Video_DVD-Tips 6/2007

Wenn der Player Amok läuft ...

Raus aus dem Kindergarten! In der DVD-Redaktion des EVOLVER vergnügt man sich mit Ninjas, Millionendieben, russischen Terroristen und Naturkatastrophen. Auch so bringt man Spannung ins Leben.    19.09.2007

Jürgen Fichtinger

Shinobi


(Japan 2005/Region 2/i-on new media/Splendid)

 

Zwei verfeindete Ninja-Clans werden vom Shogunat gegeneinander ausgespielt, weil in einer Welt des Friedens kein Platz mehr für Schattenkrieger ist. Doch wie einst in "Romeo und Julia" gibt es auch hier zarte Liebesbande, und die tödlichen Turteltauben wünschen sich den Frieden. Ein Kampf zwischen den Dörfern stellt ihre Liebe auf die Probe. Als jeweils die fünf besten Krieger in den Palast beordert werden, bleiben nicht nur die Entsandten auf der Strecke ...

Ten Shimoyamas "Shinobi" hat weder etwas mit dem Sega-Computergame noch den Shô-Kosugi-Krachern aus den Achtzigern zu tun - und schon gar nichts mit klassischen jidaigekis wie Hiroshi Inagakis "Ninjutsu"-Reihe. Statt dessen wandelt der japanische Regisseur eher auf den Spuren Tsui Harks, Ronny Yus und Ching Siu-Tungs, auch wenn er deren Qualitäten nicht erreicht (aber das tun sie ja mittlerweile selbst nicht mehr.)

"Shinobi" steht somit den traditionellen Martial-Arts/Fantasy-Hybriden des Hongkong-Kinos der 80er und frühen 90er Jahre näher und beinhaltet vieles, wofür man die Hüpfspektakel einst lieben lernte. Da können Chen Kaige oder Ang Lee noch so verdrahteten Unsinn drehen und mit ihren überlangen, in kräftigen Farben gehaltenen Langweilern die Kritiker begeistern - wenn bei Shimoyama die mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Shinobis durch die Lüfte schweben und sich in malerischem Ambiente dahinmetzeln, macht das viel mehr Freude.

Asien-Kino-Neulinge werden von "Shinobi" ohnehin begeistert sein, aber auch Veteranen finden trotz mancher CGI-Schlamperei genügend Reminiszenzen an alte Zeiten, um verträumt an ihre erste Begegnung mit der unbesiegbaren Asia und ihren Nadeln, an weißhaarige Bräute oder die Zu-Warriors zurückzudenken.

Bleibt nur die Frage, warum man gerade dem Regisseur von Belanglosigkeiten wie "St. John´s Wort" oder "Masuuruhiito" ein solches Budget in die Hände gedrückt hat.

Links:

Der Name ist Voss, Peter Voss!


Peter Voss, der Millionendieb

(D 1958/Region 2/Kinowelt)

 

Peter Voss, der Held des Tages

(D 1959/Region 2/Kinowelt)

 

Das waren halt noch Zeiten, als das deutsche Kino international noch was zu melden hatte und man mit Italienern, Franzosen oder Spaniern am selben Filmstrang zog. Bevor jedoch Herrschaften wie George Nader für "Schüsse aus dem Geigenkasten" sorgten oder Pierre Brice und Lex Barker Blutsbrüderschaft schlossen, zählte der gebürtige Klosterneuburger O. W. Fischer in den 50er Jahren zu den größten Herzensbrechern und Bestverdienern auf Zelluloid. Als charmanter Weltenbummler Peter Voss rettete er so mancher Maid in internationalen Gewässern das Leben und legte gemeinsam mit Sidekick Bobby Dodd (Walter Giller) zahlreichen Gangstern das Handwerk. Auch wenn die beiden Filmabenteuer mittlerweile in etwa so spannend sind wie Fischers spätere Krankengeschichte, quellen sie vor lässigem Fifties-Chic nur so über und haben dank der Autoren flotte Sprüche auf Lager, wie man sie schon lange nicht mehr gehört hat. Schade, daß man den DVDs keinerlei nennenswertes Bonusmaterial spendiert hat. Verdient hätten sie´s - so wahr wir Bobby Dodd heißen.

