Video_Onibi - The Fire Within
Hab Feuer im Herzen
Nach 30 Jahren im Knast sucht Killer Kunihiro einen friedlichen Job. Doch nur die Yakuza haben noch freie Stellen ... Das muß ja schief gehen.
24.05.2005
Der ehemalige Yakuza-Hitman Kunihiro (Yoshio Harada) kommt aus dem Gefängnis frei. Dort verbüßte er eine 27 Jahre währende Gefängnisstrafe für einen Doppelmord. Jetzt ist er fünfzig und hat eigentlich keine Lust mehr auf die Yakuza. So lehnt er zunächst beharrlich die freundschaftlichen Angebote seines früheren Kumpels Tanigawa (Sho Aikawa) ab, der inzwischen bei einem neuen Clan arbeitet und ihn dort unterbringen könnte. Erst als es mit der ehrlichen Arbeit nicht so recht klappen will, verdingt er sich dann doch bei den Yakuza. Er wahrt Distanz, ist nur ein Fahrer: Das ist zwar demütigend, doch kann er beim Warten ja Philosophen lesen oder klassische Musik hören. Auf einer Après-Rauferei-Party lernt Kunihiro die schöne Pianistin Asako (Reiko Kataoka) kennen. Nach einer gemeinsamen Nacht hat sie eine Bitte an ihn: Sie möchte den Ex-Freund ihrer Schwester töten, weil der diese grob mißhandelt hat, und bittet dafür um eine Waffe und um Ratschläge vom Profi. So ist es tragischerweise die Liebe zu Asako, die Kunihiro wieder in die Mühlen der Yakuza treibt.
Regisseur Rokuro Mochizuki erlernte sein Handwerk im Genre der Pinku-Eiga-Filme: Das sind japanische Softpornos, die dem Filmemacher bei minimalem Budget maximale Freiheit geben - zumindest solange, wie er die festgelegte Zahl typischer Sex-Szenen einbaut. Hierzulande wäre man bis ans Lebensende als Pornofilmer abgestempelt, in Japan dreht so einer eine der schönsten Szenen für die Vorbereitung eines alles andere als kaltblütigen Mordes. Hier sagt Kunihiro: "Ein Killer ist kein Unmensch." - und so inszeniert Mochizuki die Schießübungen ohne jede zynische Coolness. Auch sonst ist der Film ruhig, unaufgeregt, fast meditativ. Zudem derart banal und unstilisiert inszeniert, daß man allzu schnell übersieht, daß sich unter den schreitenden Klängen des einprägsamen Klavier-Scores mehr abspielt als im Bild zu sehen ist. Wie bei der Figur des Kunihiro bricht im Film nur gelegentlich das Feuer des Bösen hervor - doch auch in solchen Augenblicken verweigert sich Mochizuki deutlich dem Bloodshed-Genre, das die Packung verheißt. Wer also Bandenkriege und Schießereien à la Fukasaku oder Miikesche Grenzüberschreitungen erhofft, geht leer aus. Wer’s auch mal kontemplativ mag und den etwa zeitgleich entstandenen und keineswegs vergleichbaren "Hana-bi" von Meister Takeshi Kitano nicht zu leise findet, kann zugreifen: "Onibi" ist trotz einiger Längen ein sehr zurückhaltender, aber sehenswerter Film.
Andreas Winterer
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