Video_Herbstmond

Leiser Aufbruch

Das Rentnerdrama von Regisseur Greg Swartz beschreibt den konfliktbeladenen Abschied eines sympathischen Greises. Reibeisen Ernest Borgnine gibt eine stille Galavorstellung in einer allzu konventionellen Bühnenadaption.    02.05.2014

Ruheständler Frank (Ernest Borgnine) genießt das allmorgendliche Kartenspiel mit seinen Freundinnen Ella (Anna Meara), June (Piper Laurie) und Alice (Doris Roberts). Das hochbetagte Quartett um den Kriegsveteranen und Hobbyjäger lebt in einem Pflegeheim und gibt sich dort der Routine des letzten Lebensabschnitts hin. So ist auch das gemeinsame Ritual am Kartentisch, stets nach dem Genuß der wärmenden Morgensonne, Franks schönste Zeit des Tages. In der kleinen Runde wird gestichelt und gelacht, wenngleich Ella seit einem Sturz ihrer Mobilität beraubt und die demenzkranke June für ihre Gefährten unerreichbar geworden ist.

Regelmäßig erhält Frank Besuch von seinem Sohn Jeffrey (Richard Schiff), der Schwiegertochter Vickie (Cybill Shepherd) und seinem Enkel Jack (Cameron Monaghan). Die Verwandtschaft hat die Hoffnung auf eine Rückkehr des Seniors zurück in den Familienkreis noch nicht aufgegeben. Doch mit Franks gesundheitlicher Verfassung steht es nicht zum besten. Im Wissen, daß ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, wägt er seine Möglichkeiten ab. Frank ist hin- und hergerissen zwischen der Zuneigung seiner Familie und der freundschaftlichen Verbindung mit den Leidensgenossen im Heim - und so bereitet er sich auf seinen allerletzten Weg vor.

Autor Jeremy Black arbeitete sein eigenes Theaterstück für die Leinwand auf. Es ist eine Meditation über das Abschiednehmen, ein Film der finalen Entschlüsse. Frank hadert: Der Familie und ältlichen Freunden wegen das Unvermeidliche hinauszögern, bis ihm alle Entscheidungskraft vollends abhanden kommt, oder handeln, solange es das eigene Urteilsvermögen noch zuläßt?

 

Regisseur Greg Swartz kann sich auf seinen Alt-Star, Hollywood-Denkmal Ernest Borgnine, der im Spätherbst seiner Karriere noch einmal eine Hauptrolle übernahm, verlassen. Borgnine, über Jahrzehnte hinweg eher in brüsken Nebenrollen ("Der Flug des Phoenix", "The Wild Bunch", "Das dreckige Dutzend") beheimatet, überraschte bereits 2002 im "U.S.A."-Segment der Kurzfilmsammlung "11'09"01 - September 11" als trauender Witwer in einer bewegenden Altersrolle. Und so bewahrt besonders die Darstellung von Franks letztem Gefecht mit sich selbst den Film vor einem Absinken in die Belanglosigkeit. Seitens der Co-Stars fällt am ehesten Anna Meara positiv auf; vor allem Franks zerknirschte Familie wirkt hingegen farblos und austauschbar. Davon abgesehen ist "Herbstmond" eine latent spröde, bestenfalls bemühte Angelegenheit, die dann doch recht uninspiriert daherkommt. Aus der mutmaßlich angestrebten natürlichen Unaufdringlichkeit wird so ein unfertiges, schlampiges Arrangement zweitklassigen TV-Formats. Eine auch von außen geschickter angelegte Ausleuchtung von Franks innerem Widerstreit hätte diesem Spätwerk Borgnines zusätzliche Kraft verleihen können.

Nach "Herbstmond" wirkte Ernest Borgnine noch in einem halben Dutzend weiterer Produktionen mit. Er verstarb 2012 im 96. Lebensjahr.

Dietmar Wohlfart

Herbstmond

ØØ 1/2

(Another Harvest Moon)

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Zenith Pictures

DVD Region 2
84 Min. + Zusatzmaterial dt. Fassung oder engl. OF

Features: Original-Trailer, Trailershow

Regie: Greg Swartz

Darsteller: Ernest Borgnine, Piper Laurie, Doris Roberts u. a.

Links:

Good bye, Ernie!

R.I.P. Ernest Borgnine


Ernest Borgnine, ruppiger Star zahlreicher Ensembleklassiker und einer der letzten prominenten Vertreter einer längst untergegangenen Hollywood-Epoche, ist tot. Dietmar Wohlfart erinnert an den ebenso energiegeladenen wie unermüdlichen Schauspieler.

Links:

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