Video_Tage des Ruhms
Versteckte Helden
Frankreichs Militäroperationen im 2. Weltkrieg wurden von freiwilligen Kämpfern aus Afrika verstärkt. Rachid Boucharebs Film setzt diesen unbedankten Kriegern zweiter Klasse ein filmisches Denkmal.
26.11.2008
Auch sie kämpften auf Seiten der Alliierten und gegen Nazi-Deutschland: Farbige und japanischstämmige Amerikaner stürzten sich trotz Rassendiskriminierung im eigenen Land für die USA in die Schlacht. Das Ausmaß des Danks und Respekts für diese soldatischen Außenseiter hielt sich bekanntlich in Grenzen. Ähnliches gilt für Frankreich: Für die "Grande Nation" zogen aus freien Stücken Abkömmlinge diverser nordafrikanischer Völker in den Krieg. Sie kamen etwa aus Algerien und Marokko, um ihren "Brüdern" auf dem europäischen Kontinent beizustehen. So wurde aus den muslimischen Infanteristen ein Exilheer geformt, das auf den Schlachtfeldern Mitteleuropas zum Einsatz kam.
Die Hauptakteure in "Tage des Ruhms" sind unterschiedlichen Charakterschattierungen zuzuordnen: Der junge Berber Saïd (Jamel Debbouze) - arm an Intellekt und Führungsqualitäten - sieht sich als Teil des französischen Freiheitskampfes, wird aber schließlich zum unterwürfigen Laufburschen des von den einfachen Soldaten verachteten Sergeant Roger Martinez (Bernard Blancan). Der hünenhafte Messaoud Souni (Roschdy Zem) lebt und kämpft für eine französische Geliebte aus Marseille, die jedoch auf seine brieflichen Liebesbekundungen von der Front nicht zu reagieren scheint. Vergleichsweise gebildet und ambitioniert, rebelliert Abdelkader (Sami Bouajila) gegen ein unfaires Hierarchiesystem, das den Karriereaufstieg eines Arabers ganz grundsätzlich vereitelt.
Obgleich sie letztlich auf Seiten der siegreichen Alliierten stehen, bilden die Nordafrikaner eine Koalition der Ignorierten und Isolierten innerhalb der französischen Armee. Die überlebenden Kolonialafrikaner sind zwar prinzipiell gut genug, um für Frankreich in den Tod zu gehen, doch Respekt und karrierefördernde Meriten für ihren Einsatz bleiben ihnen verwehrt. Das Erkennen dieser Ungleichbehandlung führt zu Unverständnis, Wut und Protest, wobei der arrogante Halbaraber Martinez zum Feindbild der aufbegehrenden Soldatenschaft wird.
Diese ethischen und kulturellen Schattenseiten, denen sich Regisseur Rachid Bouchareb in seinem WW2-Beitrag "Tage des Ruhms" verschreibt, fallen nicht gerade überraschend oder gar schockierend aus, auch weil Bouchareb seine Geschichte zurückhaltend und mit eher konventionellen ästhetischen Mitteln erzählt. Doch authentische, kontrolliert-dosierte Darbietungen der Schauspieler - die Sympathien wecken, ohne dabei allzu dick aufzutragen - und eine professionelle Produktion, die sich auch vor budgetären Hollywood-Schwergewichten nicht zu verstecken braucht, tragen zu einem runden Gesamtbild bei.
Kurzum: Ansprechend photographiert, mit ehrlichen, stillen Momenten und einem spannenden, Action-geladenen Finish versehen, wird der vielfach prämierte Streifen seiner Reputation durchaus gerecht.
Dietmar Wohlfart
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