Video_In the Bedroom

Wenn der Schmerz triumphiert

Verlust & Vergeltung im Fischerdorf: In Todd Fields subtil inszeniertem Regiedebüt dreht sich alles um die Nachwirkungen eines Gewaltakts.    26.05.2003

In dem kleinen Fischerdorf Camden führen der Arzt Matt Fowler (Tom Wilkinson) und seine Frau Ruth (Sissy Spacek) ein beschauliches, von Routine geprägtes Leben. Sohn Frank (Nick Stahl) vergnügt sich währenddessen mit seiner neuen Freundin, der alleinerziehenden, kürzlich geschiedenen Natalie (Marisa Tomei). Überschattet wird die Romanze durch Natalies jähzornigen Ex-Mann Richard (William Mapother). Der unberechenbare Nebenbuhler wird schließlich zum Auslöser einer Katastrophe: Mit einem Revolver bewaffnet dringt er in Natalies Haus ein und stellt Frank zur Rede. Die Konfrontation endet in einer Tragödie. Ein Schuß löst sich, und Frank wird tödlich verwundet. Die Nachricht von seinem Tod zertrümmert die heile Welt der Eltern.

"In the Bedroom" beschreibt die schmerzhafte Aufarbeitung einer Tragödie und die damit verknüpfte Machtlosigkeit der Hinterbliebenen. Der Vater kann weder mit dem erlittenen Verlust umgehen noch den desolaten Zustand seiner Frau ertragen. Die wiederum bewegt sich ständig am Rande des emotionalen Kollapses und fordert Vergeltung im alttestamentarischen Stil...

Das Regiedebüt von Todd Field umgeht so ziemlich jede Regel des modernen Mainstream-Kinos. Subtilität ist das Stichwort: Field setzt auf Blicke, Gesten und beharrliche Nahaufnahmen. Kühl und ohne schwülstigen Firlefanz nähert er sich seinen Hauptfiguren und arbeitet deren Handlungsmotive ruhig und effizient heraus. Hervorragend gespielt, fordernd, bitter und zermürbend.

Dietmar Wohlfart