Goldfrapp - Black Cherry
ØØØØ 1/2
Mute/Virgin (GB 2003)
CD: Goldfrapp - Black Cherry 28.04.2003
Ausgeträumt. Da sich das Duo um Goldkehlchen Alison Goldfrapp und Produzent Will Gregory nach dem beachtlichen Erfolg des in orchestral-üppigen Breitwand-Sound getauchten, bittersüß-schwelgerischen Zeitverzögerungs-Pops ihres Erstlingswerks "Felt Mountain" zunehmend in seiner künstlerischen Bewegungsfreiheit beschränkt sah, ließ Goldfrapps highly anticipated Nachfolgewerk sehr lange auf sich warten, nur um jetzt für nicht wenig Verblüffung zu sorgen. Mit "Black Cherry" haben sie das sphärische Glühen ihrer Traumwelten gegen das neonfarbene Kunstlicht der Clubs eingetauscht.
Auf mehr als der Hälfte der neuen Stücke wird in harschen, trockenen Uptempo-Beats und Electro-Bleeps hochgradig artifiziell und dabei weit dreckiger und ungeschliffener nach vorne gerockt. Wenngleich z. B. beim Titeltrack noch die "alten" Goldfrapp durchschimmern, ist der Grundtenor bei "Train" oder "Tiptoe" doch der eines in aller Schlüpfrigkeit - Interessierte mögen sich selbst anhand der Texte vergewissern - nach außen deklamierten Hedonismus mit Ansatzpunkten zur kühlen Welt von Synth-Pop und Endsiebziger-Disco-Glam. Daß bei aller Neuorientierung auch noch richtig gute Songs erschaffen wurden, ist der größte Pluspunkt des mutigen, durch und durch meisterlichen Albums, dieser dunkel blühenden Schönheit.
Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".
Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.
Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.
Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.
Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.
Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".
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