Jaga Jazzist
20. 5., ab 20 Uhr
WUK, Währinger Straße 59, 1090 Wien
Neue Platte: "The Stix" auf NinjaTune/Zomba
Live: Jaga Jazzist 19.05.2003
Es war schon in den Seventies ein Tagtrauma, als dem großen allmächtigen Rock der Heiligenkult verloren ging. Statt weiter Ersatzreligion und Gegenkultur zu sein, ersetzten plötzlich Klangbürokraten die gewohnten drei bis vier messianischen Berserker. Konzerte wurden eine reine Kollapsschau, wo Soli für Soli Krebsgeschwüren gleich aus den Songstrukturen wucherte.
Progressive schimpft man damals wie jetzt. Nur heute trifft es die verzweifelt nach Reinkarnation schreiende Intelligent-Dance-Szene, die Heerscharen an Laptop-bewaffneten Ödköpfen kaputt geschlagen haben. Notflucht: Ernste Musik. Seriöses Musicianship. Jazzvermengung. Akademisch Töne durchpimperndes Showing-off.
Wir sagen: Progfloor, No Ma'am! Ein Jahrzehnt K&D war Peace-Terror genug! Doch üble Zeiten haben auch schöne Kinder. Und wie Phöenixe aus dem Stilschleim erheben sich zumindest zwei Projekte, die ähnlich Tortoise den Schritt weiter mit Glut unter den fiddelnden Fingerkuppen vermengen.
Londons Cinematic Orchestra und die norwegischen Jagga Jazzist, allesamt mindestens fünf Nasen hoch bis weit jenseits des Dutzends. Und das Zehnerpack Jaggas rührt abseits des Manierismus und des aufgeblähten Jazzschwitzelns ein dermassen hitzig pumpendes Stilgemisch zusammen, daß man die bunt und vollmundig sprudelnden, querschlägernden, wieselnden Beats nur mehr ergötzt mit Jehovah anbrüllen mag. Fusionexstase. Soundtrackende Sweetness im swingenden Bopperbett. Supersacht von der Hand gehende Funk-Notzucht. Oscar Peterson im mitternächtlichen Partyfreakout. Nicht fragen, genießen. Frühlingsfieber got ya ass!
Jaga Jazzist
20. 5., ab 20 Uhr
WUK, Währinger Straße 59, 1090 Wien
Neue Platte: "The Stix" auf NinjaTune/Zomba
Das Prinzip der Rache ist eine der elementarsten Lebenserfahrungen, schneidet erfrischend hemmungslos durch Gesellschaftsauftrag und PC-Behaviorismus. Nichts ist entsprechend logischer, als "Medea" - das "Revenge Epic No. 1" - mit Häftlingen hinter Zellenmauern zu inszenieren.
What a Fuck! Gerödel und Geruckel von wahrhaft historischem Wert, zusammengefangen in einer in jedem Sinn erschöpfenden Monsterladung Kopulationsfilm.
Die Zukunft ist Crossbreeding, also Querpuderei - gesellschaftlich, körperlich und kulturell. Das größte Balkan-Musikfestival macht´s auch ohne EU-Verordnung schmackhaft.
Duck you, Sucker! Der Schlamm menschlicher Niedertracht fliegt tief: sexy Sozialpornographie, verliebt flatternde Mongoloidenherzen und die Wiedergeburt der Virgin Prunes.
Eine theatralische Abrechnung mit der selektiven Ausmerzung unwerten Lebens in der Nazi-Ära. Statt aufklärerischem Thrill regiert jedoch der bigott jenseitige Zeigefinger.
Halbgott sei bei uns! Pissposeure wie Darkness und die Strokes mögen zwar die Alternative-Charts beeindrucken, aber nicht den Freund von Orgel und Headbang-Gitarre.
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