Video_DVD-Tips 8/2004

Amerikanische Monster

Die Zombies laufen wieder, die Friseure schneiden nicht nur Haare, die Ratten drehen durch - und ein isländischer Albino verliebt sich. So geht´s ...    28.09.2004

Jürgen Fichtinger & Peter Hiess

Dawn of the Dead/Director´s Cut


(USA 2004/Region 2/Universal)

 

Kaum zu glauben, aber der deutsche Sprachraum hat vor den USA und England das Vergnügen, Zack Snyders Remake des Romero-Klassikers auf DVD zu genießen - noch dazu gleich als um zehn Minuten längeren Director´s Cut! Snyder und Drehbuchautor James Gunn scherten sich - im Gegensatz zum Original - einen Dreck um sozialkritische Untertöne und setzten stattdessen ganz auf Horror/Action-Elemente. Herausgekommen ist dabei das böseste (und blutigste) von einem Major-Studio produzierte Genrevehikel seit langem. Die zusätzlichen Minuten machen den Film noch gemeiner und blutiger; zudem verpassen sie den Charakteren etwas mehr Tiefgang. Wunderbar unterhaltsam! Die DVD verfügt neben "Deleted Scenes" und einem Audiokommentar über drei SFX-Featurettes und Kleinkram. Es ist eine Schande, daß Tyler Bates´ Score zum spaßigen Eingeweidegeschleuder immer noch nicht veröffentlicht wurde. Übrigens: Ende dieses Jahres beginnen die Dreharbeiten zu Romeros viertem Zombie-Abenteuer "Land of the Dead"! Um es mit Johnny Cash zu sagen: "The man comes around" - endlich!

 

Links:

Boxcar Bertha


(USA 1972/Region 2/MGM)

 

Auch ein Martin Scorsese hat einmal klein angefangen - und zwar (wie so viele) unter den Fittichen des B-Movie-Spezialisten Roger Corman. Im fabelhaften Trash-Streifen rund um die historische Figur der legendären Gangsterbraut wider Willen dreht sich alles um einen Haufen Idealisten, die für das Recht der Arbeitnehmer eintreten, um letztlich als verfolgte Zugräuber zu enden und - mehr oder weniger - gekreuzigt zu werden. Mit dabei: Barbara Hershey als Hobo-Prinzessin "Boxcar" Bertha Thompson, David Carradine als sympathischer "Big" Bill Shelly und auch Papa John Carradine.

 

Links:

American Monster


(USA 1982/Region 2/Koch Media)

 

Noch einmal David Carradine: Im Larry-Cohen-Spektakel dreht sich alles um eine entflogene aztekische Gottheit, die sich im New Yorker Chrysler Building ihr heimeliges Nest gebaut hat. Fortan frißt sie sich durch den Schmelztiegel und nimmt somit den Begriff "Big Apple" recht wörtlich. Ineinandergewoben mit der Geschichte eines Diamantenräubers, dem Detective Shepard (David Carradine) auf der Spur ist, ergibt der legendäre Genrestreifen von B-Maestro Cohen satte 93 Minuten Unterhaltung für Monster-Fans. Produziert wurde "Q: The Winged Serpent" übrigens von Samuel Z. Arkoff. Als besonderes Schmankerl verfügt die DVD über einen Audiokommentar von Cohen, dessen letzter Regiestreich bereits acht Jahre zurückliegt ("Original Gangstas", in dem ein paar Blaxploitation-Helden dem jungen HipHop/Homeboy-Geschmeiß zeigen, was ein echter "Gangsta" ist). Kommt ein Quetzalcoatl geflogen ...

 

Links:

The Barber - Das Geheimnis von Revelstoke


(USA 2001/Region 2/Concorde Home Entertainment)

 

Malcom McDowell fristet als reizender Kleinstadtfriseur sein Dasein. In Wirklichkeit ist er allerdings ein ebenso liebenswert-verschrobener Serienkiller, und so wird die verschneite, märchenhafte Gemeinde alsbald von zahlreichen Morden heimgesucht.

 

Links:

Darkness


(USA/Spanien 2002/Region 2/Splendid Entertainment)

 

Eine amerikanische Familie zieht in ein spanisches Spukhaus mit satanistischer Vergangenheit, wo früher einmal etliche Kinder spurlos verschwunden sein sollen. Der Vater hatte in seiner Kindheit mit diesem Haus zu tun und wird daher von Flashbacks gepeinigt, die Mutter dreht durch, die Kinder sind parapsychologisch begabt und überhaupt eine Plage … Was tut man in so einem Fall? Genau - man packt sich zusammen und verläßt die Stätte des Grauens. So läuft das aber im Film nicht, also darf Regisseur Jaume Balagueró (dessen 1999er-Werk "The Nameless" von nervenschwachen Gruselfreunden schon sagenhaft überschätzt wurde) seine Collage aus "Shining", "The Others" und anderen, besseren Genrekollegen bis zum Schluß durchziehen. Richtig unheimlich wird das selten, die Überraschungen sind vorhersehbar bis nervend, und nur die Besetzung (Lena Olin, Anna Paquin, Giancarlo Giannini) reißt die Produktion aus Brian Yuznas Euro-Filmfirma Fantastic Factory halbwegs raus - bis man sie wenige Stunden nach dem Ansehen schon wieder vergessen hat. Die deutsche DVD hat nur wenige Extras; es gibt auch eine spanische 2-DVD-Version, bei der man die vielen Bonus-Features allerdings nur versteht, wenn man der Sprache mächtig ist.

