Jahre nach dem Tod seines guten Freundes noch immer um ihn trauert. Ohne den strahlenden Holmes ist Watson nur ein Schatten seiner selbst - weshalb auch das Bemühen, um die Hand seiner geliebten Mary anzuhalten, zu einem Debakel zu werden droht. Alles scheint hoffnungslos, würde der Totgeglaubte nicht plötzlich leibhaftig vor ihnen stehen.
Die Verlobung ist zwar damit vorerst ausgefallen, dafür aber wird das unverhoffte Wiedersehen (und das große Rätselraten darüber, wie um alles in der Welt Sherlock den Hochhaussturz überleben konnte) derart farbenfroh exerziert, daß die Verhinderung eines möglichen Terroranschlags aufs Londoner Parlament völlig an Bedeutung verliert.
"Stil über Inhalt" lautet das Motto der ersten Episode. Aber gut, damit läßt es sich leben, da auch der Zuschauer über die Rückkehr des großen Detektivs froh ist. Erst mit der zweiten Episode, "Der Fall der Drei", findet die BBC-Serie zurück zu alter Stärke, obwohl der Zuschauer lange darauf warten muß. Zuvor befindet er sich (endlich) auf der Hochzeit von Watson und Mary, für die Holmes als Trauzeuge eine Rede halten soll. Gefühlsduseleien sind seine Sache bekanntlich nicht, weshalb er vor versammelter Hochzeitsschar kurzerhand über etliche vergangene Fälle schwadroniert, bis sich nicht nur die Gäste, sondern auch die Zuschauer fragen, was zur Hölle dieses belanglose Einerlei bloß soll. Ist den Drehbuchschreibern denn gar nichts mehr eingefallen?
Genau an dieser Stelle, als erste Ermüdungserscheinungen auftreten, erlebt die Hochzeitsparty eine überraschende Wendung. Alle Ausführungen Sherlocks fügen sich unvermittelt zu einer gefährlichen Bedrohung zusammen - und plötzlich ist man sprachlos vor Staunen über den Einfallsreichtum der Drehbuchschreiber. Großartig!
Kaum vorstellbar, daß die dritte Episode das noch toppen kann. Doch es gelingt, weil auch "Sein letzter Schwur" mit einer Vielzahl überraschender (und böser!) Wendungen aufwarten kann und Meisterhirn Sherlock es außerdem diesmal mit einem ebenbürtigen Gegner zu tun bekommt, gegen dessen Machenschaften die von Dr. Moriarty nur noch wie Kinderstreiche wirken: Charles Augustus Magnussen (in Höchstform: Lars Mikkelsen) kennt dank seiner unvorstellbar riesigen Bibliothek die persönlichen Schwächen jedes wichtigen Mannes der westlichen Welt - und natürlich auch die von Sherlock. Ohne daß der Detektiv es merkt, rennt er deshalb ins offene Messer, weshalb er sich am Ende zu einer für ihn ungewöhnlichen, da höchst menschlichen Entscheidung gezwungen sieht. Grandios!
Es bleibt dabei: Die Macher von "Sherlock", Steven Moffa und Mark Gatiss (der selbst in eine Rolle schlüpft, nämlich die von Sherlock-Bruder Mycroft) sind sich und ihrer Figur treu geblieben und haben erneut phantastische Fernsehunterhaltung geschaffen: voller Tempo und überraschender Wendungen, geistreich und immer wieder amüsant (und das Ende von Episode 3 läßt Böses erahnen für Staffel 4: "Habt ihr mich vermißt?").
Selbst hartgesottene Holmes-Fans können sich dem Sog der Serie nicht entziehen, haben Moffa und Gatiss doch auch diesmal eine Vielzahl Anspielungen auf die Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle eingeflochten. Über diese und weitere Parallelen sowie Hintergründe zur Serie informiert auch bei Staffel 3 das beiliegende Booklet, während das Bonusmaterial interessante Zusatzinfos zur Entstehung der Fernsehproduktion enthält.
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