Video_Aktion Mutante/Nostalghia

Duell jenseits der Sterne

Zwei Filme. Ein Label. Tarkowskij vs. de la Iglesia. Kunstkino vs. Trash. Langeweile vs. Blut. Kopf vs. Eier. Schlaf vs. Ekel. Man findet. Kaum Worte. Dafür.    28.06.2010

Zunächst "Aktion Mutante". Der Beginn geht in Ordnung. Jahr 2012. Ist ja nicht mehr lange hin. Eine Gruppe Freaks versucht sich an einer Entführung. Geht schief. Opfer stirbt. Die Jungs geben nicht auf. Sie begehren gegen ein System aus Schönheitswahn und Gesundheitsfanatismus auf. Gefällt mir. Rauche eine Zigarette. Lehne mich zurück. Ich liebe kranke Filme. 

 

Schnitt. Zwei Tage zuvor. Sah mir Tarkowskijs "Nostalghia" an. Versuchte es zumindest. Russischer Schriftsteller in Italien. Er reist mit einer Dolmetscherin. Bilder wie aus dem Jenseits. Leider fühle ich mich bereits nach einigen Minuten wie frisch gestorben. Starre. Blässe. Zurück. Die Blässe ist normal. Die habe ich immer im Gesicht hängen. Darauf noch eine Zigarette und einen Wein.

 

Schnitt. Die Freaks sprengen eine Hochzeit. Entführen die Braut. Machen sich mit einem Raumschiff aus dem Staub. Landen auf einem Planeten, der von notgeilen Triebtätern bewohnt wird. Jetzt war ich wohl etwas zu schnell. 

 

Schnitt. Nebel wabert durch Italien. Nebel wabert durch mein Hirn.

 

Schnitt. Ein paar Szenen zurück. Einer der Freaks will die Lösegeldsumme im Alleingang kassieren. Er entledigt sich der Kollegen. Freak bleibt eben Freak. Die Typen wissen einfach, wie man seine besten Freunde vor den Kopf schießt.  

 

Schnitt. Wer ist Tarkowskij? (Ich muß es eingestehen. Ich besitze eine ganze Box mit seinen Filmen. Das vergessen Sie jetzt aber ganz schnell wieder.) Ich schlief ein. Werde den Film aber in Reichweite haben. Sollte ich wieder an Schlafstörungen leiden, dann ... 

 

Schnitt. Aktion Mutante. Ekelszene jagt Ekelszene. Verzückt mich nicht wirklich. Trash eben. Der Film fing so vielversprechend an. Verlor sich aber leider selbst aus den Augen. Eine gagsüchtige Sülze, die man sich in den Rachen stopfen kann. Muß man aber nicht.  

 

Fazit: Man braucht keinen der beiden Filme wirklich. Aber sollten sie dereinst gezwungen sein, sich zu entscheiden, dann wählen Sie "Aktion Mutante". Warum? Weil ein Tritt in die Eier wenigstens wach hält.

 

Tip für Selbstmörder: Besorgen Sie sich sämtliche Tarkowskij-Filme. Mieten Sie sich in einer schäbigen Pension ein. Sollten die dort keinen Fernseher und DVD-Player auf dem Zimmer haben, besorgen Sie sich den Mist und schmuggeln Sie die Geräte irgendwie da rein. Dann ketten Sie sich ans Bett. Schlucken Sie den Schlüssel runter. Und starten Sie "Nostalghia". Es wird nicht lange dauern. Sie werden langsam müde. Die Augen klappen zu. Sie sterben. Sie landen im Jenseits. Erinnert Sie irgendwie an das Italien aus "Nostalghia". Fuck, denken Sie. Das Ding ging ja nun gehörig daneben. Aber tot ist tot.

 

Tip für Kiffer: Besorgen Sie sich "Aktion Mutante". Sie werden eine Menge Spaß haben. Sie werden sich gar nicht mehr einkriegen. Das ist nicht weiter schlimm. Sie sind nämlich die Sorte von Kiffer, die über alles lacht. Sie könnten anschließend noch "Nostalghia" gucken. Wie ich Sie kenne, werden Sie sich darüber auch halbtot lachen.

 

Tip für Filmfreunde: Sehen Sie sich keinen dieser Filme an, sondern kaufen Sie sich "Boston Streets" von Brian Goodman.

 

Schnitt. Ich lese mir den ganzen Mist hier noch mal durch. Rauche. Trinke Kaffee. Packe die Filme ins Regal. Dort werden Sie wohl bleiben. Zumindest für den Rest meines Lebens.

Guido Rohm