Links:

Serienfieber


The 4400 - Season 3

(USA 2006/Region 2/Paramount)

 

Während in den USA gerade die komplette erste Season von "Heroes" auf DVD erschienen ist, darf sich unsereins über die dritte Staffel rund um die "4400" freuen. Die kleine Isabelle verwandelt sich darin gleich zu Beginn in eine erwachsene Frau und zur schlimmsten Bedrohung der Zurückgekehrten. Gleichzeitig wollen ein paar der übernatürlich Begabten nicht auch die andere Wange hinhalten und formieren sich zur terroristisch veranlagten "Nova Group". Doch das sind noch die geringsten Probleme der Homeland Security: Die außerirdischen Entführer melden sich wieder zu Wort, ein Totgeglaubter feiert seine Wiederauferstehung, Ex-Reanimator Jeffrey Combs spielt erneut mit grellgrünen Impfpräperaten, und Summer Glau erteilt wieder telepathische Befehle ...

Zum ersten Mal gibt es auf der vier DVDs umfassenden Box übrigens auch exzellente Bonus-Features, darunter eine Featurette über die Erzählstruktur sowie "Planting" und "Pay-off" innerhalb der Serie.

 

Pinocchio

(I/F/D 1972/Region 2/Koch Media)

 

Die einzige Fähigkeit, die dieser berühmte italienische Holzkopf sein eigen nennt, ist die, daß ihm eine lange Nase wächst, sobald er Lügen erzählt. Carlo Collodis Roman wurde zwar schon unzählige Male für Kino und TV verfilmt, doch Luigi Comencinis sechsteilige Miniserie zählt immer noch zu den gelungensten Versionen. Das Fernsehabenteuer ist mit viel Phantasie inszeniert und wird von Darstellern wie Gina Lollobrigida, Mario Adorf oder Lionel Stander zum Leben erweckt; die DVD ist leider nicht mit nennenswerten Extras ausgestattet.

Links:

Perfect Disaster


(GB/USA 2006/Region 2/polyband)

 

Propheten und Sektierer haben den Weltuntergang schon oft vorausgesagt, aber wie das bei Politikerversprechungen halt so ist: alles nur heiße Luft. Wird die jedoch von einer in Sydney tobenden Feuerwand ausgestrahlt, dann sieht die Sache schon anders aus. "Feuersturm" ist eines der sechs Naturkatastrophen-Szenarios, das im Rahmen der "Perfect Disaster"-Reihe für den Discovery Channel produziert wurde. Unterstützt durch ordentliche Effekte rast hier ein Supertaifun auf Hongkong zu, ein Solarsturm trifft auf New York, ein Tornado wütet durch J. R.s Heimatstadt, London wird überflutet, und auch den friedlichen Kanadiern vergeht das Lachen, wenn ein Eissturm für fallende Temperaturen sorgt. So schnell kann´s also gehen ...

Links:

Fast Forward


Countdown

(Rußland 2006/Region 2/e-m-s)

 

Während sich die halbe Welt wegen "Wächter der Nacht" in die Hosen machte, zog dieser im Gegensatz zum erfolgreichen SF-Nonsens gelungene Action-Streifen eher ruhig an uns vorbei. Statt auf spektakuläre Optik und ein hanebüchenes Drehbuch zu setzen, plätschert der Terroristenkracher zwar visuell vor sich hin, liefert dafür aber einen spannenden und ordentlich inszenierten Genre-Beitrag. Anschauen, bei kleineren Fehlern einfach ein Auge zudrücken und vorher einen Wodka trinken. Oder auch zwei.

 

Bram Stokers Shadowbuilder

(USA 2006/Region 2/Concorde)

 

Wer das Pech hatte, einen der unzähligen "Bram Stokers was-auch-immer" gesehen zu haben, die NICHT von Francis Ford Coppola stammen, bekommt es hier schon im vorhinein mit der Angst zu tun. Aber halt: Apokalypse ist nie verkehrt - und Michael Rooker, Darsteller des legendären Henry und dadurch wie einst Karlheinz Böhm für immer gebrandmarkt, kann als Priester auch nur gut sein. Hier bringt der personifzierte Schatten Dunkelheit über die Stadt, pflanzt garstige Gedanken in die Köpfe der Bewohner und stürzt auch die örtliche Kirche ins Chaos. Nur Rooker als rauhbeiniger Priester/Killer mit Zwillingspistolen und der lokale Sheriff stellen sich dem Beelzebuben in den Weg. "Shadowbuilder" gehört zu der Art von Filmen, über die man normalerweise nächtens beim Zappen stolpert - und dann hängenbleibt. Mit anderen Worten: eine amüsante Nichtigkeit.

