Video_Fantomas-Trilogie
Das Mysterium schlägt zurück
Faßt den Mann mit der Maske! Jeder kennt ihn, keiner weiß, wer er ist. Die aberwitzigen Sixties-Filme mit dem Phantom gibt es nun erstmals komplett auf DVD zu erwerben.
20.12.2004
Bitte Platz nehmen zum zweiten Abendessen!
Heutzutage nimmt man so etwas ja fast schon als gegeben hin - aber früher, etwa in den frühen Sechzigern, ging solch ein Manöver noch als Drahtseilakt durch: Filmkassenschlagern gleich im Doppelpack und mit nahezu unverändertem Team hinter und vor der Kamera angefertigte Fortsetzungen nachzuschießen oder sie überhaupt gleich als Serie zu konzipieren und produzieren. Was "Star Wars" für die ausgehenden Siebziger und angehenden Achtziger, "Zurück in die Zukunft" für die mittleren und späten Eighties und "Matrix" bzw. "Der Herr der Ringe" für das Jetztkino waren und sind, das war "Fantomas" für die Sechziger. Schamlos übertrieben? Könnte sein.
Doch beim Konzept des auf drei Teile angelegten Abenteuers hören sich die Gemeinsamkeiten ohnehin wieder auf. Schon wegen der zur Verfügung stehenden Mittel - obgleich diese für damalige europäische Verhältnisse auch mehr als ordentlich bemessen waren - mußte der französische Regiehaudegen André Hunebelle mit seiner Trilogie naturgemäß kürzertreten als ein gewisser neuseeländischer Hobbit heutzutage. Dies und die damit verbundene Scheiß-auf-Erwartungen-Haltung sieht man den "Fantomas"-Filmen naturgemäß auch an. Und das ist auch verdammt gut so.
Denn was diese Realverfilmungen der Geschichte vom dauermaskierten Superschurken Fantomas (Jean Marais), der über insgesamt beinahe fünf Filmstunden unermüdlich vom so cholerischen wie hartnäckigen Polizeikommissar Juve (Louis de Funès) und dessen Mit-/Gegenstreiter Journalist Fandor (ebenfalls Jean Marais) zu fassen versucht wird, auch vier Jahrzehnte nach ihren Kinostarts noch so herzerfrischend anzusehen macht, ist ihre beinah naßforsch zu nennende vollkommene Absenz von Ernsthaftigkeit, die etwa den Romanvorlagen noch innewohnte. Auch die früheren, teilweise noch auf Stummfilm gedrehten Verfilmungen der Pulp-Stories von Pierre Souvestre und Marcel Allain (allein zwischen 1911 und 1913 waren es 36 Teile) basierten im Prinzip auf der fatalistisch erscheinenden Suche und Aufspürung eines zynischen und bisweilen sadistischen Bösewichts und waren dabei reichlich düster, auf keinen Fall aber eines: lustig.
Hunebelle jedoch formte den finsteren Stoff in eine in Papiermaché-Sets und naive Technikgläubigkeit (heute würde man wohl Retrofuturismus dazu sagen) eingebettete Persiflage der damals akut entflammten James-Bond-Welle um und war damit eines ganz bestimmt: lustig. Was zu einem nicht geringen Teil an Louis Germain de Funès de Galarza, besser bekannt als Louis de Funès, lag. Der wurde Jean Marais, dem eigentlichen Star des Films, ursprünglich als tolpatschiger Assistent zur Seite gestellt, zog mit seinem hyperaktiven Geschussel schon im ersten Teil alle Aufmerksamkeit auf sich und galt fortan als eigentliches Zentrum der Reihe. Damit setzte er auch den ersten großen Meilenstein in seiner an Höhepunkten gewiß nicht armen Karriere.
Nicht ganz so liebevoll wie der Inhalt geriet allerdings dessen Verpackung in Form der 3-DVD-Box von Universum Film. Sicher, der Pappendeckelschuber mit dem aufklappbaren DVD-Set und dem gar nicht uninformativen Begleitheft gibt schon was her. Dafür knauserte man aber bei den Beigaben auf den DVDs selbst: Abgesehen von der gewöhnungsbedürftig untertitelten französischen Tonspur und bildlich nicht mehr ganz einwandfreien Original-Trailern spielt´s da nicht besonders viel.
Trotz der Abzüge in der B-Note wird man als in den vergangenen 40 Jahren Aufgewachsener an dieser Trilogie aber nicht vorbeikommen.
Christoph Prenner
Kommentare_