Düsterer Zeitreise-Thrill mit Herz und Verstand: In einer dystopischen Zukunft schickt der Mob seine Opfer mittels Zeitsprung in die Vergangenheit. Dort werden sie von sogenannten "Loopern" liquidiert. Joseph Gordon-Levitt spielt einen solchen Auftragskiller, der auf die Probe gestellt wird, als er sein älteres Ich ermorden soll.
04.02.2013
Im Jahre 2074 sind Zeitreisen zwar möglich, jedoch gegen das Gesetz. Gangstersyndikate machen aber gleichwohl von der Technologie Gebrauch, um sich unliebsame Individuen vom Hals zu schaffen. In die Vergangenheit teleportiert, werden die Todgeweihten dort von abfangbereiten "Loopern" ausgeschaltet.
Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist ein aufstrebender Vertreter dieser Zunft moderner Auftragsmörder. Er versieht seinen Dienst im Jahre 2044 für den Mafiaboß Abe (Jeff Daniels), der selbst einer möglichen Zukunft entstammt. Joe versteht sein Handwerk und wird dafür reichlich mit Silberbarren belohnt. Und doch ist das Ende seiner Laufbahn, das zwangsläufig mit der finalen und zugleich schwierigsten Mission eines jeden Loopers verknüpft ist, absehbar. Denn zuletzt wird es Joes Pflicht sein, den "Loop zu schließen". Damit ist die Auslöschung des eigenen, älteren Ichs gemeint, mit der die Spuren einer verborgenen und verbotenen Profession beseitigt werden. Wer sich dieser letzten Bürde entzieht, landet selbst auf der Abschußliste seiner Auftraggeber.
Wie ein Damoklesschwert schwebt daher ein drohendes Ende mit Schrecken über Joes Kopf, als er seinem gealterten Selbst (Bruce Willis) in einem Diner gegenübersitzt. Zuvor war es ihm nicht gelungen, den aus der Zukunft vor seine Flinte gebeamten Mittfünfziger zu erledigen. Während Joe verzweifelt versucht, den Loop zu schließen, verfolgt sein älteres Gegenüber persönliche Ziele: In seiner eigenen Zeit wurde seine Frau von den Schergen des Gangsterpaten "Rainmaker" ermordet. Nun sinnt Joe der Ältere auf Rache und will die Knabenversion des Regenmachers töten.
Der kühl und elegant komponierte "Looper" entfaltet einen eigentümlichen Sog: Nicht nur läßt er das Heute mit dem Morgen in Person ein und denselben Charakters kollidieren - der tristen, futuristischen Gegenwart, die sich zu einer noch hoffnungloseren Zukunft auszuwachsen droht, entspringt auch ein allgegenwärtiges Nostalgiegefühl.
Mittendrin sind die beiden schicksalslenkenden Joes, die den Lauf der Geschichte fortwährend ändern. Wie bereits in seinem beachtlichen Debüt "Brick" spielt Regisseur und Autor Rian Johnson mit Versatzstücken des Noir-Genres. In einer von Gier, Korruption und Selbstsucht geprägten Welt mordet sein kaltblütiger Jung-Looper für Silber und den Kick, den er sich durch Suchtmittel erkauft. Für moralische Erwägungen ist in seinem Alltag, der aus Auftragsmorden, Drogenräuschen und käuflichem Sex besteht, kaum Platz. Das Aufeinandertreffen mit seinem älteren Ich ist somit auch ein Zusammenstoß zweier Lebenswelten. Joe senior ist nämlich fintenreicher als sein jüngeres Selbst und hat zudem mit seiner kriminellen Vergangenheit abgeschlossen; er sieht sich als geläutert. Dennoch ist er infolge seines erlittenen Verlusts auch zu drastischen Maßnahmen bereit, um die Vergangenheit in seinem Sinne zu korrigieren.
Vor allem die ums Überleben kämpfenden, gebrochenen Hauptfiguren sind es, die innerhalb Johnsons Dystopie in ihrer ganzen bitteren Pracht erblühen - sowohl Gordon-Levitts opportunistischer Vertragskiller mit der melancholischen Ader als auch sein gealtertes Pendant, dem alles genommen wurde. Den Weg der beiden Joes kreuzen die kämpferische Sara (sympathisch-herb: Emily Blunt) und ihr Ziehsohn Cid (latent unheimlich: Pierce Gagnon).
Eher nebenbei revitalisiert Rian Johnson die eher schleppende Karriere des Haudrauf-Veteranen Willis. Und Joseph Gordon-Levitts beachtlicher Lauf wird durch "Looper" konsolidiert: Nach "The Lookout", "Killshot", "Inception" und "The Dark Knight Rises" ist er als Mann der Stunde im gehobenen Thriller- und SF-Segment endgültig etabliert.
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