 

Jagdfieber

(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Großer fauler Haustier-Grizzly soll hinaus in die Wildnis und dort seinen Bären stehen. Dazu: ein psychopathischer Jäger als Gegenspieler und ein durchgeknallter Esel als Sidekick. Niedlicher Zeichentrickspaß für die ganze Familie, mit den Stimmen von Martin Lawrence, Gary Sinise und Ashton Kutcher.

 

Saw III

(USA 2006/Region 2/Kinowelt)

 

Wer Filme wie "Pirates of the Caribbean II/III" oder "Harry Potter IV/V" für gutes Kino hält, wird wahrscheinlich auch am dritten "Saw"-Teil seine Freude haben. Der ist zwar besser als der zweite und um einiges grauslicher, aber immer noch richtiger Blödsinn. Lieber die ungeschnitte britische DVD ausleihen (oder zur exklusiv für Österreich produzierten Auflage greifen), zwischen den Fallenszenen vorspulen und danach "Wolf Creek" anschauen. Teil vier und fünf von "Saw" sind übrigens bereits in Arbeit.

 

Evil

(Griechenland 2006/Region 2/Sunfilm)

 

Anstatt endlich ein ordentliches Feuerwarnsystem zu installieren, machen die Griechen neuerdings sogar lieber Zombiefilme. Oder besser gesagt: einen Zombiefilm. Der ist zwar besser als die meisten anderen derzeit kursierenden Low-Budget-Kadaver, aber immer noch ein derart schlechter "28 Days Later"-Verschnitt, daß einem das Grausen kommt. Höchstens für Hardcore-Genrefans oder feuchtfröhliche Gemeinschaftsabende zu empfehlen.

Links:

Die fünf Pennies

Nice-Price-Tip


(USA 1959/Region 2/Paramount)

 

Der König der Spaßmacher, Seite an Seite mit Satchmo: In "Die fünf Pennies" schlüpft Danny Kaye in die Rolle von Jazzlegende Loring "Red" Nichols - und spielt in dem Biopic unter anderem "When The Saints Go Marching In" mit Louis Armstrong. "Red" war nicht nur einer der besten Kornett-Spieler aller Zeiten, sondern auch der Mann hinter der Dixieland-Kombo The Five Pennies, zu der unter anderem Glenn Miller, Benny Goodman und Gene Krupa gehörten.
Obwohl der Film durch die Kayesche Darstellung etwas aufgelockert wirkt, erzählt er relativ geradeheraus die Lebensgeschichte von Nichols, der die Kornettaufnahmen übrigens selbst einspielte. "Dallas"-Fans werden sich über die junge Mutter Ewing (Barbara Bel Geddes) freuen, die die Frau an Reds Seite spielt.

Links:

Kommentare_

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 4/2014

Blaue Ruinen und heilige Berge

Es knallt, es kracht - und es wird esoterisch. Zücken Sie die Fernbedienungen und lehnen Sie sich für unsere Heimkinoempfehlungen gemütlich im Fernsehsessel zurück.  

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 3/2014

Bye, bye, A.I.?

Der große, böse Wolf kommt neuerdings aus Israel, Roy Battys Low-Budget-Nachfolgerin dafür aus Großbritannien. Dazwischen tummeln sich die Anarcho-Trickfilmfiguren Ren und Stimpy, US-Sexualforscher sowie jede Menge Genrekost.  

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 2/2014

Schau mir in die Augen, Kleines!

Lernen Sie, wie man am besten durch Drogen reich wird. Sehen Sie zu, wenn Orson Welles mit Charlton Heston Schlitten fährt. Oder reisen Sie mit den Mystic Knights of the Oingo Boingo per Anhalter durch die Heimkino-Galaxis.  

Video
Blu-ray-/DVD-Tips 1/2014

Plasma an!

Arm gegen reich, Profitgier gegen Rückgrat - und natürlich jede Menge Blei: unsere aktuellen Heimkinoempfehlungen sind angerichtet.  

Video
DVD-Tips 12/2013

"Do I feel lucky?"

"Well, do ya, punk?" Eine amerikanische Doku widmet sich dem Verfasser dieser Zeilen. Wem das nicht gefällt, der darf mit Quentin Dupieux Hundefänger spielen oder den Fernsehabend mit Dr. Lecter verbringen. Wohl bekomm´s!  

Video
DVD-Tips 8/2013

Halali im Heimkino

Mel Gibson ist auf der Flucht, Sly Stallone auf der Jagd - während Michael Shannon und Chloë Sevigny den Finger stets am Abzug haben und Kevin Spacey im Weißen Haus nicht nur die Puppen tanzen läßt.