Video_Mörderspinnen
Eine Spinne kommt selten allein
Endlich auch hierzulande auf DVD erhältlich: der ungekrönte König der Spinnenfilme! Selbst Phobiker gehen gern mit Captain Kirk auf Arachnidenfang...
26.04.2004
Wer das Glück hatte, in seiner Kindheit "Kingdom of Spiders" zu sehen, der weiß, worum´s hier geht. Ahnte man bei Gordon Douglas´ "Them!" (bei uns unter dem Titel "Formicula" bekannt) oder Jack Arnolds "Tarantula" noch irgendwie, daß doch wieder alles gut werden würde, so schlugen John Bud Cardos "Mörderspinnen" ganz andere Töne an in ihrer Aufarbeitung der "Mensch gegen Natur"-Thematik. Damit reihten sie sich eher in die Schiene von Klassikern wie Saul Bass´ "Phase IV" oder Hitchcocks "Die Vögel" (der auch als Vorbild für "Mörderspinnen" diente) ein.
Die Geschichte ist schnell erzählt: In einem kleinen Wüstenkaff namens Verde Valley wird eine tote Kuh aufgefunden. Farmer Colby (ganz genau - Woody Strode, der Wassertropfen-Cowboy aus "Spiel mir das Lied vom Tod") ruft den heimischen Veterinär Rack Hansen (William Shatner) zu Hilfe, damit der den toten Milkariegel untersucht und eine Blutprobe gen Großstadt schickt. Entomologin Diane Ashley (als wunderschöne Eiskönigin: Tiffany Bolling) reist - entsetzt über das Laborergebnis - an und verkündet, daß Spinnengift die Todesursache war. Durch den heftigen Einsatz von Pestiziden wurden die armen (und natürlich mutierten) Taranteln nach und nach ihres natürlichen Futters beraubt und schalten nun gezwungenermaßen auf Plan B in Sachen Ernährung um.
Naturgemäß erntet die Wissenschaftlerin dadurch erstmal Gelächter von seiten des (wie in solchen Filmen immer) bornierten Bürgermeisters und des örtlichen Sheriffs. Erst als nach und nach immer mehr Tiere verschwinden, gigantische Spinnenhügel auftauchen und auch sonst die Taranteln ihrem Futtertrieb freien Lauf lassen, nimmt man die Gefahr endlich ernst. Aber natürlich ist es dann schon für alles zu spät...
Mit den "Mörderspinnen" (5000 echte Taranteln krabbelten übrigens dafür herum) gelang Cardos ein wunderbares B-Movie, das trotz der einen oder anderen filmischen Ungereimtheit auch heute noch seinesgleichen sucht. Bis zur familienfreundlicheren thematischen Variation durch die 90er-Jahre-Spielberg-Produktion "Arachnophobia" waren die kleinen pelzigen Viecher nicht mehr so präsent. (Ellory Elkayems unterhaltsamer "Arac Attack" stellt eher eine Hommage an den überdimensionalen Tierhorror dar).
Die liebevoll gestaltete DVD selbst verfügt zwar, abgesehen von zwei Kinotrailern, über keine nennenswerten Extras, doch wird dies durch ein umfangreiches und inhaltlich exzellentes Booklet mehr als wettgemacht. Auch die erstaunlich gute Bildqualität für einen Film dieses Alters erfreut das Auge. Schön, daß es Labels gibt, sie solche B-Perlen zu würdigen wissen.
Jürgen Fichtinger
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