Video_DVD-Tips 3/2008

Von Schneewehen und Schäferhunden

Simon Pegg gibt den Marathon-Mann, Christina Ricci schwitzt in der Chaingang, Ron Perlman pfeift aufs ökologische Gleichgewicht. Ansonsten im Programm: martialische Gefechte von gestern und durchgeknallte Ballerei.    16.04.2008

Jürgen Fichtinger

The Last Winter

ØØØ 1/2

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(USA/Island 2006/Region 2/Sunfilm)

 

Alle reden von der globalen Erwärmung, herausgekommen ist dabei (abgesehen von einigen gelungenen Dokumentationen) bisher wenig. Auftritt: Independent-Filmemacher Larry Fessenden, der sich bereits in "No Telling" ökologischer Thematiken angenommen hatte. In "The Last Winter" entführt er den Zuseher in die Weiten Alaskas. Dort ist es mittlerweile aber gar nicht mehr eisig kalt, stattdessen regnet es während des arktischen Winters - sehr zum Mißfallen von Ron Perlman, der mit seinem Team im Auftrag einer Ölgesellschaft aktiv werden soll ...

Fessenden gelingt es in seinem bisher reifsten Werk, eine wunderbar bedrückende Atmosphäre zu schaffen, in der nicht nur den Lagerbewohnern die Decke auf den Kopf fällt. Obwohl er seine drohende Apokalypse mit etwas mythologischem Garn streckt, hat es schon lange nicht mehr soviel Vergnügen bereitet, dem eiskalten Händchen von Mutter Natur bei der Arbeit zuzusehen.

Demnächst stehen übrigens mit M. Night Shyamalans "The Happening" und Jamie Blanks Remake des australischen Wochenendabenteuers "Long Weekend" zwei weitere Öko-Thriller auf dem Programm. Und: Saul Bass´wunderbarer "Phase IV" von 1974 erscheint in den USA endlich auf DVD.

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Black Snake Moan

ØØØ 1/2

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(USA 2006/Region 2/Paramount)

 

Weiße Katze, schwarzer Kater: Christina Ricci gibt die nymphomanisch veranlagte White-Trash-Südstaatenbraut Rae, die auf den ausgebrannten Blues-Gitarristen Lazarus (Samuel L. Jackson) trifft. Der legt sie kurzerhand in Ketten, um ihr die selbstzerstörerischen Flausen auszutreiben. "Hustle & Flow"-Regisseur & -Drehbuchautor Craig Brewer liefert auch mit seinem zweiten Werk einen guten Grund, seine Karriere weiterhin im Auge zu behalten. Und wer sich weder am Zusammenspiel der beiden Charaktere noch an den wunderbaren Blues-Klängen des Soundtracks erfreuen kann, dem bleibt immer noch eine halbnackte Ricci ...

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Run, Fatboy, Run

ØØ 1/2

Import-Tip: GB

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(GB/USA 2007/Region 2/Entertainment in Video)

 

Bevor er im kommenden "Star Trek"-Streifen als Scotty die Crew der Enterprise durch die Weltgeschichte beamt, muß Simon Pegg in "Run Fatboy Run" noch als Marathonläufer auf die altmodische Tour schwitzen. Die Vorgeschichte: Nachdem er seine große Liebe Libby (Thandie Newton) schwanger am Altar stehen hat lassen, ging es mit Dennis (Pegg) bergab. Er hat einen Bierbauch, raucht und ist ziemlich schlecht in Form. Als er feststellt, daß seine Beinahe-Ex einen Neuen hat (Hank Azaria), der nicht nur erfolgreich ist, sondern dem auch Dennis´ Sohn am Herzen zu liegen scheint, beschließt er, etwas zu unternehmen: Er nimmt erstmals am London-Marathon teil, um Libby zu beweisen, daß er auch anders kann. Was folgt, ist typische RomCom-Unterhaltung, die zwar zu gefallen weiß, aber letztlich nicht darüber hinwegtäuscht, daß das Drehbuch ursprünglich ein typischer US-Streifen hätte werden sollen. Simon hin, Pegg her.

