Video_DVD-Tips 1/2009

Heigh ho! Who is there?

Erstens: endlich Robin Hardys großartiger "Wicker Man". Zweitens: japanische Gangster. Drittens: digitale Vergangenheitsbewältigung in Sachen Underground der 70er und 80er. Das bringt den Player zum Rotieren ...    28.01.2009

Jürgen Fichtinger

The Wicker Man (2-Disc S.E.)

ØØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

(GB 1973/Region 2/Kinowelt)

 

Daß die Briten während der 60er und 70er elementare Beiträge zum Horror-Genre geleistet haben, steht dank zahlreicher Produktionen der Hammer- und Amicus-Studios oder Kostbarkeiten wie Pete Walkers "Frightmare" und Piers Haggards "In den Krallen des Hexenjägers" außer Frage. Mit reichlich Verzögerung erscheint jetzt endlich auch Robin Hardys "The Wicker Man" in unseren Breitengraden. Der großartige Wicca-Streifen war bisher lediglich in der britischen Anchor-Bay-Auflage als brauchbarer Release erhältlich, über das miserable Nicolas-Cage-Remake breiten wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens.

Im Original dreht sich alles um eine verschwundene Maid auf dem abgeschotteten Eiland Summerisle. Dort ermittelt Sergeant Neil Howie und stellt fest, daß die Insulaner mit dem traditionellen Christentum nicht viel am Hut haben. Stattdessen konfrontiert ihn die verschrobene Gemeinde mit eigenartigen Bräuchen, großartigem Liedgut und Christopher Lee mit einer Langhaarperücke.

Auch nach mehr als 35 Jahren hinterläßt Hardys eigensinniges Werk garantiert einen bleibenden Eindruck. (Schade ist nur, daß man auf den Audiokommentar der britischen DVD-Version verzichtet hat.) Hoffen wir, daß die geplante Forsetzung "Cowboys for Christ" den teuflischen Ruf des Originals nicht besudeln wird. Falls doch, bleiben dem Regisseur immer noch Paul Giovannis wunderbare Zeilen: "Heigh ho. Who is there? No one but me, my dear."

Links:

Yakuza im Doppelpack


The Third Yakuza 1 & 2

ØØ 1/2 (ØØØ für Fans)

(Japan 1995 & 1996/Region 2/ Pierrot le Fou)

 

Minbo - Die Kunst der Erpressung

ØØØØ

(Japan 1992/Region 2/Sunfilm)

 

Zwei interessante und höchst unterschiedliche Vertreter des Yakuza-Genres aus den 90ern sind mittlerweile auf DVD erhältlich: Takashi Miikes Frühwerk The Third Yakuza erzählt als knapp dreistündiger Zweiteiler von Intrigen, Wertekonflikten und internen Machtkämpfen innerhalb der ehrenwerten Gesellschaft Japans. Statt den mittlerweile gängigen Miike-Irrsinn zu bieten, konzentrierte sich der Regisseur bei der vorliegenden Videoproduktion, abgesehen von ein paar "Ausrutschern", mehr auf die Erzählebene und lieferte solide Unterhaltung für Fans. Dem Label gebührt für die Veröffentlichung des bis dato eher unbekannten Werks ein herzhaftes kanpai.

Ein gänzlich anderes Kaliber fährt der 1997 verstorbene Juzo Itami in seiner wunderbaren und unbedingt sehenswerten Komödie Minbo - Die Kunst der Erpressung auf. Itamis damalige Ehefrau Nobuko Miyamoto gibt darin eine spitzzüngige Anwältin, die den stets lauten Gangstern beim Versuch, die Belegschaft eines Hotels zu erpressen, mittels gezielter Respektlosigkeiten den Wind aus den Segeln nimmt. Im Gegensatz zum Publikum war die Yakuza seinerzeit gar nicht von der humorvollen Demontage ihres Images begeistert und prügelte Itami krankenhausreif.

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Gitane Demone - Life After Death (2-Disc S.E./Lim. 3-Disc-Edition)

ØØØ

Import-Tip: USA

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(Europa 1988-1998/Region 0/Cult Epics)

 

Sie gilt als "Madonna´s naughtier underground cousin" und intonierte unter anderem Seite an Seite mit Rozz Williams in den 80ern für Christian Death deren Ansichten über Gott und die Welt. In der dreieinhalb Stunden Material umfassenden Special Edition erzählt Gitane Demone zuerst ihre Lebensgeschichte. Unterlegt von Archivmaterial, Live-Aufnahmen und Interview-Passagen wird über die Hintergründe und Motivationen der Sängerin, ihre ganz persönliche Art von Eskapismus, den Austausch von Körperflüssigkeiten und ihre Solokarriere berichtet. Zwischen Fetish-Chic und jazzig-verrauchten Melodien offenbart Demone dabei ihre musikalische Bandbreite und demonstriert, daß sie sich den Platz neben Lydia Lunch und Konsorten redlich verdient hat.