 

Links:

Noi Albinoi


(ISL 2003/Region 2/Epix Media)

 

Noi lebt in einem kleinen Kaff an der isländischen Westküste. Zwischen zurückgezogener Großmutter und meist betrunkenem Vater findet sich am sprichwörtlichen Arsch der Welt wenig Perspektive, weshalb der ebenso clevere wie kahlköpfige Albino alle Verantwortung von sich weist und lieber in eine kleine Kellerkammer verschwindet, um dort seinen Tagträumen von sonnigeren Gefilden nachzugehen. Als er dann überraschend eine junge Dame kennenlernt, scheint erstmals Bewegung in sein langweiliges Leben zwischen meterhohen Schneewänden zu kommen; mit seiner Weigerung, sich an jegliche Regeln zu halten, manövriert sich Noi allerdings zusehends ins Abseits ...

Mit reichlich schwarzem Humor und Situationskomik läßt uns Regisseur Dagur Kari über weite Strecken lächelnd in den schrulligen Mikrokosmos seines Antihelden eintauchen, um uns nach dem finalen Meltdown um so tiefer bewegt und irritiert zurückzulassen. Unbedingt sehenswertes Independent-Meisterwerk aus dem hohen Norden.

 

Links:

Rats


(USA 2003/Region 2/e-m-s)

 

Selbst Freunde von Tierhorror-Filmen werden sich bei diesem Streifen eher langweilen. Ein Kaufhaus wird von den kleinen Nagern heimgesucht, und die Sicherheitsbeauftragte Susan (Mädchen "Twin Peaks" Amick) findet ihren Arbeitsplatz unter UV-Bestrahlung im wahrsten Sinne des Wortes vollgeschissen. Gemeinsam mit einem Hi-Tech-Kammerjäger geht´s dem pelzigen Ungeziefer fortan an den Kragen. Dummerweise haben sich die - im übrigen genmanipulierten und daher höchst aggressiven - Viecher bereits in der ganzen Stadt breit gemacht. Abgesehen von ein paar netten Details und den Rattenhorden leider ziemlich unansehnlicher Tand.

 

Links:

Caveman - Der aus der Höhle kam


(USA 1981/Region 2/MGM)

 

So etwas tät´s heute nicht mehr geben: Dennis Quaid und Ex-Beatle Ringo Starr als Steinzeitmenschen Atouk und Lar, die sich im finsteren Hinterland behaupten müssen. Als sie vom Hauptstamm ausgestoßen werden, ziehen sie von dannen, um eine neue Sippe zu gründen. Auf dem Weg ins neue Heim verliebt sich Urwaldmädchen Tala (Shelly Long) in Atouk, der jedoch immer noch schwer in die Sexbombe Lana verknallt ist. Dazwischen gibt´s jede Menge Ungetier. Obskur-witziger Streifen, in echtem Steinzeitlerisch gesprochen.

 

Links:

St. John´s Wort


(Japan 2001/Region 2/Highlight)

 

Nicht jeder japanische Horrorfilm ist gut - geschweige denn unheimlich. Meisterwerke wie "Ring" oder "Kairo" führten zu einer Flutwelle von Gruselstreifen aus dem Land der aufgehenden Sonne, unter denen man die echten Highlights suchen muß. Dieser zum Beispiel, inszeniert von Shimoyama Ten, ist keines. Der Streifen erzählt auf recht unbeholfene Weise (und auf Digitalvideo gedreht) die Geschichte einer kleinen Firma junger, penetrant ausgeflippter Spieledesigner, die für ihr nächstes Survival-Horror-Game in einem Haus recherchieren, an das sich ein weibliches Mitglied des Teams in seinen Alpträumen erinnert. Das filmische Element, den Plot auf typischen Videospiel-Elementen aufzubauen (die Helden durchsuchen ein Zimmer nach dem anderen und finden Hinweise oder Schlüssel, die sie immer einen Schritt weiterbringen), funktioniert nur kurze Zeit - und auch das nur für jene Leute, die Erfahrung mit Game-Konventionen haben. Die wenigen ansatzweise unheimlichen Szenen versinken in ausgedehntem Pathos, und die "überraschende" Wendung am Ende erinnert an die übelsten Zeiten der US-Horrorsequel-Mania. Muß man nicht haben.

