Unsere aktuellen Direktiven: Glauben Sie nicht der Regierung. Lassen Sie sich nicht von Meteoriten aus dem Weltall treffen. Meiden Sie Bergarbeiterstädte. Und: Vergessen Sie keinesfalls, den externen Trägheitsdämpfer abzukoppeln. Let´s punch it!
26.11.2009
Seit knapp 43 Jahren entführt sie uns in Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die wohl bekannteste space opera aller Zeiten verbucht neben mehr als 700 Serienepisoden unzählige Romane, Comics, Computerspiele und elf Kinofilme auf ihrem Konto. Fünf verschiedene Besatzungen befriedeten im Namen der Föderation und Gene Roddenberrys bisher das Universum. Für den neuesten "Star Trek"-Eintrag verpflichtete Paramount Hollywood-Liebkind J. J. Abrams. Gemeinsam mit den Autoren Roberto Orci und Alex Kurtzman drehte er kräftig am Rad der Zeit und liefert uns nicht nur ein "Year One" der legendären ersten Enterprise-Crew, sondern verfrachtete sie auch gleich in eine alternative Zeitlinie, um sich sämtliche erzählerischen Möglichkeiten offenzuhalten und fanatische Trekkies vorab ruhigzustellen. Statt des gewohnt gemütlichen Lounge-Feelings verpaßte Abrams seinem Enterprise-Reboot eine gehörige Portion Rock´n´Roll und sorgte dafür, daß das beliebte Raumschiff im "Battlestar Galactica"-Zeitalter nicht in einer Subraumspalte verschwindet. Die Darsteller Chris Pine und Zachary Quinto als Jugendausgaben von Captain Kirk und Spock hätte er gar nicht besser wählen können. In diesem Sinne: Live long and prosper!
(PS: Anhänger waschechter SF fernab der klassischen Weltraumoper dürfen sich übrigens auf die kanadische Serie "Defying Gravity" freuen.)
Erinnern Sie sich noch an John Woo? Ja, genau, den kleinen, sympathischen chinesischen Regisseur, zu dessen Lieblingsthemen Ehre und Freundschaft gehören, der gern haufenweise Tauben durchs Bild flattern läßt und nebenbei in den 80er Jahren das heroic bloodshed-Genre aus der Taufe hob. Gemeinsam mit Tsui Hark bildete er die Speerspitze des neuen Hongkong-Kinos und offerierte der ausgehungerten movie buffs-Welt eine spritzige Dimension des Gangster-Films mit Chow Yun-fat als Superstar und Shaw-Brothers-Veteran Ti Lung. Er ließ sich von Sam Peckinpahs "The Wild Bunch" inspirieren, zeigte uns Zeitlupenschießereien en masse und brachte uns bei, daß man leergeschossene Pistolen am besten einfach fallenläßt. Dann schnappte ihn sich Hollywood.
Nach ein paar mehr oder weniger belanglosen Produktionen ist Woo nun nicht nur in seine Filmheimat China zurückgekehrt - der einstige Chang-Cheh-Schüler inszenierte auch gleich einen martialischen Historienschinken.
In "Red Cliff" dreht sich alles um Machtstreitigkeiten gegen Ende der Han-Dynastie (208 n. C.). Der machthungrige Premierminister Cao Cao will ganz China unter seine Ägide bekommen und zieht gegen die Kriegsherren des Südens in die Schlacht. Was folgt, sind mehr als zwei Stunden episches und schön anzusehendes Historienkino rund um die Schlacht am Roten Felsen - von Woo routiniert in Szene gesetzt, aber leider nicht mehr. Die mit ca. 80 Millionen US-Dollar bis dato teuerste chinesische Produktion startete in zwei Teilen in der Volksrepublik und verdrängte dort James Camerons "Titanic" vom Thron.
Die zukünftige Braut Susan (Reese Witherspoon) strahlt an ihrem großen Tag. Leider nicht vor Freude - ein Meteor aus dem Weltall hat sie getroffen und auf 15 Meter Körpergröße wachsen lassen. Die Regierung steckt sie daraufhin in ein streng geheimes Forschungslabor für "Monster". Dort trifft die verschreckte Gigantin auf den mad scientist Dr. Kakerlake (Hugh "Dr. House" Laurie), Missing Link (Will Arnett), die übergroße Götterspeise B.O.B. (Seth Rogen) und die Larve Insektosaurus. Als der außerirdische Megalomane Gallaxhar die Erde unterjochen will, ruft der Präsident das sympathische Gespann unter der Führung von General Monger (Kiefer Sutherland) zu Hilfe ...
Liebenswerte Hommage aus dem Hause Dreamworks an das SF-Kino (insbesondere der 50er) mit zahlreichen Genrezitaten - von "Attack of the 50 Ft. Woman" über "The Blob" bis hin zu "Close Encounters of the Third Kind".