Die limitierte Auflage bietet neben den beiden DVDs auch noch einen autobiographischen Essay sowie eine CD mit seltenen Demo-Aufnahmen.

Links:

Population: 1 (2-Disc S.E.)

ØØØØ

Import-Tip: USA

Leserbewertung: (bewerten)

(USA 1986/Region 0/Cult Epics)

 

Von melancholischen Blondinen zu schrillen Vögeln: Rene Daalders präapokalyptische Reminiszenz stellt Tomata du Plenty in den Mittelpunkt. In "Population: 1" gibt der Frontman der Synthie-Punks The Screamers den letzten Menschen auf Erden und zimmert sich seine individuell angepaßte Historie zurecht. Unterlegt ist das mehr oder weniger analoge Multimediaspektakel mit wilden Videomontagen, Live-Material von The Screamers, Passagen aus Daalders unvollendetem Projekt "Mensch", zahlreichen Musikeinlagen von du Plenty und Sheela Edwards sowie diversen Gastauftritten (u. a. Vampira, Al Hansen und Beck). Der ehemalige Russ-Meyer-Protegé, auf dessen Konto unter anderem der 70er-Jahre-Teenie-Horror "Massacre at Central High" und die Bas-Jan-Ader-Dokumentation "Here Is Always Somewhere Else"gehen, gilt als Virtual-Reality-Pionier und arbeitete unter anderem mit den Musikern wie den Sex Pistols und Supertramp zusammen.

"Population: 1" ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack und führt bei unsachgemäßer Einnahme durchaus zu Hirnsausen; wer sich jedoch auf Daalders eigenwillige Vision einläßt, dem beschert der Holländer einen interessanten Flug über das Kuckucksnest. Als Bonusmaterial gibt es unter anderem einen großartigen Live-Auftritt der Screamers von 1979, eine Mockumentary über Daalders erstes großes Hollywood-Projekt sowie Ausschnitte aus Vampiras letztem Interview. In diesem Sinne: Prepare for 215 minutes of fear!

Links:

Fast Forward


No Man´s Land: The Rise of Reeker

ØØ1/2

(USA 2008/Region 2/Alive)

 

Sequel, die erste: Wieder gibt es ein kleines Stelldichein mit dem Sensenmann in der Wüste. Erählt garantiert nichts Neues; Kenner des Vorgängers können sich damit jedoch getrost die Zeit vertreiben.

 

Anaconda 3

Ø 1/2

(USA 2008/Region 2/Sony)

 

Sequel, die zweite: Wissenschaftler haben den lebensverlängernden Bestandteil der Blutorchidee mittlerweile genauer analysiert und betreiben am Rande einer Großstadt wilde Genmanipulationen. Die Schlange kommt aus, David Hasselhoff rein - und der Zuseher bekommt genau das, was er sich nach diesen Zeilen erwartet. Don´t hassle the Hoff! (Im Februar feiert übrigens "Anaconda 4:Trail of Blood" seine Sci-Fi-Channel-Premiere.)

 

Alone in the Dark 2

Ø

(USA 2008/Region 2/Splendid)

 

Sequel, die dritte: Wer immer noch der Meinung ist, daß Uwe Boll der schlechteste Regisseur der Welt sei, dem empfehlen wir die Ansicht dieses Debakels. Wo der Erstling noch über dieses gewisse Bollsche je ne sais quoi verfügt, liefern Michael Rösch und Peter Scheerer nicht nur einen unsagbar belanglosen Langweiler, sondern noch dazu einen der miserabelsten Audiokommentare aller Zeiten.

 

Oxford Murders

ØØØ

(Spanien/GB/F 2008/Region 2/Koch)

 

Nachdem Álex de la Iglesia sein einstiges Fu-Manchu-Projekt nie realisieren konnte, mußte er sich wohl mit dieser internationalen Koproduktion zufrieden geben: Elijah Wood und John Hurt versuchen darin einen Mörder mit Vorliebe für mathematische Formeln dingfest zu machen. Das Ergebnis ist keine Meisterleistung, aber im Gegensatz zu manchen Behauptungen eine unterhaltsame Schnitzeljagd.

 

Rescue Dawn

ØØØ1/2

(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Statt Klaus Kinski schickt Werner Herzog diesmal Christian Bale in den Dschungel. Er spielt den Piloten Dieter Dengler, der einen ungewollten Aufenthalt in einem vietnamesischen Gefangenenlager zu ertragen hat. Und weil Rambo nicht da ist, wenn man ihn einmal braucht, muß Dengler die Flucht selbst organisieren. Der Film basiert übrigens auf einer wahren Geschichte. Apropos Geschichte: Herzog arbeitet derzeit an "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans", was "Bad Lieutenant"-Regisseur Abel Ferrara gar nicht lustig findet. Aber von dem hat Herzog nach eigenen Angaben noch nie gehört ...

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