Video_Basic Instinct 2
Aufpolierter Lückenfüller
Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett - und Sharon Stone scheinbar nicht ohne Eispickel. Dieses Mal hat es das blonde Gift auf einen Psychiater abgesehen ...
27.11.2006
Als bekannt wurde, daß 14 Jahre nach dem seinerzeit für Aufruhr sorgenden Film "Basic Instinct" ein Sequel produziert werden sollte, schüttelten Millionen die Köpfe. Regisseure wie John McTiernan oder David Cronenberg hatten das Projekt dankend abgelehnt, so wie zahlreiche potentielle männliche Opfer - und selbst Fräulein Stone wollte eine Zeit lang nichts von dem Projekt wissen. Dann schaffte sie es aber doch, einen Vertrag zu bekommen, der ihr die volle Gage garantierte, ob der Film nun gedreht wurde oder nicht.
Natürlich wurde er - und selten waren die Erwartungen an ein Sequel geringer, was sich auch in seinem "Gastauftritt" an den Kinokassen widerspiegelte. Mit dem kontroversen Original, geschrieben von "Hollywood Animal" Joe Eszterhas und inszeniert von "Mad Dutchman" Paul Verhoeven, konnte es "Basic Instinct 2" einfach nicht aufnehmen; die Kritiker zerrissen den Streifen sowieso jauchzend in der Luft. Als neugieriger Mensch will man es natürlich trotzdem wissen und erhält dank DVD-Release nun Gelegenheit dazu.
Gleich die platte Eingangssequenz, in der sich Catherine Tramell samt weggetretenem Beifahrer mit fahrbarem Untersatz im Höllentempo selbstbefriedigend in den Fluß befördert, läßt Böses ahnen. Was folgt, ist das übliche Verwirrspiel, in dem sich die Blondine gekonnt aus der Sache herausräkelt und in weiterer Folge ihrem Psychiater (David Morrissey) das Leben zur Hölle macht. Während sie sein Umfeld geschickt manipuliert, pflastern Leichen ihren - und seinen - Weg, und auch der Londoner Cop "I want this cunt in jail" Washburn (David Thewlis) scheint nicht ganz integer zu sein.
Um es kurz zu machen: Der Film ist in etwa so erotisch wie eine Darmspülung; die Schauspieler agieren in einem stets artifiziell anmutenden Konstrukt und sind zur Gänze austauschbar. Die krampfhaften Bemühungen des Streifens, anrüchige Atmosphäre zu schaffen, scheitern am mangelnden Nährwert des Scripts. Stone selbst stolziert in freizügigen Designer-Fetzen durch die Kulissen und glaubt, daß Telefonsexstimme, ein wenig schales Rumgevögel und der ewig gleiche Blick ausreichen, um zumindest die Herzen der männlichen Zuseher höher schlagen zu lassen. Zumal die Dame sowieso stets in engelsgleiches Licht gehüllt ist (wie beispielsweise auch Madonna in "Die Another Day"), damit man ihr die Jahre nicht ansieht. Aber leider: Es funktioniert nicht.
Obwohl sie dank Paul Verhoeven scheinbar bis heute ihre Klasse-A-Gagen-Berechtigung trotz einer Reihe filmischer Nichtigkeiten nicht verloren hat, reicht der Glanz von vorgestern bei weitem nicht aus, um Stone in ihrer einstigen Paraderolle als Ms. "Beaver-shot" nochmals erstrahlen zu lassen. Sie wirkt eher wie wie ein billiges Abziehbild.
Trotzdem ist "Basic Instinct 2" nicht so schlecht wie behauptet und besitzt auf DVD - oder später im Fernsehen - durchaus eine Daseinsberechtigung. Wer sich also nicht mehr als gängige Thriller-Ware ohne Erinnerungswert - aber dafür mit einem kleinen Twist am Schluß - erwartet, darf sich guten Gewissens zurücklehnen und den Inhalt der zwei Stunden Zelluloid/Silberscheibe nicht allzu ernst nehmen - wir haben alle schon Schlechteres gesehen. Solange man uns in 14 Jahren nur ein weiteres Sequel erspart ... (Falls es doch sein muß, schlagen wir als Titel "Die Nacht der reitenden Leiche" vor).
Jürgen Fichtinger
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