 

Links:

DJ Shadow - In Tune and on Time


(USA 2004/Region 0/Universal)

 

"It represents a culmination to one goal: to make a one-man DJ show as entertaining as any live act working today." Besser als so und DJ Shadow selbst kann man eigentlich gar nicht zusammenfassen, was sich auf dieser Doppel-Disc (Audio-CD und DVD) abspielt. Geboten wird darauf der Mitschnitt eines mitreißenden Shadow-Liveauftritts in der Londoner Brixton Academy aus dem Jahre 2002. Fünf Akte plus Zugabe geben dann tatsächlich Einblick darin, warum der begnadete Turntablist einer der gefragtesten Plattenaufleger weltweit ist - in Ton, aber auch in Bild, worüber die brillante visuelle Umsetzung Aufschluß gibt. Abgerundet wird das Ganze von Extras wie einem furiosen MPC-Battle mit den Kollegen Cut Chemist und Nu-Mark.

 

Links:

Logan´s Run

Import-Tip: USA


(USA 1976/Region 1/Warner)

 

Michael Andersons Verfilmung des William-F.-Nolan-Dystopie-Klassikers (Auftakt der "Logan"-Trilogie): Im 23. Jahrhundert hat man mit dem dreißigsten Geburtstag den Zenith überschritten und sollte sich freudig der Wiedergeburt fügen - soll heißen, innerhalb eines schwerelosen Raums gegrillt werden und auf die propagierte Reinkarnation hoffen. Wer sich weigert, wird von den "Sandmännern" gejagt. Laut dem obersten Computerbewußtsein haben es jedoch bereits einige in die Freiheit geschafft, in die Stadt Sanctuary. "Sandman" Logan 5 (Michael York) wird beauftragt, die Flüchtigen aufzuspüren und ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Bei der Mission entdeckt er, daß die Reinkarnations-Story eine Lüge ist. Gemeinsam mit Jessica 6 (Nicolas Roegs "Walkabout"-Göre Jenny Agutter) versucht er, dem System zu entfliehen. Doch auch Sanctuary entspricht ganz und gar nicht den Phantasien … Als Bonus gibt es eine Vintage-Featurette sowie einen Audiokommentar von York, Anderson und dem Kostümdesigner. Brian "X-Men" Singer bastelt übrigens gerade an einem Remake des Films.

 

Links:

Red Scorpion

Nice-Price-Tip


(USA 1989/Region 2/MViB)

 

Sollte man im Leben - abgesehen vielleicht von "Rocky IV" und "Universal Soldier" - noch keinen einzigen Film mit Dolph Lundgren gesehen haben, dann gibt es genau zwei, die einen Blick wert sind. Der eine ist Mark Goldblatts Low-Budget-Verfilmung des "Punisher"-Comics, der andere "Red Scorpion". Inszeniert wurde dieser reinrassige Achtziger-Action-Schinken von Joseph Zito, der zuvor bereits für zahlreiche "berüchtigte" Chuck-Norris-Baddies und ein "Freitag der 13te"-Sequel verantwortlich zeichnete. Lundgren mimt den KGB-Agenten Nicolai, der natürlich der beste und tödlichste Kämpfer aller Zeiten ist. Er wird ins ferne Afrika geschickt, um dort einen antikommunistischen Rebellenführer niederzustrecken.

Doch in Wahrheit sind natürlich die bösen Russen die Schlächter, und der einstige Patriot wird bekehrt. Dabei spielt ein kleiner Buschmann eine wesentliche Rolle - sozusagen "Die Götter müssen verrückt sein" meets "Rambo 2". Blöd, aber unterhaltsam. (Beim Kauf sollten Sie auf die "FSK 18"-Freigabe achten, da Sie sonst nur einen verstümmelten Spaß bekommen.)

 

Links:

Kommentare_

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 6/2014

Feuer frei zum frohen Fest!

Weihnachten ist genau der richtige Zeitpunkt, um Kreaturen und Dirnen im viktorianischen London nachzujagen, mit Antonia Banderas aufmüpfige Roboter aufzuspüren oder sich historisch weiterzubilden. Treten Sie näher, verehrte Damen und Herren!  

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 5/2014

A Hard Day´s Night

Psychopathische Lehrer, flanierende Tote, legendäre Enten und ausbrechende Vulkane: genau das Richtige, um die November-Dunkelheit aus dem Wohnzimmer zu vertreiben.  

Print
Print-Tips 2/2007

Modesty, Engel und Sektierer

Wenn ausgerechnet ein Grazer Verlag in andere Welten entführt, müssen unsere restlichen Lesetips zurückstehen. Aber nur ein bißchen - dann kommen Agenten, Mammuts und liebenswerte Irre.  

Video
DVD-Tips 10/2004

Haus der 1000 Filme

Höllisch gute Universal-Monster, biblische Geschichten und einfach göttliche Filmideen: Unsere aktuellen DVD-Tips lassen Sie wieder einiges anschauen.  

Print
Print-Tips 6/2004

Ein Sinn für Wunder

Die Zukunft ist auch nicht interessanter als die Vergangenheit: Da treten Alien-Artefakte gegen Hardboiled-Helden an, und Sherlock Holmes gegen Shub-Niggurath.  

Video
DVD-Tips 8/2004

Amerikanische Monster

Die Zombies laufen wieder, die Friseure schneiden nicht nur Haare, die Ratten drehen durch - und ein isländischer Albino verliebt sich. So geht´s ...