Video_Bulletproof Gangster
Malen nach Zahlen
Cleveland, 1976: Ein dickköpfiger Ire entfesselt einen blutigen Bandenkrieg. Der Film von Jonathan Hensleigh bedient sich bemerkenswert dreist bei einschlägigen Vorbildern.
26.05.2011
Danny Greene (Ray Stevenson) will nach oben. Wie, ist dem irischen Hafenarbeiter egal - nur schnell muß es gehen. Dabei eventuell auftretende Hindernisse interessieren ihn nicht. Entsprechend skrupellos nimmt er die erste Hürde und entmachtet kurzerhand den örtlichen Gewerkschaftschef (Bob Gunton).
Verbündet mit Gangsterfreund John Nardi (Vincent D'Onofrio), stellt sich Danny den herrschenden italienischen Mafiaclans in den Weg und bricht einen Bandenkrieg vom Zaun.
Den Iren gab es wirklich. "Bulletproof Gangster" basiert auf seiner Geschichte, die 1998 zu dem Buch "To Kill The Irishman" verarbeitet wurde. Doch wer war Danny Greene? Regisseur und Co-Autor Jonathan Hensleigh kümmert sich so gut wie gar nicht um die Beantwortung dieser zentralen Frage; die Psychologie Greenes wird nicht einmal angerissen. Die Figur ist bloße Hülle - ein kraftstrotzender, todesmutiger Draufgänger, der dem Schicksal ein Schnippchen schlägt, solange es eben geht.
Der ehrgeizige Ire setzt alles aufs Spiel, riskiert Haus und Hof, und sein Leben sowieso. Von Diplomatie oder strategischen Winkelzügen hält er wenig, sondern geht die Probleme lieber direkt an - wobei er einen endgültigen Lösungsansatz bevorzugt. Sein Karriereweg fällt entsprechend zerstörerisch aus; denn es sind vor allem Serien von Bombenanschlägen, die die Auseinandersetzungen der rivalisierenden Banden illustrieren. Den etablierten italienischen Mitbewerbern ist er schon bald ein Dorn im Auge, und es bilden sich - eher aus der Not geborene - Koalitionen gegen den irischen Eindringling.
Auffallend bei "Bulletproof Gangster" ist die umfangreiche Plünderung unzähliger Genrevorbilder. Eine diesbezügliche Eingrenzung auf bestimmte Quellwerke ist praktisch unmöglich, Cagney-Klassiker der ersten Tonfilmstunde fungieren ebenso als Stichwortgeber wie Scorseses Spätwerke. Das Ergebnis dieses ungenierten Raubzuges wirkt arg automatisiert und bleibt dadurch stets vorhersehbar.
Der Streifen versammelt eine erstaunliche Anzahl von Nebendarstellern mit Gangsterfilmvergangenheit: Neben Christopher Walken - der allerdings kaum mehr als einen Cameo-Auftritt absolviert - sind unter anderem Tony Lo Bianco ("French Connection", "F.I.S.T."), Paul Sorvino ("Good Fellas"), Robert Davi ("James Bond - Lizenz zum Töten") und Steve Schirripa ("Die Sopranos") mit von der Partie. Ihre Einsätze beschränken sich jedoch auf die Verkörperung klischeehafter Figurenmuster; und ein tief gefallener Val Kilmer versinkt als Erzähler und Nebepart in völliger Belanglosigkeit.
Kurzweilige Action mit einem energiegeladenen Haudrauf-Protagonisten verleihen einer Produktion konventionellsten Strickmusters einen begrenzten Unterhaltungswert. Mehr gibt dieser vor jeglichem Einfallsreichtum gefeite "Bulletproof Gangster" aber nicht her.
Dietmar Wohlfart
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