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Fast Forward


Zatoichi Meets the One Armed Swordsman

(Japan/Hongkong 1971/Region 2/Rapid Eye Movies)

 

Mit Toshiro Mifune als Kurosawas Yojimbo hat sich Shintaro Katsu im ersten Crossover-"Zatoichi" bereits ein handfestes Stelldichein geliefert. Jetzt trifft der blinde Masseur in dieser lääängst überfälligen DVD-Veröffentlichung auf den wohl größten Helden des klassischen Eastern-Kinos: Jimmy Wang Yu alias "The One Armed Swordsman" (eine Rolle, die später Ti Lung als "The New One Armed Swordsman" neu belebte). Apropos amputierte Kung-fu-Krieger: Den geschmacklosen Zenit erreichte diesbezüglich Joe Law mit seinen "Crippled Masters". Anschauen und jubeln!

 

Denn sie kennen kein Erbarmen

(USA 2007/Region 2/Koch Media)

 

Von wilden Schwertschwingern zu den schießenden Pistoleros des Italo-Westerns: Zwei Deutsche machen sich auf ins spanische Almeria, die einstige Hochburg des Genres, und beleuchten Aufstieg und Fall des Spaghetti-Westerns. Aufschlußreich für Neulinge, dank guten Archivmaterials und zahlreicher Interviews aber auch für alte Hasen interessant.

 

Die Farbe des Krieges

(USA 2007/Region 2/Polyband)

 

Auf drei DVDs finden Geschichtsinteressierte hier die elfteilige WK-2-TV-Dokumentation, bestehend aus Originalfarbaufnahmen und erzählt via vorgelesenen Briefen und Tagebucheintragungen: ein interessanter Ansatz, der dem Zuseher eine historische Auffrischung mit persönlicher Note serviert.

 

Shoot ´em Up

(USA 2007/Region 2/Warner)

 

Clive Owen als namenloser Fremder, Monica Bellucci als laktierende Prostituierte und dazu jede Menge Schießgewehre sowie Paul Giamatti als vieltelefonierender Gegenspieler - eigentlich das ideale Ausgangsmaterial für hirnloses Ballervergnügen. Leider versagt Regisseur und Drehbuchautor Michael Davis und liefert derart sinnloses Tschinbumm-Kino ab, daß man "Crank" erst richtig schätzen lernt. Da helfen - vor allem angesichts des unverschämten Verkaufspreises - auch die vielen witzigen und gemeinen Details nichts mehr ...

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Kommentare_

Dr. Trash - 14.04.2008 : 20.32
Lieber Herr Fichtinger! Ansonsten teile ich ja fast immer Ihre Meinung - aber "Shoot ´em up", soviel muß ich doch sagen, ist das reine spätabendliche Filmvergnügen, voll wunderbarer Action-Ideen und mit einer Handlung, die man auch gern in einer Graphic-Novel lesen würde. Das weiß man dann ziemlich gleichauf mit "Crank" zu schätzen - obwohl dem Doc "Shoot ´em up" eigentlich besser gefällt ...
jf - 14.04.2008 : 21.50
Lieber Herr Doktor,

zugegeben, Sie haben nicht ganz unrecht. Bei einer zweiten Durchsicht des bleihaltigen Spektakels amüsierte ich mich tatsächlich etwas besser. Weil man weiß, was einen erwartet. Trotzdem geht ihm meiner Meinung nach der Zug ab, den die Kollegen "Crank" & "Running Scared" draufhaben. Blödsinn wie "Smokin' Aces" ist er dafür haushoch überlegen und sowieso eine Sünde in der Videothek wert. Nur bei einem DVD-Verkaufspreis von ca. 25 Euro hört sich der Spaß auf.
cp - 14.04.2008 : 23.33
Sinnloses Tschinbumm-Kino? Genau! Und: gut so. Ein Bugs-Bunny-Film mit echten Menschen - und der Bellucci noch dazu (inkl. wahnsinnigstem Filmsex der letzten Jahre). Der Owen ist als asozialer Anti-Bond auch eine große Hetz, möchte ich gegen keinen Statham der Welt tauschen.

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