Video_Fantastic Four
Flamme an!
Ganz ohne zwiegespaltene Neurotiker mit Schuldkomplex kommt die Geschichte von Marvels ältesten Superhelden aus - ein buntes Spektakel für alle Altersklassen.
23.12.2005
Anfang der sechziger Jahre erblickten die ersten waschechten Superhelden aus der Feder von Marvel-Mastermind Stan Lee und Jack Kirby das Licht der Welt. Bevor der pubertierende Spider-Man, der leicht reizbare unglaubliche Hulk oder gar Supermaulwurf Daredevil und sein Gspusi Elektra ihr Unwesen auf buntem Papier treiben durften, mußten die Fantastischen Vier bereits die Welt retten. Bestehend aus The Thing, dem superelastischen Mr. Fantastic, der Unsichtbaren und der Fackel sicherten sie sich nicht nur rasch eine umfangreiche Fanbase, sondern lieferten gleich eine neue Art Superheld mit. Das Quartett mußte sich nicht nur mit "menschlichen" Problemen herumschlagen, sondern kam erstmals auch ganz ohne Geheimidentität durchs Leben und präsentierte sich der Welt.
Während die DC-Helden Batman und Superman bereits Ende der 40er Jahre in TV-Serials ihre ersten "Real-Auftritte" hatten und Spider-Man sich Mitte der Siebziger gleich in drei Low-Budget-Filmchen blamieren durfte, dauerte es bei den "Fantastic Four" bis 1994, bis ihnen Bernd Eichinger gemeinsam mit Roger Corman den ersten Leinwandauftritt bescherte. Die charmante Produktion war jedoch nie für die Öffentlichkeit gedacht, sondern sollte lediglich verhindern, daß die Option auf eine Verfilmung verfällt.
Nachdem Brian Singer im Jahr 2000 mit seinen "X-Men"-Filmen den Grundstock für eine neue - immer noch anhaltende - Welle erfolgreicher Comic-Verfilmungen legte und Sam Raimi "Spider-Man" erfolgreich auf die Leinwand bannte, mußten natürlich auch Marvels altgediente Recken schleunigst für die Popcorn-Massen aufbereitet werden.
Mit der Regie beauftragte man Hollywood-Nobody Tim Story, die Drehbuchvorlage lieferten Mark Frost (der unter anderem auch für David Lynchs "Twin Peaks" sowie die beiden Romane "Sieben" und "Im Zeichen der Sechs" verantwortlich war) und Michael France, auf dessen Koautoren-Konto neben dem Renny-Harlin-Vehikel
"Cliffhanger" und Jonathan Heinsleighs "Punisher" auch das Millionen-Debakel "Hulk" geht. In die Rollen der Helden schlüpften: Michael "The Shield" Chiklis als Ben Grimm, "King Arthur"-Lancelot Ioan Gruffudd als Reed Richards, und Chris Evans glüht als Johnny Storm. In den hautengen Anzug von Sue Storm steckte man die schöne Jessica Alba, und für den großen Dr. Doom (der unter anderem Pate für George Lucas´ Darth Vader stand) engagierte man Julian McMahon, bekannt als böser "Charmed"-Dämon oder charismatischer "Nip/Tuck"-Chirurg. Erzählt wird die Entstehungsgeschichte der "Fantastic Four", wie sie durch einen Ausflug ins All verstrahlt werden, zurück auf der Erde ihre Kräfte entdecken und schließlich gegen ihre Nemesis Dr. Doom antreten müssen.
Entgegen aller Befürchtungen outete sich das erste Leinwandabenteuer der etwas anderen Familie als leichtfüßige und werkgetreue Upbeat-Produktion, die inmitten all der tiefenpsychologischen Problemchen von Bruce Wayne & Co. durch ihren Comic-Charme amüsierte und auf aufgesetzten Tiefgang à la "Hulk" verzichtete. Für die musikalische Untermalung wurde erneut John Ottman verpflichtet, der bereits beim zweiten "X-Men"-Streifen für passende Heldenklänge sorgte.
Wie schon bei den letzten Veröffentlichungen aus dem Hause Highlight punktet das Label bei der Special Edition nicht durch ein liebevoll gestaltetes Digipack, sondern auch durch anständiges Bonusmaterial, das sogar das US-Pendant blaß aussehen läßt. Neben zahlreichen - großteils zu recht entfernten - Deleted Scenes gibt es ein eineinhalbstündiges Making-of sowie zahlreiche Featurettes.
Als besondere "Überraschung" ist auch der nicht als offizielles Extra gelistete Cast-Kommentar auf Disc eins enthalten. (Während andere Labels oft auf die Inkludierung von Audiokommentaren aufgrund fehlender Untertitelung verzichten, stellt Highlight Video diese trotzdem immer wieder - im englischen Original - bereit. Naturgemäß beschränkt sich dieser primär auf Anekdoten von den Dreharbeiten und ein paar Hintergrundinformationen - für einmal Anhören reicht´s jedoch.
Fazit: "Fantastic Four" bietet gelungene Abwechslung zur gängigen "ernsten" Genre-Ware; selbst der etwas mißlungene Showdown trübt die Unterhaltung nicht. Bleibt zu hoffen, daß Tim Story beim Sequel 2007 hält, was er hier verspricht.
Jürgen Fichtinger
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