Video_Avenging Angelo
Avoiding Angelo
Nicht totzukriegen, dieser Stallone: Erneut versucht sich der Pensionisten-Rambo in komödiantischen Gefilden und scheitert - wieder einmal.
07.06.2004
Sylvester Stallone ist ja schon einiges gewöhnt... Die Filme der einstigen Action-Ikone wurden bereits gegen Ende des vorigen Jahrtausends endgültig von unseren Leinwänden verbannt und verstauben seither in den Regalen unpersönlicher Videoverleihketten.
Genau dorthin gehört leider auch Martyn Burkes "Avenging Angelo". Als treuer Bodyguard Frankie schirmt Sly den dümmlich-platten Mafia-Klamauk dieses Streifens erfolgreich vor humoristischen Einflüssen jeglicher Art ab. Dabei wird der alte Recke durch den hysterisch-naiv angelegten weiblichen Hauptpart (auch Madeleine Stowe hat schon bessere Zeiten erlebt) kongenial unterstützt. Stowe spielt Jennifer Barrett, die zum bevorzugten Zielobjekt eines wütenden Italo-Syndikats avanciert. Denn sie ist eigentlich eine waschechte Allieghieri und somit einzige Nachkommin des kürzlich liquidierten Mafiapaten Angelo (Anthony Quinn in seiner letzten Rolle), der das Mädel einst zur Adoption freigab. Natürlich schwebt Jennifer, die sich ihrer sizilianischen Wurzeln ganz und gar nicht bewußt ist, nach der Ermordung Don Angelos in beträchtlicher Gefahr, da Mafiosi ein naturgemäß rachsüchtiges und überaus gründliches Pack sind. Wenigstens findet die ahnungslose Jennifer - nunmehr zum Abschuß freigegeben - in Frankie Delano (Sylvester Stallone), dem ehemaligen Leibwächter und loyalen Vertrauten ihres leiblichen Vaters, einen zuverlässigen Beschützer.
Regisseur Burke macht uns mit "Avenging Angelo" ein Angebot, das wir unmöglich annehmen können. Seine völlig mißratene "Godfather"-Parodie hält ihren unterirdischen Qualitäts-Level konstant bis zum Schluß durch. Auf sporadisch auftretendes Action-Geplänkel folgt regelmäßig ein bemerkenswert schwungloses, pseudoromantisches Intermezzo mit Frankie und Jenny in den unrühmlichen Hauptrollen, adäquat unterlegt mit übelkeitserregendem Seicht-Pop aus der Mainstream-Konserve. Man kann förmlich seine Uhr danach stellen. Zudem wird hier noch so ziemlich jedes ausgelutschte Mafia-Klischee ausgegraben und - unter dem Vorwand einer ironisch übertriebenen Verfremdung des Materials - in höchst dilettantischer Form wiederaufbereitet. Doch ob nun auf todgeweihte Paten, idyllische Seebestattungen oder die fast schon obligatorischen Flashbacks ins Sizilien vergangener Tage zurückgegriffen wird - die üppige Leichenfledderei führt einfach zu keinem befriedigenden Ergebnis.
"Avenging Angelo" bleibt zu jeder Zeit humorfreies Sperrgebiet. Will Aldis´ Script-Katastrophe enttäuscht durch entwürdigende Dialoge und krankt an ausgeprägter Einfallslosigkeit sowie gänzlich fehlendem Spannungspotential. Der Inszenierung mangelt es an Elan und Biß; die banale Gangster-Klamotte verendet letztendlich an chronischer Harmlosigkeit.
Daß Stallone über enorme Nehmerqualitäten verfügt, steht dabei außer Frage. Slys Mitwirkung in diesem äußerst lauen Machwerk der unkomischen Art wird seinem längst in Trümmern liegenden Image wohl kaum noch weiter schaden können. Ein wenig anders liegt der Fall bei Regisseur Burke selbst: Als Verantwortlicher für diesen Mist hat er sich eine ausgedehnte Spazierfahrt in Joe Pescis Kofferraum redlich verdient.
Dietmar Wohlfart
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