Video_King Arthur - Director´s Cut
Ins eigene Fleisch geschnitten
Mit der Zurechtstutzung von Fuquas Artus-Spektakel zugunsten einer niedrigeren Altersfreigabe hat sich Jerry Bruckheimer eindeutig verkalkuliert - wie der Director's Cut beweist.
25.02.2005
Der Name Jerry Bruckheimer steht fast als Synonym für Big-Budget-Produktionen mit garantierter Blockbuster-Tendenz. Neben Dino de Laurentis ist er der wohl bekannteste - und berüchtigtste - Produzent, den die Traumfabrik seit den Achtzigern in petto hat. Und er ist wohl auch der einzige, mit dessen Namen Filme erfolgreich beworben werden.
Manche seiner Machwerke spielen ihr Geld sogar vollkommen zurecht ein, siehe "The Rock" oder das karibische Piraten-Spektakel rund um Johnny Depp (im Sequel soll übrigens neben Keith Richards auch Chow Yun-Fat dabei sein). Andere bewegen sich im belanglosen, gerade noch unterhaltsamen Mittelmaß wie etwa "Con Air" oder "National Treasure". Und wieder andere outen sich als lupenreiner Schwachsinn - Stichwort "Bad Boys II" oder "Pearl Harbor".
Mit der Verfilmung der Legende rund um den Britannenkönig hat sich Bruckheimer jedoch letztes Jahr zum ersten Mal auf historisch-mythologisches Terrain gewagt. Als Regisseur verpflichtete er Antoine Fuqua ("Training Day") und nahm auch gleich Kira Knightley, BMW-Driver Clive Owen sowie Til Schweiger mit ins überraschenderweise starlose Schauspieler-Paket. Für den Soundtrack wurde Hans Zimmer auserkoren, der im übrigen seinen wohl besten Bombast-Score seit "Gladiator" ablieferte, die Bilder stammen - wie schon bei "Black Hawk Down" - von Slavomir Idziak ("Drei Farben: Blau").
Als dann die ersten Story-Details der angeblich akkuraten Verfilmung bekannt wurden, hatten diverse Historiker schon vorab jede Menge an den geschichtlichen - nennen wir sie mit zwei zugedrückten Augen - Abweichungen auszusetzen. Aber Film ist eben Film und kein Geschichtsunterricht. Und wer kann schon einem Produzenten böse sein, der verspricht:
Wir erzählen die Geschichte genauso, wie sie wirklich hätte passieren können.
Eben. Trotz alledem gestaltete sich der Kinobesuch ernüchternd, hatte man doch den Film auf Bruckheimers Geheiß trotz vertraglich zugesichertem R-Rating (entspricht hierzulande etwa "ab 16") für eine PG-13-Freigabe (bei uns meist "ab 12") entsprechend entschärft - und unnötigerweise szenisch entschlackt, was zu einem fast schon fragmentarisch wirkenden Script führte. Das Publikum war darüber gar nicht so erfreut und dankte es ihm mit mäßigem Erfolg (soll heißen: einem Gewinn von lediglich knapp 40 Millionen Dollar).
Dank DVD liegt "King Arthur" nun als Director´s Cut vor. Also auf in Runde zwei in Sachen Popcorn-lastiger Gehirnvernebelung.
Zur Handlung: Arthur und seine Recken stehen als Söldner im Dienste des römischen Imperiums, gebunden durch einen Vertrag, den ihre Vorfahren einst unterzeichneten. Obwohl sie ihre Pflichten eigentlich längst erfüllt haben, müssen sie noch einen letzten Auftrag übernehmen und eine wohlhabende Familie aus dem von den bösen Sachsen (angeführt von Stellan Skarsgård und Film-Sohnemann Til Schweiger) bedrohten Gebiet retten. Die sind nämlich hundsgemein und brennen alles nieder, was sie nicht umbringen können. Schließlich verbünden sich sogar die feindlichen Pikten unter der Führung einer Waldschrat-Variation der Merlin-Figur mit der Arthur-Gang, gilt es doch das größere Übel zu bekämpfen.
Ganze 15 Minuten länger präsentiert sich Fuquas ursprüngliche Version und schafft es tatsächlich, diverse Lücken zu füllen und den Charakteren genau das klein wenig mehr Platz einzuräumen, den es braucht, um mit ihnen warm zu werden. Der größte Unterschied offenbart sich allerdings in den Kampfsequenzen, die man im Kino ja großteils wegen offensichtlicher Verknappungen fast nicht ausgehalten hat. Da werden Gliedmaßen abgehackt, Äxte in Köpfen und Pfeile in Augen versenkt, daß es eine Freude ist - während die verehrte Ritterschaft sich munter heroisch durchs Geschehen säbelt.
Als Bonusmaterial gibt es das alternative und von Fuqua eigentlich vorgesehene Ende. Die Hochzeit wurde nämlich erst gedreht, nachdem sich das Publikum bei einem Test-Screening über das Fehlen eines Happy-Ends mokiert hatte ...
Weiters auf der DVD enthalten: ein leider viel zu kurzes, da informatives Making-Of sowie die für Bruckheimer-DVDs inzwischen obligate Photogalerie mit Schnappschüssen des Produzenten. Im Vergleich zum US-Release fehlen der "Knight Vision"-Pop-up-Infomode, eine weitere Featurette und der Regiekommentar Fuquas. Was sich Buena Vista gerade bei letzterem gedacht hat, bleibt ein Rätsel.
Fazit: Die zusätzlichen Szenen und Metzeleinstellungen
machen aus "King Arthur" zwar immer noch kein großes Kino, aber einen gut funktionierenden Action-Streifen und dank Hans Zimmers Score sowie der entsprechenden Heimkino-Hardware ein herrliches Popcorn-Erlebnis.
PS: Seit kurzem liegt übrigens auch ein Spiel zum Film vor. Lesen Sie dazu demnächst unsere Rezension.
Jürgen Fichtinger
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