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Judgement time

All jene, die des kunterbunten Treibens der nonchalanten Marvel-Heroen überdrüssig sind, dürfen einem finsteren Stern am Heldenhimmel salutieren: Pete Travis holt Judge Dredd in den aktiven Dienst zurück und entfesselt dabei ein brachiales Action-Fest.    15.04.2013

In Mega-City One, dem 800 Millionen Einwohner verschlingenden Betonmoloch eines untergegangenen Amerikas der Zukunft, sind die Gesetzeshüter dabei, den Kampf gegen die ausufernde Kriminalität zu verlieren. Selbst die unbarmherzigen "Judges", die Richter, Geschworene und Vollstrecker in Personalunion vereinigen, können den Auswüchsen einer im großen Stil gescheiterten Gesellschaft kaum noch Herr werden. Judge Dredd (Karl Urban), prominentester Vertreter seines Berufsstandes, wird zusammen mit der Auszubildenden Cassandra Anderson (Olivia Thirlby) entsandt, um das Verbrechen in Mega-City One punktuell zu bekämpfen.

Nebenher sollen die durch Mutation erlangten telepathischen Fähigkeiten des Rookies im Kampf erprobt werden. Der erste gemeinsame Auftrag des ungleichen Duos wird zur ultimativen Feuerprobe, da Dredd und seine junge Gehilfin es dabei mit niemand Geringerem als der gefürchteten Gangsterpatin Madeline "Ma-Ma" Madrigal (Lena Headey) zu tun bekommen. Die herrscht über den überdimensionalen Wohnkomplex Peach Trees, der vornehmlich von Vertretern der sozialen Unterschicht und Kriminellen aller Art bevölkert wird. Rücksichtslos liquidiert sie Konkurrenten und vermeintliche Verräter und forciert zudem den Handel mit der neuartigen High-Tech-Droge "Slo Mo".

 

17 Jahre, nachdem Sylvester Stallone in einer mittelprächtigen Adaption an dem SF-Gerechtigkeitsfanatiker gescheitert ist, droht, richtet und exekutiert Karl Urban in der konsequent humorlosen und wesentlich martialischeren Neuinterpretation von Regisseur Pete Travis. Wie Urbans Dredd, dieser Panzer von einem Mann, über das gesetzlose Gesindel von Peach Tree hinwegrollt, sollte zumindest zu einer Neubewertung der populären, da massentauglichen und gern vorlaut auftrumpfenden Marvel-Heldenschar anregen. Während etwa der halblustige Waffennarr und Playboy Tony "Iron Man" Stark die Welt nämlich chronisch unorganisiert und eher aus Versehen rettet, zögert der einsilbige Vollstrecker Dredd keine Sekunde.

Als Mann mit unverrückbarem Gerechtigkeitskodex begegnet der Judge den entarteten Überbleibseln der ehemaligen Zivilisation in rabiater Manier. Die Brachialgewalt, mit der er vorgeht, rückt den extremen Ordnungshüter wesentlich näher an Christopher Nolans dunklen Rächer als an die illustren Abkömmlinge aus dem Marvel-Universum, obgleich Dredds strikter Kode, seine fehlende Emotionalität und mörderische Effizienz gar zu Vergleichen mit James Camerons synthetischen Auftragskillern einladen. Dank seiner starken physischen Präsenz transportiert Urban auch während der Feuerpausen zwingende Autorität und unbedingte Standhaftigkeit. Für bedingten Ausgleich sorgt Olivia Thirlby, deren unerfahrene Cassandra als eine Art Stellvertreterfigur die letzten Reste moralischer Wertvorstellungen vereint.

 

Um als personifizierte gewaltverherrlichende Radikallösung Akzeptanz zu finden, bedarf es einer Bedrohung, die derart menschenverachtend grotesk über ihre Umwelt hereinbricht, daß ein Gerechtigkeitsfundamentalist vom Schlage eines Judge Dredd Sinn ergibt. Unter dieser Prämisse gibt Lena Headey ("The Sarah Connor Chronicles", "Game of Thrones") als sadistische, narbengesichtige Ex-Nutte Ma-Ma eine würdige Antagonistin ab.

Audiovisuell feuert "Dredd" aus allen Rohren: Die Kombination von intensiven 3D-Effekten (in der 3D-Fassung) mit extremen Zoom-Aufnahmen in Super-Zeitlupe eröffnet erstaunliche Blickwinkel auf das bluttriefende Geschehen, während im Hintergrund Paul Leonard-Morgans kalter Industrial-Sound erbarmunglos hämmert und treibt.

"Dredd" macht - wie sein Hauptcharakter - keine Gefangenen. Nicht nur innerhalb des Comic-Genres relativiert die brutale Action-Orgie die diversen Clownerien der allzu selbstironisch und verspielt auftretenden Konkurrenz.

 

Dietmar Wohlfart

Dredd

ØØØØ

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Universum (GB 2012)

DVD Region 2
93 Min. + Zusatzmaterial dt. Fassung oder engl. OF

Features: 6 Featurettes, Interviews, Kinotrailer

Regie: Pete Travis

Darsteller: Karl Urban, Olivia Thirlby, Lena Headey u. a.

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