Jason war schon da und hat kläglich versagt. Die Prom Night war noch belangloser als anno 1980. Freddy kommt erst nächstes Jahr wieder in der Elm Street vorbei. Trotzdem gibt es tatsächlich noch kleinere Überraschungen im Zuge der fleißig ratternden Slasher-Remake-Maschinerie. So wie Patrick Lussiers "My Bloody Valentine 3D" rund um eine Kleinstadt voller Bergarbeiter, einen heimkehrenden Ausreißer, eine alte Liebe und einen Psychopathen mit Spitzhacke. US-Regisseur Lussier liefert einen bodenständigen Genrebeitrag, der nicht versucht, krampfhaft nasty oder originell zu sein, sondern stattdessen mit kleineren Seitenhieben auf gewohnte Rezepturen, einer Prise Humor und sogar ein wenig Whodunit-Mystery unterhält. Für Fans in der ungekürzten SPIO/JK-Veröffentlichung sehenswert.
"Blonde Bienen/mit Bändern in den Haaren/und an dem schwarzen Leder/das sie tragen", sangen einst die Yankees (und später auch die Toten Hosen). So wie sich die Amerikaner James Dean als "rebel without a cause" hielten, durfte sich in Deutschland Horst Buchholz in Georg Tresslers Klassiker "Die Halbstarken" Pomade ins Haar schmieren. Seite an Seite mit Karin Baal schlittert er als Freddy ins Verderben, als er seinem Bruder Jan aus der Misere helfen will und einen Einbruch plant. Das interessant eingefangene Stück Teenager-Zeitgeschichte war seinerzeit ein Erfolg an den Kinokassen und wurde vor kurzem in der Edition Deutscher Film neu aufgelegt. Ebenfalls erschienen: Fritz Langs Klassiker "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" mit dem unvergeßlichen Peter Lorre als Triebtäter und einer Dokumentation über den Regisseur als Bonusmaterial.
Transformers: Revenge of the Fallen
ØØ
(USA 2009/Region 2/Paramount)
Von Michael-Bay-Filmen kann man halten, was man will. Seine bisherigen Sequels hat er jedenfalls kräftig verbockt. Sie sind bigger, aber keineswegs better; vielleicht sollte sich der gute Mann an das Sprichwort "Weniger ist mehr" halten. Obwohl "Transformers: Revenge of the Fallen" kein derartiges Debakel ist wie "Bad Boys 2", runzelt man beim Ansehen öfters verständnislos die Stirn. Bis oben hin vollgepfropft mit Explosionen, sündteuren und blitzschnellen Transformationseffekten sowie haufenweise neuen Transformers sowie einigen Megan-Fox-Sabber-Shots für Teenies, gibt es im Sequel trotzdem nicht viel zu sehen. Das mutet umso verwunderlicher an, wenn man sich Zeit für den hörenswerten Audiokommentar nimmt. Darin erzählen die Autoren stolz, daß sie sich an all den alten Blockbuster-Sequels orientiert haben, bei denen man das Original nicht gesehen haben mußte, um mit den Charakteren per du zu sein und sich sofort auszukennen. Nun ja, wenn dieser zusammengeflickte Humbug ihr Ziel war, darf man das Sequel wohl als ihren individuellen schreiberischen Erfolg werten. Um die Fortsetzung als aufgeplustertes Hochglanzspektakel zu erkennen, braucht man den ersten "Transformers" wirklich nicht gesehen zu haben ...
Ghettogangz 2
ØØØ
(F 2009/Region 2/Universum)
Hinter dem fragwürdigen deutschen Titel versteckt sich die Fortsetzung der Luc-Besson-Produktion "Banlieue 13" aus dem Jahr 2004. Die Pariser Ghettos einer nicht allzufernen Zukunft versinken nach wie vor im Dreck und sind durch eine Mauer vom Rest der Stadt abgeschnitten. Kleinkriminelle und illustre Banden beherrschen die Straßen, während der Bulle Damien (Cyril Raffaelli) und das Schlitzohr Leito (David Belle) auf beiden Seiten der Mauer getrennte Wege gehen. Doch dann will eine korrupte Sondereinheit das Ghetto für die Errichtung einiger neuer Bürogebäude umkrempeln und schreckt dabei auch nicht vor gezieltem Raketeneinsatz zurück. Es folgen knapp eineinhalb Stunden typisch Bessonscher Action, wilde Parkour-Kraxeleien und flotte Raufhändel. Wohl bekomm´s.
Es knallt, es kracht - und es wird esoterisch. Zücken Sie die Fernbedienungen und lehnen Sie sich für unsere Heimkinoempfehlungen gemütlich im Fernsehsessel zurück.
Der große, böse Wolf kommt neuerdings aus Israel, Roy Battys Low-Budget-Nachfolgerin dafür aus Großbritannien. Dazwischen tummeln sich die Anarcho-Trickfilmfiguren Ren und Stimpy, US-Sexualforscher sowie jede Menge Genrekost.
Lernen Sie, wie man am besten durch Drogen reich wird. Sehen Sie zu, wenn Orson Welles mit Charlton Heston Schlitten fährt. Oder reisen Sie mit den Mystic Knights of the Oingo Boingo per Anhalter durch die Heimkino-Galaxis.
"Well, do ya, punk?" Eine amerikanische Doku widmet sich dem Verfasser dieser Zeilen. Wem das nicht gefällt, der darf mit Quentin Dupieux Hundefänger spielen oder den Fernsehabend mit Dr. Lecter verbringen. Wohl bekomm´s!
Mel Gibson ist auf der Flucht, Sly Stallone auf der Jagd - während Michael Shannon und Chloë Sevigny den Finger stets am Abzug haben und Kevin Spacey im Weißen Haus nicht nur die Puppen tanzen läßt.
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