Video_Der unglaubliche Hulk
Anger Management
"You won´t like him when he´s angry!" Und ob. Dank der Neuverfilmung rund um Marvels großen Grünen erstrahlt der Hulk endlich in angemessener Pracht.
17.12.2008
Was sich die Universal-Herrschaften damals gedacht haben, als sie Ang Lee 2003 für die Inszenierung des ersten "Hulk"-Streifens auswählten, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.
Der taiwanesische Regisseur hatte zwar in seiner Heimat wunderbar feinfühlige Komödien inszeniert und in Hollywood den hundsgemeinen "The Ice Storm" entfesselt; "Crouching Tiger, Hidden Dragon" begeisterte jedoch nur diejenigen, die nie zuvor einen Fantasy-Streifen made in Hongkong gesehen hatten. Trotz einiger witziger visueller Spielereien offenbarte sich sein "Hulk" dann - abgesehen von der gelungenen CGI-Kreatur - als ziemlicher Langweiler und teilt sich mit Rob Bowmans "Elektra" die zweifelhafte Ehre, die zweitschlechteste Comic-Adaption der neuen Generation zu sein. (Der erste Platz gebührt immer noch "Catwoman".)
Fünf Jahre später hält der Marvel-Konzern dank der Gründung einer eigenen Filmproduktionsfirma die Zügel straffer in der Hand und beauftragte den quirligen Franzmann Louis Leterrier mit dem Franchise-Neustart.
Leterrier, der bereits die "Transporter"-Streifen mit dem nötigen drive versorgte, fackelt auch in seinem "The Incredible Hulk" nicht lange und erzählt die origin story des großen Grünen gleich in der dreiminütigen Titelsequenz. Danach geht es für Bruce Banner (Edward Norton), Bettie (Liv Tyler) und General Ross (William Hurt) in medias res: Banner/der Hulk versucht verzweifelt ein Gegenmittel für seine Hydeschen Eskapaden zu finden, während Gegenspieler General Ross ihm den Russen Major Blonsky (Tim Roth) auf den Hals hetzt. Es folgen diverse Verfolgungsjagden, Gegenstände aller Größenordnungen werden durch die Luft - sowie auf Gegner - geschleudert, und dazu gibt´s genau die richtige Prise zwischenmenschliches Techtelmechtel. (Lesen Sie dazu unseren ausführlichen Kino-Review).
Daß der Franzose auch die Comic-Vorlagen studiert hat, zeigt sich unter anderem in einer an Jeph Loebs "Hulk: Grey"* erinnernden Szene - oder dann, wenn der Hulk via Schweinwerferlicht plötzlich grau erscheint. Natürlich fehlt auch ein standesgemäßer Cameo-Auftritt des Hulk-Seriendarstellers Lou Ferrigno nicht, darüber hinaus zeichnet der TV-Hulk auch für die Stimme des zornigen Riesen verantwortlich. Für die gelungene musikalische Untermalung des Gepolters sorgt übrigens Craig Armstrong.
Obwohl es Leterriers Superhelden-Abenteuer im Vergleich zu Jon Favreaus "Iron Man" etwas an Fingerspitzengefühl mangelt, überzeugt auch die zweite Eigenproduktion aus dem Hause Marvel. Um es mit den Worten Jeph Loebs zu sagen: "Hulk is Hulk"- und das nun endlich auch im Film.
Bleibt nur die Frage, ob Marvel mit dem für 2011 angekündigten "The Avengers"-Film tatsächlich den holy grail of geekdom produktionstechnisch stemmen kann. Immerhin müssen sie dazu erst noch den "Thor" und "Captain America" erfolgreich umsetzen. Angesichts der Pläne für "Iron Man 2" und "Hulk 2" stehen die Chancen dafür jedenfalls nicht schlecht ...
Jürgen Fichtinger
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