Video_Miles Davis - Kind of Blue/The Miles Davis Story

Kind of Cool

Das Meisterwerk des 1991 verstorbenen Musikers wird anläßlich seines 45jährigen Jubiläums inklusive Doku-DVD veröffentlicht.    27.04.2004

Die beste Jazzplatte aller Zeiten? Eine schwierige Frage. Jeder Kanon, jede Top-100-Liste, jede "Best of"-Reihung ist bekanntlich ein Kind seiner/ihrer Zeit und ebenso subjektiv wie fragwürdig. Dennoch gibt es Werke, die sämtliche Zeitgeisterscheinungen, Trends und Moden negieren und auch nach Jahren nichts von ihrer ursprünglichen Strahlkraft einbüßen.

Vor über 45 Jahren versammelte Miles Davis sechs Musiker in den Columbia Studios in New York und nahm ein derartiges Werk auf. "Kind of Blue" ist ein Album, das auf Generationen junger Musiker nachhaltigen Einfluß ausüben sollte. Es ist mehr als nur eine Schallplatte, es ist eine Einstiegsdroge, und zwar eine mit heilender Wirkung: Gefügigmacher junger Damen, Trostspender in den dunklen Nächten der Seele, stimulierender Soundtrack in allen Lebenslagen. Wer keinen Jazz mag, wird ihn durch "Kind of Blue" plötzlich zu mögen beginnen.

Die sieben Jazzgrößen John Coltrane, Cannonball Adderley, Wynton Kelly, Bill Evans, Jimmy Cobb, Paul Chambers und Miles Davis improvisieren, harmonisieren und schaffen hier schlichtweg die wundervollste Musik, die je westlich der 30sten Straße aufgenommen wurde - still, subtil, kraftvoll reduziert und einfach genial.

Gekoppelt mit der 2002 veröffentlichten Dokumentation "The Miles Davis Story" (DVD) erfährt "Kind of Blue" nun eine Jubiläums-Wiederveröffentlichung. 120 Minuten lang erzählt Regisseur Mike Dibb die Geschichte des wohl prominentesten Jazzmusikers unserer Zeit. Im Lauf der Dokumentation wird deutlich, was Davis - neben Talent und Phantasie - von anderen Jazzgrößen unterschied: die Kunst, sich regelmäßig neu zu erfinden. Oder, wie es sein Biograph Ian Carr in einem der Interviews ausdrückt: "Miles often looked back, but always moved forward." Von der Juilliard Music School über die Bebop-Aufnahmen mit Charlie Parker und den Jazzrock bis hin zu den geschmäcklerischen Davis-Kompositionen der 80er Jahre wird hier alles abgehandelt. Musiker, Exfrauen, Verwandte, Freunde und Produzenten kommen zu Wort und skizzieren das Bild eines sensiblen Egomanen. Obwohl einige Aspekte von Davis´ Karriere unberücksichtigt bleiben (das erste Quintett, sein Comeback in Newport 1955 usw.) bietet die Doku doch einen guten Überblick zum Phänomen Miles Davis.

Fazit: ein großes Album und ein solider Film, die Lust auf mehr Miles machen.

Niklas Jelinek

Miles Davis - Kind of Blue/The Miles Davis Story (CD & DVD)

ØØØØ 1/2


Sony (USA 2004)

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